Ruinerwold

U-Haft über Josef B. verhängt

17.10.2019

Der 58-jährige Österreicher steht im Zentrum der Ermittlungen.

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© Apa/Fotomontage
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Das Gericht der Provinz Noord-Holland in den Niederlanden hat die Untersuchungshaft über einen 58-jährigen Österreichers wegen des Verdachts des Freiheitsentzugs für die Dauer von 14 Tagen verhängt. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstagnachmittag per Twitter mit. Der Verdächtige wurde am Dienstag in Zusammenhang mit einer isoliert lebenden Familie im Ort Ruinerwold festgenommen.
 

Drei weitere Kinder

Die jahrelang auf einem Bauernhof in Ruinerwold isoliert lebende Familie in den Niederlanden soll laut Medienberichten noch drei weitere Mitglieder haben. Bisher ging man von sechs Kindern im Alter von 18 bis 25 Jahren und dem bettlägerigen Vater aus, der Lokalsender "RTV Drenthe" berichtete nun, dass es noch drei ältere Töchter geben soll.

Die drei weiteren Kinder sollen älter als 25 Jahre sein, ihr Aufenthaltsort sei unbekannt. Die niederländische Polizei hat am Donnerstag indes in einem Update zum Fall Ruinerwold mitgeteilt, dass es weiterhin unklar sei, ob sich die Familie freiwillig auf dem Bauerhof aufgehalten hat. Inzwischen seien die sieben Personen von einem Arzt untersucht worden, hieß es auf dem Internetportal der Behörde.
 
Die zuständige Polizeibehörde bestätigte am Donnerstag auf Anfrage der APA, dass die Exekutive auf dem Bauerhof selbst auf sechs Personen traf. Der 25-Jährige, der am Montag in einem Wirtshaus um Hilfe gebeten hat, war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Gelände anwesend. Alter und die Identitäten der sieben Personen sind weiterhin Gegenstand der Ermittlungen. Sie selbst gaben an, dass sie eine Familie seien: ein Vater und sechs seiner Kinder.

Moon-Sekte

Niederländische Medien berichten unterdessen, dass Josef B. der Moon-Sekte angehört haben soll. Die Vereinigungskirche wurde 1954 vom Koreaner Sun Myung Moon gegründet, er wurde als Messias verehrt. In die Schlagzeilen geriet die Sekte immer wieder mit den Massentrauungen bei denen fSegnungen in Stadien und per Satellit durchgeführt wurden. In Österreich hat die Vereinigungskirche laut eigenen Angaben rund 700 Mitglieder.

Sie fürchteten Tageslicht, glaubten, es sei gefährlich

Josef B. wird weltweit in Medien mit Josef Fritzl verglichen. Doch in der Provinz Drenthe spielte sich eine ganz andere Tragödie ab.

Die Familie (die Mutter starb noch vor dem Einzug) lebte versteckt und völlig isoliert in diesem Bauernhaus. Keine der anwesenden Personen war hier gemeldet, einige Kinder besuchten nie eine Schule. Die Bewohner fürchteten wohl das nahende „Ende der Zeiten“, so Polizeisprecherin Grietje Hartstra. Die Einvernahme ist schwierig: Josef B. schweigt, die Befreiten sprechen nach langer Gefangenschaft eine Fantasiesprache.

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Die Bewohner versorgten sich völlig autark. Die Familie ernährte sich von selbst angebautem Gemüse und den Tieren, die sie hielt.

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 25-Jähriger floh aus dem Albtraum und suchte im Dorf nach Hilfe.

Der Österreicher betrieb im nur sechs Kilometer entfernten Meppel mehrere Firmen. Eine davon, Native Creative Economy, handelte mit Holz, Holzöfen und Möbeln für den Schiffsbau. Eine andere verkaufte Holzpellet-Kessel.

Aufgeflogen ist der Fall, nachdem der älteste Sohn der Familie sich befreien konnte. Er ging zum Wirt im Ort und bat um Hilfe. Die Polizei ermittelt auf Hochtouren. Eine Sonder­ermittlergruppe mit 25 Leuten ist eingesetzt.

oe24.TV vor Ort: 'Nachbarn im Schock über Horror-Bauernhof'

Es ist kalt, regnet leicht, die Zufahrt zum Anwesen 200 Meter vor der Ortschaft ist abgesperrt. Polizei ist keine vor Ort, eine private Sicherheitsfirma hat das Areal abgeriegelt, das versteckt hinter Bäumen liegt. Die Kinder, die hier neun Jahre auf engsten Raum gehaust haben, sind weg. Tierschützer holen die Ziegen und die anderen Haustiere ab. Josef B. wird heute dem Haftrichter vorgeführt. Österreichs Außenministerium wollte ihn kontaktieren. Erfolglos. Er wünscht sich keine Hilfe von der österreichischen Botschaft in Den Haag. Wir treffen Jugendliche. Sie erzählen, dass sie auf dem Hof nie jemanden gesehen haben. Von einer Gruppe hätten sie nichts gewusst. Möglicherweise hat sich die Familie jahrelang selbst versorgt. Sie soll einer Sekte angehört haben und auf „das Ende der Zeiten“ gewartet haben. Bestätigen will dies hier allerdings niemand.

 

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