"Ausmaß von Zerstörung und Leid ansprechen"
Nehammer bei Putin: Ukrainischer Botschafter zurückhaltend
11.04.2022Der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, hat sich am Montag bei einem Pressegespräch in Klagenfurt zur Moskau-Reise von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zurückhaltend geäußert.
Er hoffe auf Resultate, derzeit sei Wladimir Putin aber sehr stark auf die russische Offensive in der Ostukraine fokussiert. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) unterstrich, wichtig sei bei dem Termin Nehammers mit Putin, dass die klare Linie der EU eingehalten werde.
Chymynez sagte, es sei sehr wichtig gewesen, dass der Bundeskanzler selbst vor Ort alles gesehen habe, die Schrecken, die Kriegsverbrechen der russischen Armee. Wenn er in Moskau beim Gespräch mit Putin auch "Argumente findet, dass der Krieg gegen die Ukraine auch für Russland einen hohen Preis hat", und wenn aus diesem Gespräch ein Ergebnis kommen könnte, etwa humanitäre Korridore zum Beispiel für Mariupol, wäre das natürlich positiv.
Chymynez fordert schärfere Sanktionen
Die Frage sei jedoch, zu welchen Kompromissen Putin bereit sei: "Schauen wir einmal, mit welchen Ergebnissen der Bundeskanzler zurückkommt." Auf die Frage, ob er den Besuch Nehammers bei Putin befürwortete, sagte der Botschafter: "Die Entscheidung hat der Bundeskanzler getroffen." Für die Ukraine sei es wichtig, dass er darauf hinweise, welches Ausmaß an Zerstörung und welches Leid dieser Krieg verursacht, dass dieser Krieg auch für Russland keinen Sinn mache, es auch militärisch kaum etwas erreicht habe. Vielleicht werde durch diesen Besuch auch in Russland registriert, dass der Preis für diesen Krieg enorm sei. Solange der Krieg weitergehe, müsse es noch schärfere Sanktionen geben, forderte Chymynez erneut.
Kaiser meinte, Neutralität erfordere es, dass man das Gespräch suche. Er hoffe darauf, dass der Bundeskanzler mit klaren Zielsetzungen nach Moskau gereist sei, etwa der Einrichtung humanitärer Korridore, einen generellen Waffenstillstand, aber auch, dass zwischen der Ukraine und Russland Gespräche auf der höchsten Ebene stattfinden sollten. Er hoffe darauf, dass sich Nehammer auch mit der Europäischen Union entsprechend abgestimmt habe.