Ukraine-Krise

Experte: Russland international "immens" beschädigt

03.03.2022

Der von Präsident Wladimir Putin lancierte Ukraine-Krieg hat Russlands Position in der internationalen Politik und der globalen Diplomatie auf längere Sicht ramponiert.

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 Das meinte der Schweizer Slawistik-Professor Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen gegenüber der APA. "Der Schaden ist immens." Russland sei nunmehr ein "Paria-Staat" mit kaum Verbündeten. Putin wolle Russland wohl als "einzigartige Zivilisation" positionieren. "Notfalls außerhalb der Weltgemeinschaft."

Verbündete werde Putin in absehbarer Zeit nur wenige haben, so Schmid. Allenfalls den weißrussischen Amtskollegen Alexander Lukaschenko oder Syriens Machthaber Bashar al-Assad. Möglicherweise habe der russische Präsident die Isolation aber sogar vorausgesehen, in die er sein Land jetzt getrieben hat, mutmaßte Schmid in einem aus Zeitgründen schriftlich geführten Interview. "Die katastrophalen Folgen einer Invasion waren absehbar, aber offensichtlich war das große russische Projekt, das Putin im Kopf hatte, wichtiger für ihn. Er will als Sammler der russischen Länder in die Geschichte eingehen."

Allerdings habe Putin den Widerstand der ukrainischen Bevölkerung wohl unterschätzt, mutmaßte der Professor an der School of Humanities and Social Sciences (SHSS-HSG) der Sankt Galler Universität. "Er glaubte, dass die ukrainische Bevölkerung die Russen als Befreier begrüßen würde." Dass Russland den Ukraine-Konflikt etwa auf die Länder des Baltikums und damit auf EU-und NATO-Territorium ausweiten könnte, glaubt der Experte nicht. "Das ist unwahrscheinlich. Eine direkte militärische Konfrontation strebt weder die NATO noch Russland an."

Solange die russische Bedrohung anhält, werden auch die EU und der Westen an sich geeint bleiben, glaubt der Experte. Solange werde sich auch die Schweiz "solidarisch zeigen und nicht mehr den nicht mehr den Weg der Verhinderung und der Umgehung von internationalen Sanktionen gehen."

Die Bevölkerung in Russland wolle keinen Krieg, analysierte der Wissenschafter zudem, doch gebe es bisher keine Protestbewegung, "weil die Menschen eingeschüchtert sind". Allerdings könne es schon zu einem Aufstand der Hinterbliebenen kommen, wenn die Anzahl der getöteten russischen Soldaten ansteige. "Sobald Zinksärge in Russland eintreffen, kann die Stimmung kippen." Auch dürften die Menschen in Russland recht bald die Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen zu spüren bekommen. "Auch die Rubelschwäche hat Einfluss auf die Bevölkerung."

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