Russland-Experte über die Offensive der Ukrainer und die Furcht vor einem großen Gegenschlag
oe24TV: Wie nachhaltig kann der Vorstoß der ukrainischen Truppen auf russisches Gebiet sein?
Gerhard Mangott: Nach russischen Angaben, die nicht überprüft werden können, sind derzeit 12.000 ukrainische Soldaten in Kursk im Einsatz. Will die Ukraine dauerhaft in der Region bleiben, muss diese Zahl aufgestockt werden. Woher sollen die Soldaten dafür kommen? Sie müssten aus anderen Frontabschnitte abgezogen werden. Ich bezweifele, dass der Vorstoß nachhaltig sein wird.
oe24TV: Was bedeutet das für Wladimir Putin und seine Militärs?
Mangott: In der Tat steht das russische Verteidigungsministerium in der Kritik. Der Geheimdienst hat offen Warnungen ausgesprochen, aber der Generalstabschef hat abgewunken. Deshalb standen Wehrdienstsoldaten ukrainischen Spezialeinheiten machtlos gegenüber. Die Soldaten sind einfach geflüchtet. Auch der Gegenschlag blieb bisher aus, die russischen Kommandostrukturen sind wirr. Es ist eine schwere Niederlage für Putin.
oe24TV: Jetzt sind auch deutsche Panzer auf russischem Gebiet. Welche harte Reaktion wird es geben?
Mangott: Die russische Propaganda kann das natürlich ausnützen. Wieder muss sich Russland gegen deutsche Panzer wehren, sagen sie. An eine weitere Eskalation glaube ich nicht. Schließlich war Russlands-Angriffskrieg schon jetzt gezeichnet von schlimmsten Attacken.