Putin drohte Kiew mit einer noch härteren ''Antwort'', sollten die ''ukrainischen Angriffe'' fortgesetzt werden.
Kiew (Kyjiw)/Moskau. Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Raketenangriffe auf zahlreiche ukrainische Städte als Reaktion auf die "Terroranschläge" gegen russisches Gebiet bezeichnet. Es seien Objekte der Energieinfrastruktur, der militärischen Steuerung und des Fernmeldewesen mit Hochpräzisionswaffen beschossen worden, sagte Putin am Montag bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates. Die Schläge seien vom Meer, aus der Luft und vom Boden aus erfolgt.
Zugleich drohte der russische Präsident Kiew mit noch härterem Vorgehen. "Für den Fall einer Fortsetzung der Versuche, auf unserem Gebiet Terroranschläge auszuführen, werden die Antworten von russischer Seite hart ausfallen - und in ihrem Ausmaß dem Niveau der Bedrohung für die Russische Föderation entsprechen", sagte Putin. "Daran sollte niemand irgendwelche Zweifel haben."
Lastwagen auf Krim-Brücke explodiert
Konkret warf Putin dem ukrainischen Geheimdienst SBU vor, am vergangenen Samstag einen "Terroranschlag" auf die russische Krim-Brücke zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim organisiert zu haben. Dort soll ein von Russland kommender und mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodiert sein. Bei der weithin sichtbaren Explosion gerieten mit Diesel gefüllte Kesselwagen eines Güterwaggons auf dem Teil der Eisenbahnbrücke in Brand. Teile der Autobahnbrücke stürzten ins Wasser.
Zudem behauptete Putin, dass es auf das russische Atomkraftwerk in Kursk bereits drei Anschläge gegeben habe. Einmal sei eine Hochspannungsleitung getroffen worden. Er warf der Ukraine zudem den Beschuss des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks in dem von Moskau annektierten Gebiet Saporischschja vor. Auch die von Russland in die Türkei verlegte Gasleitung Turk Stream sei Ziel eines Anschlags gewesen. Putin sprach nach den Gaslecks in der Ostseepipeline Nord Stream 1 und 2 erneut von einem "Terroranschlag". Er kritisierte, dass Russland an der Aufklärung nicht beteiligt werde.
Der 70-Jährige warf der ukrainischen Führung vor, sich mit den "schlimmsten internationalen Terrorgruppierungen" auf eine Stufe zu stellen. Es sei für Russland nicht möglich gewesen, das unbeantwortet zu lassen. Die Ukraine hat sich weder zu dem Anschlag auf die Krim-Brücke noch zu anderen Angriffen auf Russland selbst bekannt. Die Führung in Kiew wirft wiederum Russland vor, ein "Terrorstaat" zu sein, der die Ukraine mit einem Angriffskrieg auslöschen wolle.
Massive Raketenangriffe auf die ganze Ukraine
Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist es am Montag zu schweren Explosionen gekommen. Es habe mehrere Einschläge gegeben, teilte Bürgermeister Witali Klitschko auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Auch aus dem Westen und dem Zentrum der Ukraine wurden Explosionen gemeldet. Russland versuche, die Ukraine zu zerstören, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Die Angriffe gelten als die Reaktion des Kreml auf die Explosion an der Krim-Brücke.
Insgesamt hat Russland nach offiziellen Angaben aus Kiew am Montag 75 Raketen auf verschiedene Städte in dem überfallenen Land abgefeuert. 41 davon habe die ukrainische Luftabwehr abgeschossen, teilte der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, in einem Video in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Russland zeige damit nach zahlreichen Niederlagen in seinem Krieg gegen die Ukraine, dass es am Ende sei. "Das sind die Todeszuckungen eines verwundeten Tieres", sagte er.
G7-Sondersitzung angekündigt
Russland töte "unsere Leute, die zu Hause in Saporischschja schlafen. Sie töten Menschen, die in Dnipro und Kiew zur Arbeit gehen", sagte Präsident Selenskyj. Die Energieinfrastruktur der Ukraine sei ins Visier genommen worden, betonte Selenskyj in einer Videobotschaft, die ihn vor seinem Präsidialamt in Kiew zeigt. "Das zweite Ziel sind die Menschen. Dieser Zeitpunkt und diese Ziele wurden speziell ausgewählt, um so viel Schaden wie möglich anzurichten", warft er der russischen Führung vor. Selenskyj kündigte eine Sondersitzung der sieben führenden Industrienationen (G7) an. Selenskyj-Berater Andrij Jermak erklärte, die Raketenangriffe seien ein weiteres Signal an die zivilisierte Welt, dass die "russische Frage" mit Gewalt gelöst werden müsse.