Stadt ohne Wasser, Strom: Karoline Edtstadler musste in Parlamentskeller fliehen.
Kiew. Gemeinsam mit sieben Ministerinnen und Staatssekretärinnen aus EU-Ländern bereiste Edtstadler die Ukraine. In Kiew traf sie First Lady Olena Selenska und weibliche Abgeordnete des Ukraine-Parlaments. Die Ministerien sind verbarrikadiert, Sandsäcke in allen Gängen: „Der Krieg ist überall präsent, es ist eng, beklemmend“, so Edtstadler zu oe24.TV. Rund eine Million Menschen leben derzeit noch in Kiew, vor dem Krieg waren es 3,5 Millionen. 80 Prozent der Stadt haben keinen Strom, kein Wasser, die Toiletten funktionieren nicht.
In den Keller. Während des Edtstadler-Besuchs gab es Fliegeralarm, Raketen schlugen ein. Die Ministerin musste in den Bunker. Als der Alarm vorbei war, brachte Meri Akopyan, Stv.-Innenministerin, die Besucher zum Ort eines Raketeneinschlages. Ein Geschäft zerstört, drei Menschen tot, darunter eine 17-Jährige. Ihr Freund: „Ein Schuh des toten Mädchens schaute unter der Plane hervor. Ein Moment, der mir ewig in Erinnerung bleiben wird“, so Karoline Edtstadler.
Karoline Edtstadler über ihren Kiew-Besuch:
"Das sind Kriegsverbrechen"
oe24.TV: Sie waren in Kiew, als Raketen einschlugen. Ihre Eindrücke?
Karoline Edtstadler: Es ist beklemmend. Wir waren gerade auf dem Weg zu einem Termin, als wir in den Bunker mussten. Raketenalarm. Nichts ist normal in der Stadt. Es ist finster, kein Wasser, nur in manchen Häusern flackert ein kleines Licht. Es steht außer Zweifel, dass die Angriffe auf zivile Ziele Kriegsverbrechen sind. Putin lässt bewusst zivile Ziele angreifen, um die Bevölkerung mürbe zu machen.
oe24.TV: Sie sahen den Ort, wo eine Rakete einschlug …
Edtstadler: Die Rakete schlug in einem Geschäft ein, das halbe Haus war weg. Es gab drei Tote, wir sahen die halb abgedeckten Leichen. Das macht das Erlebte noch eindrücklicher. Für mich werden Kriegsbilder nie mehr nur Kriegsbilder sein.