Diplomatische Mittel

DAS steckt hinter Selenskyjs "Friedens-Plan"

17.11.2024

Kiew will den Krieg nicht mehr militärisch entscheiden, sondern durch Diplomatie beenden. 

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© APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj überraschte am Samstag mit einer Aussage in einem Interview. Er strebe eine Beendigung des Krieges mit Russland im kommenden Jahr "mit diplomatischen Mitteln" an. Selenskyj verwies in dem Interview auf die "wirklich komplizierte" Lage an der Front in der Ostukraine, wo die russische Armee seit Monaten vorrückt. "Unsererseits müssen wir alles tun, damit dieser Krieg nächstes Jahr endet", sagte Selenskyj. "Wir müssen ihn mit diplomatischen Mitteln beenden", fügte er hinzu.

Auf die Frage nach Vorbedingungen für die Aufnahme von Verhandlungen mit Russland sagte Selenskyj, solche Gespräche seien nur möglich, wenn die Ukraine dabei "nicht allein mit Russland" und in einer "starken" Position sei. "Wenn wir nur mit Putin reden, nur mit einem Mörder" und die Ukraine vorher nicht "gestärkt" werde, könne sie in solchen Verhandlungen nur "verlieren", sagte Selenskyj.

Militär-Experte Nico Lange glaubt deshalb auch, dass Selenskyjs Vorstoß als Aufforderung an die Europäer gemeint ist. „Frieden 2025 ist möglich, aber es geht nicht von allein. Putin mit militärischer Stärke der Ukraine zum Frieden zurückdrängen und eine dauerhafte Sicherheitsordnung schaffen – das ist machbar, wenn die Europäer es endlich wollen“, so der Experte zur BILD.

Selenskyj hofft auf Trump

Fakt ist aber, dass die Ukraine in einer schwierigen militärischen Lage ist - die Bevölkerung wird nach 1.000 Tagen Krieg zunehmend müde. Bei einem Waffenstillstand müsste Kiew allerdings auf große Teile des Landes (u.a. Donbas und auch die Krim) verzichten. BILD-Vize und Ukraine-Experte Paul Ronzheimer warnt zudem davor, dass Selenskyjs Vorstoß nach hinten gehen könnte. „Putin könnte auf die Bereitschaft von Selenskyj zu verhandeln mit Maximal-Forderungen reagieren, weil die Zeit momentan für Putin spielt.“

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Klar scheint jedenfalls, dass sich die Situation durch Trumps Amtsantritt im Jänner ändern wird. „Natürlich wird mit der Politik dieses Teams, das nun das Weiße Haus führen wird, der Krieg früher enden", sagte Selenskyj am Freitag. 

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