Nehammer: ''Zahlen unser Gas weiterhin in Euro''

oe24.TV: Putin dreht Polen und Bulgarien das Gas ab – wie ist die Situation für uns?

Karl Nehammer: Man sieht, dass alles Mögliche passieren kann. Deswegen ist das Einlagern von Gas jetzt das Gebot von der Stunde. Die rechtlichen Grundlagen sind geschaffen. Wir haben insgesamt bis zu 6,6 Milliarden Euro dafür vorgesehen.

oe24.TV: Es gibt Gerüchte, wir würden unser Gas in Rubel bezahlen, wie Moskau es will.

Nehammer: Das sind nicht nur Gerüchte, sondern das sind Fake News. Wir haben nach wie vor die gleichen Gasmengen zur Verfügung, das hat Präsident Putin selbst in dem Gespräch in Moskau von sich aus angesprochen. Und wir können auch weiter in Euro bezahlen. Gazprom hat die Zahlungsmodalitäten zwar verändert – was sich nicht ändert, ist, dass wir in Euro bezahlen.

oe24.TV: Also zahlen wir definitiv weiter in Euro?

Nehammer: So ist es!

oe24.TV: Was machen wir, wenn Russland auch uns das Gas abdreht?

Nehammer: Wir haben jetzt ca. 16 Terawatt-Stunden (TWh) Gas in unseren Speichern. Wir brauchen in einem warmen Monat 6,6 TWh, in kälteren 10 TWh. Das heißt, zunächst einmal passiert gar nichts. Es sind 16 TWh eingespeichert, täglich werden es mehr. Darüber ­hinaus sucht die Energie­ministerin mit der OMV neue Bezugsquellen, etwa aus Aserbaidschan. Es ist aber nach wie vor das beste Szenario, wenn Lieferungen nichts gestoppt werden.

oe24.TV: Bis wann steigen wir aus russischem Gas ganz aus?

Nehammer: Das braucht auf jeden Fall mehrere Jahre, hängt von der Verfügbarkeit am internationalen Gasmarkt ab. Seit zwei ­Monaten herrscht Krieg in der Ukraine, seit zwei Monaten arbeiten Experten im Energieministerium gemeinsam mit der OMV daran, dass wir diese Abhängigkeit verringern. Mir wäre ein Ausstieg besser heute als morgen auch lieber – aber er ist nicht realistisch. Wir haben jetzt mit Deutschland, Ungarn und anderen Staaten eine Interessengemeinschaft gegen ein Gasembargo gebildet – gleichzeitig müssen wir aber die Abhängigkeit verringern.

oe24.TV: Kommen wir zur Teuerung. Die Pensionisten sind am meisten betroffen – kommt es Mitte des Jahres zur vorgezogenen Pensionserhöhung?

Nehammer: Wir haben zwei Pakete gegen die Teuerung beschlossen. Eines entlastet PensionistInnen mit kleinen Bezügen – eines entlastet ArbeitnehmerInnen und PensonistInnen gleichermaßen. Wir werden uns ansehen, wie diese Pakete wirken – ausschließen kann man gar nichts. Es ist auch genau zu schauen, wo braucht es noch mehr Nachbesserung im Bereich der Landwirtschaft oder der Wirtschaft. Wir haben ja eine enorme Verknappung der Produktionsmittel. Wir werden jedes Mal auf den Anlassfall bezogen reagieren.