Sprengstoff auf Dach

Plant Putin einen Anschlag auf das AKW Saporischschja?

05.07.2023

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verdächtigt Russland einer bevorstehenden Provokation am Atomkraftwerk Saporischschja. 

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Laut ukrainischen Geheimdienstinformation habe das russische Militär auf den Dächern mehrerer Reaktorblöcke des AKW Saporischschja Gegenstände platziert, "die Sprengstoff ähneln", sagte Selenskyj am Dienstag in seiner täglichen Videoansprache. Dies diene möglicherweise dazu, einen Anschlag auf die Anlage zu simulieren, mutmaßte der Staatschef.

Selenskyj forderte internationalen Druck auf Moskau, um das zu verhindern. "Leider gab es keine rechtzeitige und breite Reaktion auf den Terroranschlag gegen das Wasserkraftwerk Kachowka. Und das kann den Kreml zu neuen Übeltaten inspirieren", sagte Selenskyj. Im Juni hatte eine Explosion den Kachowka-Staudamm zerstört. Hunderte Ortschaften wurden überflutet. Die Ukraine und der Westen werfen Russland die Zerstörung vor. Moskau dementiert und beschuldigt seinerseits Kiew der Tat.

Sprengkörper auf dem Dach

Selenskyj dankte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für dessen Bereitschaft, sich für die Sicherheit der Nuklearanlage einzusetzen. Er habe mit Macron über das Kernkraftwerk, aber auch über Waffenlieferungen und den bevorstehenden NATO-Gipfel gesprochen, sagte der ukrainische Staatschef.

Der ukrainische Generalstab schrieb in seinem täglichen Lagebericht über angebliche Sprengkörper auf dem Dach des AKW, deren Explosion den Eindruck eines Beschusses wecken sollten. Die Sprengsätze seien an den Dächern des dritten und vierten Reaktorblocks angebracht, sollen die Reaktoren selbst aber wohl nicht beschädigen, hieß es im Lagebericht des Generalstabs. Die Ukraine werde nicht gegen die Normen des Völkerrechts verstoßen, betonte die Militärführung in Kiew zugleich.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Renat Kartschaa, Berater des Chefs der russischen Atomenergiebehörde Rosenergoatom, behauptete unterdessen am Dienstag im Staatsfernsehen, die ukrainischen Streitkräfte würden bereits in der Nacht auf Mittwoch versuchen, das AKW mit Raketen und Drohnen anzugreifen. Demnach soll nicht nur das AKW beschossen werden, sondern auch zeitgleich auch eine mit Atomabfällen bestückte Bombe abgeworfen werden. Beweise für die Anschuldigung brachte der hochrangige Moskauer Beamte nicht vor.

Russische Truppen haben kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine das AKW Saporischschja besetzt und halten es seither unter Kontrolle. Mehrfach ist die Anlage unter Beschuss geraten, wofür sich beide Kriegsparteien gegenseitig verantwortlich machen. International ist die Sorge vor einer Atomkatastrophe groß - auch wenn das Kraftwerk inzwischen in den Kaltbetrieb versetzt wurde.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA, die Beobachter am Kraftwerk hat, nennt die Sicherheitslage "prekär", auch wenn sie - Stand Freitag - keine Minen oder Sprengsätze am AKW registriert hat.

Der Selenskyj-Berater Mychajlo Podoljak übte unterdessen scharfe Kritik am IAEA-Chef. Die Bemühungen Rafael Grossis um die Sicherheit des Atomkraftwerkes Saporischschja hätten keine Wirkung gezeigt. Die IAEA hätte bei dem Versuch, die Sicherheit des Atomkraftwerkes zu gewährleisten, eine Kehrtwendung gemacht. Grossi hätte "herumgealbert", anstatt die Position der IAEA von Anfang deutlich zu machen. "Und wenn es eine Katastrophe gibt, dann wird er sagen, dass sie nichts damit zu tun hatten und ja vor allen Gefahren gewarnt hatten."

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