Krem-Chef provoziert
Putin über Gaslieferung: "Man muss nur den Hahn aufdrehen"
12.10.2022Putin hat nach den Lecks an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee Gaslieferungen durch den noch betriebsfähigen Strang von Nord Stream 2 angeboten.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach den Lecks an der Ostsee-Pipeline Nord Stream Gaslieferungen durch den noch betriebsfähigen Strang der Pipeline Nord Stream 2 angeboten. "Man muss nur den Hahn aufdrehen", sagte Putin am Mittwoch bei einem Auftritt auf der russischen Energiewoche in Moskau. Putin schloss aber Länder mit Preisdeckeln von Energielieferungen aus.
"Russland wird nicht gegen den gesunden Menschenverstand handeln und für das Wohlergehen anderer bezahlen", sagte Putin. "Wir werden keine Energieressourcen an Länder liefern, die ihre Preise begrenzen."
Die EU hatte in der vergangenen Woche angesichts von Putins seit mehr als siebeneinhalb Monaten andauerndem Krieg gegen die Ukraine formal weitere Russland-Sanktionen beschlossen, darunter einen Ölpreisdeckel. Moskau reagierte bereits da mit Drohungen, die eigenen Ölexporte umzuleiten. Putin warnte nun zudem, durch eine solche Preisbremse werde sich das Investitionsklima weltweit verschlechtern.
An den beiden Röhren von Nord Stream 1 und einer Röhre von Nord Stream 2 in der Ostsee waren nach Explosionen Ende September schwere Beschädigungen entdeckt worden. Bisherigen Erkenntnissen zufolge hatten sich mindestens zwei Detonationen ereignet, die zu vier Lecks führten. Unter anderem die EU, die NATO sowie Sicherheitskreise hatten schon unmittelbar darauf von Sabotage als Ursache gesprochen.
Terroranschlag
Putin sprach von einem internationalen Terroranschlag gegen die Pipelines. "Es gibt keinen Zweifel, das ist ein Akt internationalen Terrorismus, ein zutiefst gefährlicher Präzedenzfall", sagte er. Ziel sei es, die Beziehungen zwischen der EU und Russland endgültig zu zerreißen und Europa zu schwächen. Als mutmaßliche Profiteure der Sabotage bezeichnete Putin unter anderem die USA. Bereits zuvor hatte der Kremlchef den Westen für die Lecks verantwortlich gemacht.
Russland hatte Anfang September die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 mit dem Verweis auf technische Probleme eingestellt, die angeblich wegen der Sanktionen nicht zu beheben seien. Die fertig gestellte, aber nicht zertifizierte und nie in Betrieb genommene Leitung Nord Stream 2 liegt wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf Eis. Russland drängt seit Monaten auf die Inbetriebnahme. Der eine Strang von Nord Stream 2 hat eine Jahreskapazität von 27,5 Milliarden Kubikmetern.
Russland könne die Lieferungen für die beschädigte Nord-Stream-Pipeline zum Schwarzen Meer umleiten, um in der Türkei einen wichtigen europäischen Gasknotenpunkt zu schaffen, erklärte Putin. "Den verloren gegangenen Umfang des Gastransits über Nord Stream könnte Russland durch das Schwarze Meer leiten und so in der Türkei einen riesigen Gas-Hub schaffen, wenn unsere europäischen Partner daran interessiert sind." Die Pipeline Turkstream sei ohnehin sicherer als die Route durch die Ostsee, meinte er.
Russland bleibt nicht auf Gas sitzen
Ansonsten werde Russland sein Gas aber in jedem Fall auf dem Weltmarkt los, versicherte der 70-Jährige. Dazu baue Russland schon jetzt seine Infrastruktur aus. Putin erinnerte in dem Zusammenhang an den Bau der Pipeline Kraft Sibiriens 2 nach China sowie einer Gasleitung in die Mongolei.
Zudem kündigte Putin an, seine Produktion und seinen Export von Erdöl bis 2015 auf dem gegenwärtigen Niveau zu halten. Trotz der Sanktionen des Westens werde Russland seine weltweit führende Position auf dem Energiemarkt nicht aufgeben, sagte Putin.
Er begrüßt die Ankündigung der OPEC+ in der vergangenen Woche, die Produktion zu drosseln, um so die Ölpreise stabil zu halten. Russland beabsichtige, weiterhin mit der von Saudi-Arabien geführten OPEC-Gruppe zusammenzuarbeiten.