Reporter Karl Wendl und sein Kameramann wurden für russische Spione gehalten.
Bila Zerkwa. Die Situation kann von einem Moment zum anderen völlig eskalieren, jeder, der aus der Ukraine berichtet, weiß das: Dienstagnachmittag bei Bila Zerkwa, einer Stadt südlich von Kiew. Die Straße ist noch frei, hier rollt der gesamte Verkehr von und nach Kiew. Chris Appel, oe24.at-Kameramann, und ich bleiben stehen, wir machen einen Kameraschwenk – Liveeinstieg. Vier Privatautos halten vor, hinter und neben uns. Schwer Bewaffnete springen heraus. Territorial-Verteidiger. Sie haben Kalaschnikows, Pistolen, Pump-Guns. Lokale Einheit. Alle sehr nervös, hektisch. Wir zeigen unsere Pässe, Presseakkreditierungen, die Registrierung als Journalist bei der ukrainischen Armee kann auf unseren Handys nicht geöffnet werden. Kein Netz. Wir sind verdächtig. Als mögliche russische Spione. Die Männer checken unsere Ausrüstung, der LiveU, mit dem Bilder nach Österreich übertragen werden, interessiert sie. Damit könnten strategische Ziele für die russischen Raketen markiert werden, glauben sie.
Fast drei Stunden stehen wir vor unserem Auto. Es wird dunkel. Eisiger Wind weht. Wir wissen nicht, ob die Territorial-Verteidiger irgendeiner Einheit angehören, oder … Wir stehen im völligen Niemandsland, der nächste Ort ist kilometerweit entfernt. Telefonate erlauben sie uns. Zu Nikita, unserem Übersetzer, der nicht mit ist. Er kann nicht helfen. Alle ukrainischen Nummern in meinem Handy werden notiert, an Kommandanten weitergegeben. Erst nach beängstigenden drei Stunden ist der Spuk vorbei. Irgendein Kommandant hat gesagt, wir seien o. k. Sie machten wohl nur ihren Job. Zurück in die Bezirksstadt Schytomyr, durch die Nacht. Während der Ausgangssperre.