Der Politikwissenschafter Gerhard Mangott glaubt, dass die russischen Streitkräfte ihre Raketenangriffe auf kritische Infrastruktur in der Ukraine weiter fortsetzen werden.
Russland wolle dadurch einerseits die Ukraine unter Druck setzen, anderseits aber auch die Europäische Union, indem es darauf setze, dass diese Angriffe eine neue Flüchtlingswelle auslösen, so der Russland-Experte am Sonntag im "Zib2"-Interview.
Der russische Präsident Wladimir Putin habe die Bombardierungen auf Druck der rechten Nationalisten angeordnet, die ihm vorwerfen, dass er den Krieg in der Ukraine zu zögerlich führe. Zudem könne so auch die ukrainische Wirtschaft weiter geschädigt werden, so der Russland-Experte. Die ukrainische Wirtschaft sei heuer schon um 35 Prozent eingebrochen, weitere Schäden an der Infrastruktur und der Mangel an Arbeitskräften, ausgelöst durch neue Fluchtbewegungen, würden die Wirtschaft nur weiter schädigen, zeigt sich Mangott überzeugt.
Dennoch sei die Moral in der Ukraine sehr hoch. "Über 90 Prozent der Ukrainer sind gegen territoriale Zugeständnisse gegenüber Russland". Der russische Vormarsch sei bis auf den Bereich um Bachmut, wo vor allem Söldner im russischen Auftrag kämpfen, fast vollständig zum Stillstand gekommen, und im Gegenzug rücke die Ukraine vor, sagt Mangott.
Trotzdem sei die Position von Putin als Präsident nicht in Gefahr, dies wäre wohl erst der Fall, wenn er vor einer katastrophalen Niederlage stünde. Eine Verhandlungsbasis gebe es momentan ohnehin nicht, betont Mangott, den durch die Annexion der besetzten Gebiete habe Putin keine Verhandlungsmasse und die Ukraine lehne Gespräche mit Putin ab. Daher glaubt der Politikwissenschafter: "Der Krieg wird uns noch eine Zeit lang begleiten".