Ukriane-Krise

Russischer Mega-Konvoi am Weg in den Donbass

11.04.2022

Die Ostukraine steht offenbar vor massiven Angriffen durch die russische Armee.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

"Es wird eine Offensive geben ... nicht nur auf Mariupol, sondern auch auf andere Orte, Städte und Dörfer", sagte der Putin-Verbündete und Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, in einem Telegramm-Video. Erst werde man die Donbass-Gebiete Luhansk und Donezk "vollständig befreien", danach Kiew und alle anderen Städte einnehmen.

"Die russischen Truppen werden zu noch größeren Operationen im Osten unseres Staates übergehen", sagte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache. Laut ukrainischen Medien waren am späten Sonntagabend heftige Explosionen in der nordöstlichen Stadt Charkiw und in Mykolajiw in der Nähe des Schwarzen Meeres zu hören. Der britische Militärgeheimdienst sprach am Montag von russischen Beschuss in Donezk und der Nachbarregion Luhansk.

Das Verteidigungsministeriums in London warnte zudem davor, dass Russland bei seinen Angriffen auf die südostukrainische Hafenstadt Mariupol auch Phosphormunition einsetzen könnte. Die Möglichkeit dafür habe sich erhöht, da Russland solche Munition bereits in der Region Donezk eingesetzt habe.

Für die Zivilbevölkerung in umkämpften Städten im Osten der Ukraine wurden am Montag nach Angaben der Regierung neun Fluchtkorridore eingerichtet. Aus der besonders schwer von russischen Angriffen betroffenen Stadt Mariupol soll ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung der Stadt Saporischschja führen, wie Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram mitteilte.

Auch aus der Stadt Berdjansk sowie zwei weiteren Orten in der Region sollten Fluchtrouten für Privatautos eingerichtet werden. Aus umkämpften Gebieten in der Region Luhansk führten fünf Korridore in die Stadt Bachmut, schrieb Wereschtschuk. Die Routen werden jeden Tag neu angekündigt. Wereschtschuks Angaben nach konnten am Sonntag rund 2.800 Zivilisten aus umkämpften Regionen flüchten. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von Ortschaften und Städten zu sabotieren.

Nach dem Telefonat mit dem deutschen Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag lobte der ukrainische Präsident in seiner abendlichen Videoansprache die nach seinen Worten "günstigere" Änderung der deutschen Haltung gegenüber Kiew. "Ich stelle mit Freude fest, dass sich die Position Deutschlands in letzter Zeit zugunsten der Ukraine verändert." Nun sei es wichtig, dass alles Vereinbarte auch umgesetzt werde. Er habe mit Scholz darüber gesprochen, wie man Kriegsverbrecher zur Rechenschaft ziehen, Sanktionen gegen Russland verschärfen und Russland dazu bringen könne, den Frieden zu suchen, sagte Selenskyi. In Deutschland steht die Bundesregierung unter Druck, weitere Waffen an die Ukraine zu liefern. Scholz hatte dies am Wochenende auch zugesagt, ohne Details zu nennen.

Der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, sagte ABC News: "Wir werden der Ukraine die Waffen liefern, die sie braucht, um die Russen zurückzuschlagen und sie daran zu hindern, weitere Städte und Dörfer einzunehmen."

Die Ukraine und westliche Staaten bezeichnen die russische Invasion als nicht provozierten Angriffskrieg. Mehr als vier Millionen Menschen sind inzwischen ins Ausland geflohen. Zehntausende Menschen wurden getötet oder verletzt. Städte wurden in Schutt und Asche gelegt, ein Viertel der ukrainischen Bevölkerung wurde obdachlos.

2,66 Millionen Menschen brachten sich seit Beginn des Angriffs allein in Polen in Sicherheit, wie der polnische Grenzschutz am Montag auf Twitter mitteilte. Allein am Sonntag kamen 28.500 Flüchtlinge, ein Rückgang um 2,1 Prozent im Vergleich zum Tag zuvor.

Zur Vollversion des Artikels