Wagner-Angriff aus Belarus?
Britischer Ex-General warnt: Das ist noch lange nicht vorbei
25.06.2023Der britische Ex-General Richard Dannatt warnt vor einem Angriff der Privatarmee Wagner auf die Ukraine aus Belarus, falls viele Söldner ihrem Chef Jewgeni Prigoschin ins Exil folgen.
Dass Prigoschin nach dem Ende des Aufstands gegen den Kreml nach Belarus ziehe, sei Anlass zur Sorge, sagte der frühere Generalstabschef am Sonntag dem Sender Sky News. Die Ukraine hat laut britischem Geheimdienst bei ihrer Offensive "schrittweise, aber stetige taktische Fortschritte" gemacht.
Falls Prigoschin in Belarus eine "effektive Streitmacht" um sich sammle, wäre das erneut eine Bedrohung, sagte der Ex-General. Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Wagner-Söldner waren dabei bisher eine der wichtigsten Truppen.
Ex-General: Diese Angelegenheit ist noch nicht abgeschlossen
"Obwohl es den Anschein macht, dass diese Angelegenheit abgeschlossen ist, denke ich, dass sie alles andere als das ist und dass die Nachbeben noch eine ganze Weile zu spüren sein werden", betonte der Ex-General. "(Die Ukraine) muss ihre Flanke genau beobachten und sichergehen, dass sie über einige manövrierfähige Einheiten verfügen, damit sie einen erneuten Angriff aus Richtung Belarus abwehren können." Prigoschin hatte den Marsch seiner Truppen auf Moskau am Samstagabend plötzlich beendet. Er soll nach einer Vereinbarung mit dem Kreml ohne Bestrafung nach Belarus ausreisen dürfen.
Die ukrainischen Einheiten hätten sich in den vergangenen Tagen neu formiert und größere Offensivoperationen im Osten und Süden des Landes geführt, meldete das britische Verteidigungsministerium am Sonntag.
Ukrainische Streitkräfte verhinderten Durchbruch
Dafür nutzten sie Erfahrungen aus den ersten beiden Wochen der Gegenoffensive, um ihre Taktik für die Angriffe auf die gut vorbereiteten russischen Verteidigungsanlagen zu verfeinern. Russische Kräfte hätten ihrerseits "erhebliche Anstrengungen" für einen Angriff nahe der Stadt Kreminna im ostukrainischen Gebiet Luhansk unternommen. "Das spiegelt wahrscheinlich die andauernden Anweisungen der russischen Führung wider, wann immer möglich in die Offensive zu gehen", kommentierte das britische Ministerium. "Russland hat einige kleine Fortschritte gemacht, aber die ukrainischen Streitkräfte haben einen Durchbruch verhindert."
Nach Angaben von Oleksandr Tarnawskij, dem ukrainischen Kommandeur an der Südfront, haben die ukrainischen Streitkräfte am Wochenende ein Gebiet in der Nähe von Krasnogorowka, westlich des von Russland besetzten Zentrums von Donezk, befreit. Dem Kommandanten zufolge sei das Gebiet zuvor unter russischer Kontrolle gewesen, seit von Moskau unterstützte Separatisten es 2014 eingenommen hatten. Eine russische Stellungnahme lag zunächst nicht vor. Außerdem habe die ukrainische Armee laut der stellvertretenden Verteidigungsministerin Hanna Maliar eine Offensive in der Nähe einer Gruppe von Dörfern rund um Bachmut gestartet.
Zahl der Todesopfer steigt weiter
Im südukrainischen Cherson ist nach Angaben der lokalen Behörden ein Mann durch russischen Artilleriebeschuss getötet worden. "Eins der Geschosse explodierte mitten im Raum", sagte Provinzgouverneur Oleksandr Prokudin auf Telegram. Eine Frau sei unter den Trümmern verschüttet, aber am Leben.
In Kiew ist die Zahl der Todesopfer nach einem russischen Raketenangriff nach ukrainischen Angaben auf fünf gestiegen. In einem schwer beschädigten Hochhaus seien zwei weitere Leichen gefunden worden, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko am Sonntag mit. Die Suche nach weiteren Opfern dauerte an. Am Samstag waren bereits drei Tote geborgen worden. Den Angaben zufolge schlugen die Trümmer einer abgefangenen russischen Rakete in dem Haus ein. Der Angriff in der Nacht auf Samstag war eine der folgenschwersten russischen Attacken auf Kiew in jüngster Zeit. Nach Angaben der ukrainischen Seite hatten die russischen Streitkräfte nachts mit mehr als 50 Marschflugkörpern und drei Kampfdrohnen angegriffen. Davon seien 41 Marschflugkörper sowie alle drei Drohnen abgefangen worden.