Der vom russischen Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin kontrollierte Medienkonzern soll nach Angaben des Direktors eines seiner Tochterunternehmen geschlossen werden.
"Ich gebe unsere Entscheidung bekannt, zu schließen und den Informationsraum des Landes zu verlassen", sagte der Chef von RIA FAN, Jewgeni Subarew, in einem am späten Samstagabend verbreiteten Video. Einen Grund nannte er nicht.
Er äußerte sich eine Woche nach der von Prigoschin befohlenen kurzen Meuterei der Wagner-Söldner. Prigoschin hat nicht nur diese Privatarmee gegründet. Zu seinem Firmenkonglomerat gehört auch der Medienkonzern Patriot Media, dessen bekanntestes Medium die Nachrichtenseite RIA FAN ist. Die gescheiterte Söldner-Rebellion stellt nun das Schicksal von Prigoschins gesamtem Firmennetz infrage.
Patriot Media hat lange eine stark nationalistische redaktionelle Haltung eingenommen und den russischen Präsidenten Wladimir Putin unterstützt. Auch über die Wagner-Söldner und Prigoschin selbst lieferte Patriot Media eine positive Berichterstattung. Am Freitag hatte die russische Zeitung "Kommersant" allerdings berichtet, dass die Medienaufsicht Roskomnadsor Kanäle, die in Verbindung mit Prigoschin stehen, blockiert habe. Am Sonntag war die Behörde nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Subarew lobte die Leistung von Patriot Media
Subarew lobte die Leistung von Patriot Media und sagte, das Unternehmen habe sowohl Prigoschin als auch Putin gegen Angriffe der Opposition verteidigt, auch gegen die des inhaftierten Putin-Kritikers Alexej Nawalny. Patriot Media habe gegen Nawalny und andere Vertreter der Opposition gearbeitet, "die wirklich versucht haben, unser Land zu zerstören".
Prigoschin hat die Wagner-Gruppe 2014 gegründet. Der reiche Geschäftsmann, der das letzte Jahrzehnt der Sowjetunion wegen Raubes und Betrugs im Gefängnis saß, verfügt über Militär- und Bergbauverträge in Afrika. Seine Söldner sind unter anderem in Mali, Syrien und Libyen aktiv. Prigoschin besitzt zudem ein riesiges Catering-Unternehmen, das jahrelang staatliche Einrichtungen versorgt hat, sowie sogenannte Trollfabriken, mit denen per Internet versucht wird, politische Meinungen und Entscheidungsprozesse zu beeinflussen.
Prigoschin ist auf Basis einer Vereinbarung mit der russischen Führung im Anschluss an die Meuterei nach Belarus ins Exil gegangen. Seine Kämpfer wurden vor die Wahl gestellt, ihm zu folgen, in die russischen Streitkräfte integriert zu werden oder sich ins Privatleben zurückzuziehen. Offiziell verboten ist die Wagner-Gruppe trotz der Rebellion nicht. Putin sagte aber vor wenigen Tagen, dass die Finanzen von Prigoschins Catering-Firma überprüft würden. Russische Medien berichteten außerdem, dass eine Trollfabrik, die Prigoschin angeblich zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung in anderen Ländern, einschließlich der USA, genutzt habe, aufgelöst worden sei.