Seit dem Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny haben russische Gerichte schon mehr als 150 Menschen wegen öffentlicher Trauerbekundungen zu kurzen Haftstrafen verurteilt.
Wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht, wurden am Samstag und Sonntag allein in St. Petersburg 154 Menschen wegen Verstößen gegen die strengen russischen Versammlungsgesetze zu bis zu zwei Wochen Haft verurteilt.
In anderen russischen Städten ergingen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen und unabhängigen Medien einige ähnliche Urteile. Nawalny, ein prominenter Widersacher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war am Freitag in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren plötzlich gestorben.
In vielen russischen Städten legten Menschen zum Gedenken an Nawalny Blumen an Denkmälern für Opfer politischer Repression nieder und zündeten Kerzen an. Im ganzen Land gab es am Wochenende hunderte Festnahmen, an den Gedenkorten waren Polizisten und Männer in Zivilkleidung postiert. Auf einer Brücke nahe des Kremls warfen vermummte Männer Blumen in Müllsäcke, die Menschen an einer inoffiziellen Gedenkstätte für den 2015 erschossenen Oppositionellen Boris Nemzow niedergelegt hatten.