Spurensuche im Fall der Nord-Stream-Explosionen: Deutsche Ermittler verfolgen Hinweise, dass ein mögliches Sabotageteam Polen als Einsatzbasis genutzt haben könnte.
Das geht aus einem aktuellen Bericht des "Wall Street Journal" hervor. Dabei stützt man sich auf die Auswertung von Daten der Segelyacht "Andromeda", die im Verdacht steht, bei der Sabotage der Pipelines eine Rolle gespielt zu haben.
Ermittler rekonstruieren Fahrt der "Andromeda"
Die Ermittler haben die zweiwöchige Fahrt der Yacht anhand von Funk- und Navigationsdaten, Satelliten- und Mobiltelefonen sowie E-Mail-Konten vollständig rekonstruiert. Dabei stellten sie fest, dass die Yacht von ihrem Kurs abgewichen und in polnische Gewässer gefahren war. Zudem versuchten die Ermittler, DNA-Proben von Bord einer "mindestens einem ukrainischen Soldaten zuzuordnen". Bisher haben das Bundeskriminalamt und das Büro des polnischen Ministerpräsidenten noch nicht auf Anfragen reagiert.
USA hatten von ukrainischen Angriffsplänen erfahren
Laut einem Bericht der "Washington Post" hatten die USA bereits drei Monate vor dem Anschlag Informationen über ukrainische Pläne für einen Angriff auf die Nord-Stream-Pipelines erhalten. Der ukrainische Präsident Selenskyj bestritt jegliche Beteiligung seines Landes an dem Anschlag. Die Nord Stream 1, über die Russland Erdgas nach Deutschland und in andere europäische Länder lieferte, wurde aufgrund der Krise in der Ukraine gestoppt. Die Nord Stream 2 wurde aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht in Betrieb genommen. Beide Doppelröhren wurden im September 2022 durch Explosionen schwer beschädigt.
Ermittler identifizieren verwendeten Sprengstoff
Die Ermittler haben herausgefunden, dass bei den Explosionen HMX, auch bekannt als Oktogen, verwendet wurde. Dieser Sprengstoff eignet sich besonders für die Zerstörung von Unterwasserinfrastrukturen.
Verdächtige Yacht soll auch an Nord Stream 2 beteiligt gewesen sein
Nachdem die Besatzung der Yacht angeblich Sprengstoff an der Nord Stream 1 platziert hatte, setzte sie Kurs Richtung Polen, so Berichte von Personen, die mit der Route der "Andromeda" vertraut sind. Anschließend fuhr das Schiff, das nur wenige Tage zuvor von einem deutschen Unternehmen gemietet worden war, wieder in nördliche Richtung. Die Ermittler vermuten, dass auch Sprengstoff an der Nord Stream 2 angebracht werden sollte.
Verdächtige Yacht gehört polnischem Unternehmen
Bereits im März wurde berichtet, dass die verdächtige Yacht einem polnischen Unternehmen gehört, das in ukrainischem Besitz ist. Die Explosionen an den Pipelines ereigneten sich in den Wirtschaftszonen von Schweden und Dänemark.