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Russischer Jet über Charkiw abgeschossen

06.03.2022

In der ostukrainischen Großstadt Charkiw ist nach ukrainischen Angaben der Fernsehturm bei einem russischen Angriff beschädigt worden. Außerdem wurde ein Flugzeug abgeschossen, vermutlich handelt sich um einen russischen Jet.

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Die Fernsehübertragung sei durch den Beschuss des Fernsehturms vorübergehend ausgefallen, sagte der Chef der regionalen Militärverwaltung, Oleh Synjehubow, am Sonntagabend nach Angaben der Agentur Unian. Spezialisten seien bereits dabei, die Schäden zu beheben, sagte Synjehubow. Von russischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

 

 

Moskau hatte am vergangenen Dienstag gezielte Angriffe auf die Informationsinfrastruktur des ukrainischen Geheimdienstes angekündigt. Wenig später wurde der Fernsehturm in der Hauptstadt Kiew angegriffen.
 

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In der Ukraine haben auch am elften Tag der Invasion durch russische Truppen die Kämpfe in unverminderter Härte angehalten. Zugleich liefen die internationalen Bemühungen zur Vermittlung einer Feuerpause auf Hochtouren, waren aber bis zum Sonntagabend erfolglos. Die Zahl der Flüchtlinge schwoll immer mehr an, laut UNO sollen 1,5 Millionen Ukrainer ihre Heimat verlassen haben.

Mariupol umzingelt

In der umzingelten Hafenstadt Mariupol im Südosten des Landes verschärfte sich die Lage, nachdem am Sonntag ein zweiter Versuch zur Schaffung eines sicheren Korridors zur Evakuierung von Zivilisten gescheitert war. Russland und die Ukraine gaben sich dafür gegenseitig die Schuld. "Sie erlauben uns nicht einmal, die Verwundeten und Getöteten zu zählen, weil der Beschuss nicht aufhört", sagte der Bürgermeister von Mariupol, Wadym Bojtschenko, der Nachrichtenagentur Reuters.

Raketenangriffe

 Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte vor bevorstehenden Raketenangriffen auf die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer. Die russische Armee versuchte offenbar auch, weiter auf die Hauptstadt Kiew vorzurücken und diese einzukreisen. Britischen Geheimdienstkreisen zufolge griffen die Russen ähnlich wie in Syrien oder im Tschetschenien-Krieg dicht besiedelte Gebiete an. Der ukrainische Widerstand verzögere jedoch den Vormarsch der russischen Truppen weiter. Russland bestreitet, Zivilisten ins Visier zu nehmen.

Die Ukraine meldete, bisher seien rund 11.000 russische Soldaten getötet und 88 russische Flugzeuge und Hubschrauber abgeschossen worden. Über eigene Verluste machte die Regierung in Kiew keine Angaben. Diese Berichte ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Nach UNO-Angaben sind mindestens 350 Zivilisten bei den Kämpfen gestorben, Hunderte wurden verletzt.

Bennet telefonierte mit Putin

Bei den internationalen Bemühungen um eine Feierpause war am Wochenende vor allem Israels Ministerpräsident Naftali Bennett im Dauereinsatz. Nachdem er am Samstag überraschend drei Stunden mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau gesprochen hatte und anschließend nach Berlin zum deutschen Kanzler Olaf Scholz flog, telefonierte er am Sonntag nach russischen Angaben erneut mit Putin. Mit Selenskyj sprach er nach israelischen Angaben am Wochenende drei mal. Zudem telefonierte er mit Scholz und mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Auch Macron und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatten Gespräche mit Putin geführt. Ein greifbares Ergebnis der Krisendiplomatie lag zunächst jedoch nicht vor.

3. Gesprächsrunde

Für diesen Montag ist nach Angaben des ukrainischen Unterhändlers David Arachamia eine dritte Gesprächsrunde mit Russland über eine Waffenruhe geplant. Putin ließ keine Anzeichen für ein Einlenken erkennen. "Es ist zu hoffen, dass die Vertreter der Ukraine bei der geplanten nächsten Runde von Verhandlungen einen konstruktiveren Ansatz zeigen, (und) die neu entstehende Realität voll berücksichtigen", erklärte er nach Angaben des Präsidialamtes. Russland bezeichnet sein Vorgehen als "Spezialoperation". Ziel sei nicht die Besetzung der Ukraine, sondern die Zerstörung der militärischen Kapazitäten der Ukraine sowie die Festnahme als gefährlich eingestufter Nationalisten.

Sanktionen

Die Regierung in Kiew erneute ihre eindringlichen Bitten an den Westen, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen und Waffen zu liefern, darunter auch Kampfflugzeuge russischer Bauart, die von der ukrainischen Luftwaffe geflogen werden. Die Bitte Selenskyjs, eine Flugverbotszone über der Ukraine einzurichten, lehnt die NATO ab, die nicht in den Krieg hineingezogen werden will. Am Sonntag drohte Putin Ländern mit schweren Konsequenzen, sollte sie der ukrainischen Luftwaffe gestatten, ihre Flughäfen für Angriffe zu nutzen. Bereits am Samstag hatte er die westlichen Sanktionen mit einer Kriegserklärung gleichgesetzt.

Flüchtlingswelle

Der russische Angriff hat nach UNO-Angaben zur am schnellsten wachsenden Flüchtlingskrise in Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges geführt. Rund eine Million Menschen haben bisher in Polen Schutz gesucht. Rumänien verzeichnete rund 230.000, Ungarn über 160.000 und die Slowakei etwa 114.000. Moldaus Präsidentin Maia Sandu bat bei einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken in Chisinau die internationale Gemeinschaft um Hilfe bei der Versorgung der Flüchtlinge.

Proteste

Am Wochenende protestierten zahlreiche Menschen weltweit und auch in Russland selbst gegen den Krieg. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass nahm die Polizei im ganzen Land rund 3.500 Menschen fest. In Moskau seien es 1.700 gewesen, in St. Petersburg 750, berichtete Tass unter Berufung auf das Innenministerium. Die Beobachtergruppe OVD-Info berichtete von mehr als 4.400 Festnahmen in über 60 Städten.
 

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