100 Einsätze pro tag

London: Russische Luftwaffe mit viel Aufwand, aber wenig Ertrag

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Die russische Luftwaffe erzielt nach britischer Einschätzung im Angriffskrieg gegen die Ukraine trotz großen Aufwands nur geringe Erfolge.  

Während des Sommers sei die Luftwaffe mehr als 100 Einsätze pro Tag geflogen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. Diese beschränkten sich jedoch fast immer auf russisch kontrolliertes Gebiet. In der südukrainischen Stadt Cherson ist indes nach Angaben Kiews bei russischem Beschuss eine Frau getötet worden.

Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, veröffentlichte am Montag ein Foto eines in Flammen stehenden Hauses in Cherson. In dem neungeschossigen Wohnhaus sei eine Frau getötet worden, zwei Feuerwehrmänner hätten einen Hitzschlag erlitten, teilte er mit. Von einer schweren Nacht für Cherson sprach der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin. Die russische Armee habe die Häuser im Zentrum von Cherson unter Feuer genommen. Mehrere Bürger seien verletzt worden.

Russland hält den größten Teil des Gebietes besetzt und beschießt von dort aus immer wieder das im vergangenen Jahr von ukrainischen Truppen befreite Cherson. Moskau hatte angekündigt, in den annektierten Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja so lange Krieg zu führen, bis die Gebiete komplett unter russischer Kontrolle sind. Russland hatte die vier Regionen im Zuge seines am 24. Februar 2022 begonnenen Kriegs als neue Staatsteile in seine Verfassung aufgenommen.

Ukraines Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sagte am Montag in Kiew, dass die russischen Truppen ihr Feuer auch im Osten der Ukraine intensiviert hätten. Sie versuchten im Gebiet Charkiw, die im vergangenen Herbst verlorenen Stellungen zurückzuerobern. "Sie haben so einen Plan, sie wollen im Gebiet Charkiw jene Gebiete zurückholen, die sie verloren haben, nachdem wir sie befreit haben", sagte sie. Die Ukraine versucht indes weiter, mit einer Gegenoffensive alle besetzten Gebiete zu befreien, darunter auch die bereits 2014 völkerrechtswidrig einverleibte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Drohne abgeschossen

Die russische Luftabwehr ihrerseits berichtete, eine Drohne über der russischen Oblast Kaluga abgeschossen zu haben. Der Vorfall habe sich im Bezirk Fersikowskji ereignet, teilte der Gouverneur der Oblast, Wladislaw Schapscha, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Es habe keine Folgen für Menschen oder die Infrastruktur gegeben. Die Oblast Kaluga grenzt im Norden an die Oblast Moskau, die die gleichnamige russische Hauptstadt umgibt; eine Grenze mit der Ukraine teilt Kaluga nicht. Es ist unklar, wer die Drohne gestartet hat.

Russland setze zunehmend sogenannte Freifallbomben mit Gleitaufsätzen zur Verlängerung der Reichweite ein, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Diese Bomben könnten viele Kilometer vom Ziel entfernt von Flugzeugen abgeworfen werden, aber hätten noch nicht dauerhaft ihre Genauigkeit bewiesen, hieß es in London weiter. "Zu Beginn der Gegenoffensive der Ukraine im Süden ab Juni 2023 waren russische Kampfhubschrauber sehr wirksam", kommentierte das britische Ministerium weiter. Doch habe es Russland zuletzt offenbar nicht geschafft, im Süden eine effektive taktische Luftwaffe aufzubauen.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

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