Sechs Tote

Überschwemmungen in Genua

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Hafenstadt trauert um Opfer, darunter zwei Kinder - Bürgermeisterin: "Es war ein Tsunami"

Katastrophale Zustände in der italienischen Stadt Genua: Nach tagelangen Regenfällen haben sich die Straßen und Gassen der Lagunenstadt in reißende Bäche verwandelt. Der Fluss Bisagno trat über die Ufer und überschwemmte mehrere Stadtteile. Riesige Wasser-und Schlammmassen, die plötzlich durch eine Straße in der Innenstadt strömten, erdrückten vier Frauen und zwei Kinder, die in einem Hauseingang Zuflucht gesucht hatten. Das jüngste Opfer ist elf Monate alt. Die Wassermassen drückten Schaufenster ein, Schlamm und Trümmer rissen zahllose Fahrzeuge mit.

In einigen Vierteln der Hafenstadt kam es zu Stromausfällen. Die Rettungsmannschaften mussten Dutzende von Autofahrern in Sicherheit bringen. Erdrutsche wurden in den Genueser Vierteln Bavari und San Desiderio gemeldet. Geschäfte und Unternehmen wurden überschwemmt. Dutzende Familien mussten sich in den oberen Stockwerken der Wohngebäude in Sicherheit bringen. Einige Bewohner retteten sich vor den Fluten, indem sie auf die Dächer der Häuser kletterten. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen.

 Wegen der Niederschläge kam es auch zu erheblichen Problemen auf der Autobahn Richtung Mailand und beim Bahnverkehr. Der Hauptbahnhof Genuas musste gesperrt werden. Das städtische Fußballstadion, das sich unweit des Flusses Bisagno befindet, wurde überschwemmt. Das für Sonntag geplante Match Genua gegen Inter musste abgesagt werden.

Einsatzkräfte versuchten zunächst, die großen Durchgangsstraßen von angeschwemmtem Schutt freizumachen und die tiefen Löcher im Asphalt, die die Wasserströme gerissen hatten, behelfsmäßig zu stopfen. "Es war wie ein Tsunami", kommentierte die Genueser Bürgermeisterin Marta Vincenzi. Sie wies Vorwürfe zurück, dass die Stadt unvorbereitet auf die seit Tagen angekündigten massiven Regenfällen reagiert habe. Die Bürgermeisterin klagte über Schäden in Millionenhöhe. Präsident Giorgio Napolitano sprach den Opfern sein Beileid aus. Die italienische Bischofskonferenz CEI spendete eine Million Euro für den Wiederaufbau.

Erst vor zehn Tagen hatten verheerende Unwetter die Regionen Ligurien und Toskana heimgesucht, bei denen zehn Menschen ums Leben gekommen waren. Laut Wetterexperten wird das schlechte Wetter im Norden noch mindestens über das Wochenende anhalten.

Schon 1970 waren in Genua bei Überschwemmungen 25 Menschen ums Leben gekommen. Italienische Geologen warnten vor Erdrutschgefahr in 70 Prozent der italienischen Gemeinden. Mehr als sechs Millionen Menschen würden in Italien in gefährdeten Gebieten leben. Die Zahlen sind erschreckend: Zwischen 1960 und 2010 seien bereits 3.407 Tote aufgrund von Erdrutschen und Überschwemmungen gemeldet worden. 5.581 italienische Gemeinden seien gefährdet, 100 Prozent des Gebiets in den Regionen Aostatal, Umbrien und Kalabrien ernsthaft bedroht.

Italien war in den vergangenen Jahren von schweren Erdrutschen betroffen. Das schlimmste Unglück ereignete sich im Mai 1998. Damals kamen 137 Personen in der süditalienischen Ortschaft Sarno südlich von Neapel ums Leben, als nach sintflutartigen Regenfällen eine Schlammlawine Dutzende Gebäude unter sich begrub.
 

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