US-Experten:
Darum griff Putin die Ukraine wirklich an
03.10.2023US-Experten analysieren, warum Russland wirklich in der Ukraine einmarschierte.
Am 24. Februar 2022 marschierten russische Truppen in der Ukraine ein und starteten somit einen Krieg mitten in Europa. Wladimir Putin nannte als offizielle Ziele für die „militärische Spezialoperation“ die „Befreiung des russischsprachigen Volkes im Donbass“ oder die „Entnazifizierung und Entmilitarisierung“ der Ukraine.
Obwohl im Westen sofort klar war, dass die Argumente des Kreml nur vorgeschoben sind, blieb lange unklar, was Putin wirklich zum Krieg bewegte. Die US-ThinkTank Institute for the Study of War (ISW) versucht nun genau das zu klären.
Putin startete 2022 die Invasion in der Ukraine nicht, weil er die NATO fürchtete, sondern weil er glaubte, dass die NATO schwach sei. Er war laut den US-Experten überzeugt, dass er die Ukraine kontrollieren und gleichzeitig die Einheit der NATO brechen könnte. Diese Überzeugung wurde durch mehrere Faktoren genährt, darunter gescheiterte Versuche, die Ukraine zu kontrollieren, Putins Isolation während der Corona-Pandemie und die Reaktionen des Westens auf globale Ereignisse.
Seit Beginn seiner Amtszeit verfolgte Putin das Ziel, seine Macht in Russland zu festigen, Russland als Großmacht wiederherzustellen und eine multipolare Weltordnung zu schaffen, in der Russland Einfluss auf globale Entscheidungen hat. Zentral für diese Ziele war die Kontrolle über die Ukraine und die Verringerung des US-Einflusses. Putin hatte nie primär Angst vor einem NATO-Angriff auf Russland. Seine Militärreformen zielten nicht darauf ab, sich gegen eine NATO-Invasion zu verteidigen. Stattdessen war Putin besorgt über den Einflussverlust in der als russischen Einflussbereich wahrgenommenen Region und sah die "Farbrevolutionen" als Bedrohung durch den Westen.
Corona-Blase und Rache
Während der Corona-Pandemie zog sich Putin dann vermehrt in eine "ideologische und introspektive Blase" zurück. Sein Drang, die Ukraine zu kontrollieren, wuchs laut Analyse der US-Experten stetig. Er war zunehmend davon überzeugt, dass der Westen Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gedemütigt habe und wollte nun persönlich Rache nehmen.
Laut ISW stand die mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht im Zentrum der Invasion. Tatsächlich war die Ukraine zu diesem Zeitpunkt noch weit von einem Beitritt entfernt, und es gab seit Jahren keine Fortschritte in den Gesprächen. Es ging vielmehr um Russlands Machtexpansion, die Übernahme der Ukraine und das Zerbrechen der NATO. Zudem wollte Putin persönliche Rache am Westen für die Ereignisse nach dem Ende der Sowjetunion nehmen.
Angesichts von Putins festgefahrenen Überzeugungen sieht das ISW diplomatische Lösungen als unwahrscheinlich an. Die Experten sind davon überzeugt, dass "der Weg zum Frieden nur über eine klare militärische Niederlage Russlands“ führt. Der Konflikt könne erst enden, wenn Putin erkennt, dass er nicht gewinnen kann.