Ukraine-Krise

Pentagon: Russische Armee östlich von Kiew zurückgedrängt

24.03.2022

Der ukrainischen Armee ist es nach Angaben eines Pentagon-Vertreters gelungen, die russischen Truppen im Osten von Kiew deutlich zurückzudrängen.

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Die russischen Streitkräfte hätten sich dort binnen 24 Stunden mehr als 30 Kilometer weit zurückgezogen, sagte der ranghohe Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben wollte, am Mittwoch vor Journalisten. "Wir beginnen zu sehen, wie sie sich verschanzen und Verteidigungspositionen aufbauen", fügte er hinzu.

"Den Ukrainern ist es gelungen, die Russen 55 Kilometer östlich und nordöstlich von Kiew zurückzudrängen", so der Pentagon-Vertreter. Noch am Dienstag hatte das US-Verteidigungsministerium erklärt, die russischen Streitkräfte stünden noch rund 20 Kilometer vom Zentrum der ukrainischen Hauptstadt entfernt.

Nicht voran kommen die russischen Streitkräfte nach Einschätzung des Pentagon auch in der Umgebung der nördlich von Kiew gelegenen Großstadt Tschernihiw. Dort säßen die russischen Soldaten zehn Kilometer vom Zentrum entfernt fest. In einigen Bereichen seien die russischen Soldaten zuletzt zurückgewichen. "Sie bewegen sich sogar in die entgegengesetzte Richtung, aber nicht viel", sagte der Ministeriumsvertreter.

Mit "sehr, sehr festem" Widerstand der Ukrainer seien die russischen Truppen weiterhin im schwer umkämpften Charkiw im Osten der Ukraine konfrontiert, betonte er weiter. Dort stünden die russischen Streitkräfte noch 15 bis 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Dem Pentagon-Vertreter zufolge konzentriert die russische Armee sich inzwischen verstärkt auf die prorussischen Separatistengebiete Luhansk und Donezk. Demnach verfolgt das russische Militär offenbar die Strategie, die entlang der früheren Frontlinie in der Ostukraine stationierten ukrainischen Streitkräfte zu "binden", damit sie "nicht anderswo eingesetzt werden können".

Kaum Veränderungen machte das Pentagon in der Umgebung der Schwarzmeer-Metropole Odessa aus. Anders als zu Wochenbeginn seien in den vergangenen 48 Stunden keine Raketen mehr von russischen Schiffen aus in Richtung der Hafenstadt abgefeuert worden, sagte der Pentagon-Vertreter.

Unterdessen nutzte die russische Marine demnach den Hafen von Berdjansk am Asowschen Meer zum Auftanken ihrer Schiffe. Berdjansk ist eine der wenigen ukrainischen Städte, die sich einen Monat nach Beginn der russischen Invasion unter der Kontrolle der russischen Armee befinden.

Die Lufthoheit haben die russischen Streitkräfte nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums auch einen Monat nach Kriegsbeginn noch immer nicht erobert. Der Luftraum sei weiterhin umkämpft, stellte der Pentagon-Vertreter fest. Die USA und ihre Verbündeten arbeiteten daran, den Ukrainern mehr Luftabwehrsysteme mit großer Reichweite zu beschaffen. Die derzeit vorhandenen Systeme setzten die Ukrainer "sehr effektiv" ein. Das sei ein Grund dafür, "warum wir ein ziemlich risikoscheues Verhalten einiger russischer Piloten beobachten".

Weiter hieß es in dem Journalisten-Briefing, die von US-Präsident Joe Biden bewilligten Waffenlieferungen aus einem Militärhilfe-Paket für die Ukraine mit einem Umfang von 800 Millionen Dollar (730 Millionen Euro) würden sehr bald auf den Weg gebracht. Damit sollten der Ukraine nach Angaben Bidens aus der vergangenen Woche Tausende Panzerabwehrwaffen, rund 800 Luftabwehrraketen, 7.000 Feuerwaffen wie Maschinenpistolen, zahlreiche Granatwerfer, 20 Millionen Schuss Munition und sogar Drohnen zur Verfügung gestellt werden.

Auch Großbritannien will weitere Waffen liefern. Man werde 6.000 weitere Raketen schicken, darunter auch Panzerabwehrwaffen und andere Geschosse, kündigte der britische Premierminister Boris Johnson am Mittwochabend vor dem Beginn des NATO-Gipfels am Donnerstag an.

Zudem werde man weitere 25 Millionen Pfund (rund 30 Millionen Euro) bereitstellen, um das ukrainische Militär zu stärken. "Einen Monat nach Beginn dieser Krise steht die internationale Gemeinschaft vor einer Entscheidung", so Johnson. "Wir können die Flamme der Freiheit in der Ukraine am Leben erhalten oder riskieren, dass sie in ganz Europa und der Welt erstickt wird." Das ukrainische Volk habe sich im Angesicht der Invasion als außerordentlich mutig und zäh erwiesen. "Wladimir Putin ist bereits dabei, in der Ukraine zu scheitern", sagte der konservative Politiker über den russischen Präsidenten.

Die britische Regierung investiert außerdem 4,1 zusätzliche Millionen Pfund (rund 4,9 Millionen Euro) in den Auslandssender BBC World Service - nach eigenen Angaben, um Desinformation in Russland und in der Ukraine zu bekämpfen. Dies steht geplanten Umstrukturierungen des gebührenfinanzierten Systems gegenüber, welche die britische Regierung für die nächsten Jahre angekündigt hat.

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