Grund ist ein Streit über die Umsetzung von EU-Sanktionen - ähnlich dem Konflikt zwischen Russland und Litauen über die Versorgung der russischen Exklave Kaliningrad. Spitzbergen liegt zwischen der norwegischen Nordküste und dem Nordpol und gehört zu Norwegen.
Kiew (Kyjiw)/Moskau. Russland hat Norwegen mit nicht näher beschriebenen Vergeltungsmaßnahmen gedroht, wenn es die Versorgung einer russischen Siedlung auf Spitzbergen nicht ermöglicht. Grund ist ein Streit über die Umsetzung von EU-Sanktionen - ähnlich dem Konflikt zwischen Russland und Litauen über die Versorgung der russischen Exklave Kaliningrad. Spitzbergen liegt zwischen der norwegischen Nordküste und dem Nordpol und gehört zu Norwegen.
Russland hat aber aufgrund eines 1920 unterzeichneten Vertrags das Recht, auf der Inselgruppe Bergbau zu betreiben. Einige Siedlungen dort werden seither hauptsächlich von Russen bewohnt, auch wenn die Zahl der Bewohner über die vergangenen Jahrzehnte stark zurückgegangen ist.
Sanktionen gegen Russland
Russland wirft Norwegen vor, eine Frachtladung nicht zur Insel Spitzbergen transportieren zu dürfen. Dabei handle es sich um Lebensmittel für russische Bergleute, die in einem Dorf arbeiteten, schrieb der russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram. Die norwegischen Behörden hätten ihre Weigerung mit den Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs gegen die Ukraine begründet.
Kossatschow warf Norwegen einen Verstoß gegen internationale Verpflichtungen aus dem Vertrag von Paris von 1920 vor. Danach hätten alle Vertragsstaaten gleiche Rechte auf Arbeit, Handel und Schifffahrt im Gebiet Spitzbergen. "Die Sowjetunion ist dem Dokument am 7. Mai 1935 beigetreten, und Russland beteiligt sich daran als Nachfolgestaat der UdSSR", schrieb der Außenpolitiker.
Zugleich wurden in Norwegen zahlreiche private und staatliche Einrichtungen Ziel eines Hackerangriffs. "Eine kriminelle pro-russische Gruppe scheint hinter den Attacken zu stecken", teilte die norwegische Sicherheitsbehörde NSM mit. In den vergangenen 24 Stunden sei es zu wiederholten Angriffen gekommen.
"Ähnliche Angriffe in anderen Ländern gesehen"
"Wir haben zuletzt ähnliche Angriffe in anderen Ländern gesehen", sagte NSM-Direktorin Sofie Nyström. Am Montag war es zu einem Cyberangriff auf staatliche und private Unternehmen in Litauen gekommen. Die russische Hackergruppe Killnet bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters den Angriff. Die Aktion sei eine Vergeltungsmaßnahme für den Streit mit Litauen über das Transitverbot für bestimmte Waren in die russische Exklave Kaliningrad gewesen.
Bei dem Zwischenfall in Norwegen handelt es sich nach NSM-Angaben um DDoS-Attacken. Dabei wird ein Netzwerk mit Anfragen geflutet, um es zu lähmen. Betroffen seien Institutionen, die wichtige Dienste anböten. Weitere Details wurden nicht genannt. Die Internetseite der norwegischen Arbeitsaufsichtsbehörde konnte am Mittwoch nicht aufgerufen werden. Medienberichte zufolge ist die Behörde mit unter den Opfern des Angriffes.