Sorgen um Atomkraftwerk

Neue Angriffe auf AKW Saporischschja gemeldet

13.08.2022

In der Region Saporischschja warnten die Behörden die Menschen davor, auf die Straße zu gehen, weil russische Truppen in Richtung des Atomkraftwerks schießen würden.

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Kiew (Kyjiw)/Moskau. Das ukrainische Militär hat über neue schwere russische Raketenangriffe im Osten des Landes berichtet. So seien die Stadt und die Region Charkiw massiv beschossen worden, teilten die ukrainischen Behörden am Samstag mit. Drei Menschen, darunter ein 13 Jahre alter Bub, seien im Gebiet Charkiw verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden, hieß es.

In der Region Saporischschja warnten die Behörden die Menschen davor, auf die Straße zu gehen, weil russische Truppen in Richtung des Atomkraftwerks schießen würden. Der Beschuss sei von einem wenige Kilometer entfernten Dorf aus erfolgt und habe eine Pumpstation und eine Feuerwache beschädigt, teilte der Geheimdienst am Samstag mit, wie deutsche Medien berichten. Zuvor hätten die russischen Truppen Menschen in das Kraftwerk gebracht und eine ukrainische Flagge am Rande der Stadt Enerhodar gehisst, zu dessen Territorium die Anlage gehört. 

"Offensichtlich wird es (Anm. das Kraftwerk) für eine weitere Provokation genutzt, um dann die Streitkräfte der Ukraine zu beschuldigen“, teilte der Geheimdienst mit, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Russland hat das größte Kernkraftwerk Europas besetzt. 

Von Seiten der Ukraine hieß es wiederholt, die russischen Streitkräfte benutzten das Atomkraftwerk als Schutzschild, während sie die Ortschaften auf der anderen Seite des Dnepr beschossen – wohl wissend, dass das ukrainische Militär aus Sorgen vor einem Atomunglück nicht zurückschießen werde. 

Moskau wirft ukrainischen Truppen Beschuss vor

Moskau wiederum wirft den ukrainischen Truppen vor, das Kraftwerk zu beschießen. International ist die Sorge vor einem möglichen atomaren Zwischenfall groß. Schon seit Wochen versuchen Experten und Expertinnen der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) trotz der Kämpfe in der Region, Zugang zu dem AKW zu erhalten.

Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte in seinem Lagebericht den Raketen- und Artilleriebeschuss unter anderem in den Gebieten Charkiw und Cherson. Der Schwerpunkt lag demnach weiter im Gebiet Donezk, das im Zuge des russischen Angriffskriegs als nächstes Ziel Moskaus komplett der ukrainischen Kontrolle entrissen werden soll.

Eingenommen worden sei nun der Donezker Vorort Pisky im Nordwesten der Großstadt, hieß es von russischer Seite. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es zunächst nicht. Das ukrainische Militär widersprach den russischen Angaben. Am Rande der ostukrainischen Stadt Donezk werde weiter heftig gekämpft, teilt der ukrainische Generalstab mit. "Die Besatzer versuchen die Verteidigungslinien unserer Truppen in Richtung Olexandropol, Krasnohoriwka, Awdijwka, Marjinka und Pisky zu durchbrechen", heißt es.

Russland ist am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert und hält derzeit einschließlich der 2014 annektierten Halbinsel Krim etwa ein Fünftel des Nachbarlandes besetzt, darunter die Regionen Luhansk, Cherson und weite Teile des Gebiets Saporischschja. Die Ukraine fordert vom Westen dringend schwere Waffen, um den russischen Vormarsch zu stoppen und Gebiete zurückzuerobern.

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