Rettungsaktion

264 Soldaten aus Stahlwerk in Mariupol evakuiert

17.05.2022

Mehr als 260 ukrainische Militärangehörigen haben am Montag das von russischen Soldaten belagerte Asowstal-Stahlwerk in Mariupol verlassen.  

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Darunter seien 53 Schwerverletzte, teilte der ukrainische Generalstab am Montag mit. Weitere 211 ukrainische Kämpfer seien in eine von russischen Truppen besetzte Ortschaft gebracht worden. Sie sollten später in einem Gefangenenaustausch freikommen, hieß es. An der Evakuierung der weiteren Verteidiger des Stahlwerks wird noch gearbeitet.

"Dank den Verteidigern von Mariupol haben wir kritisch wichtige Zeit für die Formierung von Reserven, eine Kräfteumgruppierung und den Erhalt von Hilfe von unseren Partnern erhalten", schrieb die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar bei Facebook. Alle Aufgaben zur Verteidigung von Mariupol seien erfüllt worden. Ein Freikämpfen von Asowstal sei nicht möglich gewesen, betonte sie. Das Wichtigste sei jetzt, das Leben der Verteidiger von Mariupol zu schützen.

 

  

 

Die Schwerverletzten seien am Montag zur Behandlung nach Nowoasowsk gebracht worden, die anderen Soldaten nach Oleniwka, erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium am Abend. Beide Orte liegen in Gebieten unter Kontrolle des russischen Militärs. Die Regierung in Kiew hatte dagegen stets gefordert, die Verletzten auf das von der Ukraine kontrollierte Gebiet oder in ein Drittland zu überstellen.

Feuerpause

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor von einer Feuerpause für die Evakuierung gesprochen, ein Gefangenenaustausch wurde von russischer Seite vorerst nicht bestätigt. Mehrere Hundert Soldaten sollen sich noch im Stahlwerk befinden. Die Bemühungen zur Rettung der noch im Inneren des Stahlwerks befindlichen Truppen seien im Gange, erklärte der ukrainische Generalstab. Diese hätten ihren Kampf-Auftrag erfolgreich abgeschlossen und nun den Befehl erhalten, Leben zu retten.

"Wir hoffen, dass wir das Leben unserer Leute retten können", sagte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Ansprache am späten Montagabend. "Es gibt Schwerverletzte unter ihnen. Sie werden versorgt. Die Ukraine braucht ukrainische Helden am Leben." An der Evakuierung der Soldaten seien auch das Internationale Rote Kreuz und die Vereinten Nationen beteiligt gewesen.

19 Zivilisten getötet

In den umkämpften ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk kamen indes nach Behördenangaben mindestens 19 Zivilisten ums Leben. "Infolge des Beschusses von Sjewjerodonezk gab es mindestens zehn Tote", teilte der Militärgouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montag im Nachrichtendienst Telegram mit. Es sei aufgrund der Angriffe jedoch äußerst schwer, die Örtlichkeit zu überprüfen. Im benachbarten Donezker Gebiet wurden nach Angaben des Militärgouverneurs Pawlo Kyrylenko weitere neun Zivilisten getötet. Sechs weitere Menschen wurden verletzt.

Die westukrainische Großstadt Lwiw wurde in der Nacht auf Dienstag wieder Ziel eines Luftangriffs. Die Attacke habe einer Militäreinrichtung im Bezirk Jaworiw an der Grenze zu Polen gegolten, schrieb der lokale Militärchef Maxim Kosizkij bei Telegram. Bürgermeister Andrij Sadowij betonte, es gebe keine Informationen über Raketeneinschläge in der Stadt und bedankte sich bei der Luftabwehr. Mitte März hätte ein russischer Luftangriff den Truppenübungsplatz in Jaworiw getroffen, dabei wurden nach ukrainischen Angaben 35 Menschen getötet. In Jaworiw hatten in den vergangenen Jahren ukrainische Soldaten mit westlichen Ausbildern trainiert.

Russland führt seit beinahe drei Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Vereinten Nationen haben dabei über 3.600 getötete Zivilisten erfasst, gehen aber von weitaus höheren Opferzahlen aus.

Während die russische Armee ihren Druck in den beiden östlichen Regionen Donezk und Luhansk verstärkte, befand sie sich weiter nördlich rund um die Millionenstadt Charkiw in der Defensive. Dort gelang ukrainischen Soldaten am Montag ein symbolischer Erfolg. Regierungsangaben erreichten sie nämlich östlich von Charkiw die Staatsgrenze. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. US-Angaben zufolge sind die ukrainischen Truppen in der Region bis auf drei oder vier Kilometer an die Grenze herangerückt.
 

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