Russische Medien berichten, dass Alexei Djumin, Gouverneur der Region Tula, neuer Verteidigungsminister werden soll.
Moskau. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat der heimischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge an der Ukraine-Invasion beteiligte Truppen besucht. Es ist der erste öffentliche Auftritt Schoigus seit dem abgebrochenen Aufstand der russischen Söldnertruppe Wagner am Wochenende. Bei dem Vormarsch sind Häuser und Straßen beschädigt worden. Zu möglichen Opfern wurden keine Angaben gemacht. In Moskau wurde der Anti-Terror-Notstand wieder aufgehoben.
Ein 47 Sekunden langes Video ohne Ton, das Schoigu etwa in Beratungen mit anderen Militärs zeigt, soll bei einem Besuch im Kampfgebiet in der Ukraine aufgenommen worden sein, teilte das russische Verteidigungsministerium am Montag auf Telegram mit. Der Minister habe dort einen der vorderen Kommandopunkte besucht, hieß es. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Es wurden keine Angaben gemacht, von wann die Aufnahmen stammen.
Gerüchte über Schoigu-Nachfolger
Zeitgleich zum Truppen-Besuch gibt es Gerüchte um eine etwaige Nachfolge Schoigus. Russische Medien berichten, dass Alexei Djumin, Gouverneur der Region Tula, neuer Verteidigungsminister werden soll. Laut Militärexperten Marcus Keupp wäre das ein weiterer Erfolg für Prigoschin, denn Djumin gilt als Verbündeter des Wagner-Chefs.
"Das ist kein Zufall", schreibt Keupp auf Twitter. Prigoschin "kontrolliert jetzt im Prinzip, wer zuerst an die Ressourcen des Verteidigungsministeriums kommt", so der Militärexperte weiter. Zwischen Prigoschin und dem russischen Verteidigungsministerium hatte es in den vergangenen Monaten heftigen Streit um die Verteilung von Militärgütern, wie etwa von Munition gegeben.
... note that this man is also a close friend and ally of #prigozhin. this is not a coincidence. he now effectively controls who gets #russian MOD resources first. guess who. https://t.co/2uRcQSrwt3
— Marcus M. Keupp ???? // @MMKeupp@mas.to (@MMKeupp) June 26, 2023
Schoigu war am Wochenende abgetaucht
Von Schoigu hatte am Wochenende in der Öffentlichkeit jede Spur gefehlt, nachdem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin in der Nacht auf Samstag einen Aufstand begonnen und dabei etwa die südrussische Stadt Rostow am Don zwischenzeitlich besetzt hatte. Auch Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow äußerte sich in diesen chaotischen Stunden nicht.
Sowohl gegen Schoigu als auch gegen Gerassimow hatte Prigoschin schwere Vorwürfe erhoben und ihre angeblichen militärischen Verfehlungen als Grund genannt, warum er seine Kämpfer auf Moskau marschieren lassen wollte. Nachdem Prigoschin seinen Aufstand am Samstagabend überraschend wieder für beendet erklärte, mehrten sich zudem Spekulationen, ob es nun möglicherweise personelle Veränderungen in der russischen Militärführung geben werde.
Unterdessen hob Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin die "Anti-Terror-Maßnahmen", die wegen des Vormarschs von Prigoschin und seinen Söldnern in Kraft gesetzt worden waren, wieder auf. Die Situation in der russischen Hauptstadt sei nun "stabil", hieß es von Seiten der Behörden. In der Region Woronesch seien 19 Häuser in dem Dorf Elisawetowka durch ein Feuergefecht beschädigt worden, teilte der Chef der Bezirksverwaltung, Maxim Jantsow, am Sonntag im Messengerdienst Telegram mit. Demnach kam es in der Nähe des Dorfes "während des Durchzugs einer Wagner-Kolonne zu Zusammenstößen" mit der regulären russischen Armee.
Panzer beschädigten Fahrbahnen
In Rostow am Don beschädigten Panzer Fahrbahnen, wie Bürgermeister Alexej Logwinenko in Online-Netzwerken mitteilte. Auf Fotos, die er im Internet veröffentlichte, waren Panzerspuren auf den Straßen zu sehen. Die Reparaturarbeiten sollten umgehend beginnen und es sei geplant, dass sie in zwei Tagen abgeschlossen seien, sagte er.
Weder die russischen Behörden noch die Wagner-Gruppe machten zunächst Angaben zu möglichen Opfern, obwohl die Söldner erklärt hatten, mehrere Flugzeuge abgeschossen zu haben
Die US-Botschaft in Moskau wandte sich unterdessen einem Medienbericht zufolge an das russische Außenministerium, um die Sicherheitslage zu erörtern. Dies meldete RIA Nowosti unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person.