Ein neuer Bericht des estnischen Geheimdienstes enthüllt Russlands wahre Kriegsziele in der Ukraine. Kreml-Chef Putin glaubt nach wie vor an den Sieg.
Vor kurzem jährte sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine zum ersten Mal. Ein Jubiläum, dass es aus russischer Sicht gar nicht geben hätte sollen: Russlands Präsident Wladimir Putin rechnete bekanntlich nur mit einer kurzen "speziellen Militäroperation" und wurde vom Widerstand der Ukraine und dem Rückhalt des Westens überrascht.
Putin will "erschöpfte Ukraine am Verhandlungstisch"
Zigtausende Tote und Zerstörung in Milliardenhöhe hat der Krieg nun bereits auf beiden Seiten gefordert. Trotzdem scheint Russland nicht zurückweichen zu wollen. Ein neuer Bericht des Auslandsgeheimdienstes von Estland enthüllt nun, warum: Demnach ist Putins oberstes Ziel nach wie vor die Kapitulation der Ukraine – trotz Waffenlieferungen und milliardenschwerer finanzieller Hilfspakete. Der Kreml-Chef sei überzeugt, dass "die Widerstandsfähigkeit der Ukraine und die Unterstützung des Westens eher zusammenbrechen werden als die russische Durchhaltefähigkeit."
Um den ukrainischen Widerstand zu brechen will Russland weiterhin auch auf psychologische Kriegsführung setzen und kritische Infrastruktur beschießen. Durch Angriffe auf die Strom- und Wasserversorgung kam es in den vergangenen Monaten bereits immer wieder zu Versorgungsausfällen und kurzzeitigen Blackouts für Millionen Ukrainer.
Irgendwann würde dadurch, so steht es im Bericht, "eine erschöpfte Ukraine am Verhandlungstisch sitzen". Dann könnte Russland aus der Position des Stärkeren seine Bedingungen durchsetzen.
Es geht nicht nur um die Ukraine
Die Ukraine wäre für Putin allerdings nur der Anfang. Ein weiteres, übergeordnetes Ziel der russischen Kriegsführung hat die ukrainischen Verbündeten im Visier. Laut dem Geheimdienstbericht geht es Putin auch um "Die Erosion der Einheit des Westens und die Transformation der europäischen Sicherheit". Heißt: Russland kämpft indirekt auch gegen den Westen und will dessen "Einigkeit zerstören".
Russische Diplomaten in "Informations-Blackout"
Was Putin künftig genau plant, weiß aber nur er selbst. Der Kreml-Chef lässt sogar engste Vertraute im Dunkeln über seine nächsten Schritte. Auch Diplomaten im Ausland seien mehr oder weniger ahnungslos, was der Kreml als nächstes mache. Im Bericht heißt es konkret: "Die Rolle der russischen Diplomaten im Westen ist auf die monotone Wiederholung von Propagandalügen reduziert." Russische Botschafter befänden sich in einem "Informations-Blackout" und seien regelmässig gezwungen, bei internationalen Treffen zu improvisieren.