Russland hat nach Angaben seines Verteidigungsministeriums den Ort Tabajiwka in der ostukrainischen Oblast Charkiw eingenommen.
Die Ukraine dementiert dies aber. "Das entspricht nicht der Realität. In der Nähe des Ortes wird gekämpft", sagte Wolodymyr Fitjo, Sprecher der ukrainischen Bodentruppen im Staatsfernsehen. Der zentralukrainische Bezirk Krementschuk war ukrainischen Angaben zufolge erneut Ziel russischer Angriffe.
"Den zweiten Tag in Folge greift der Feind das Gebiet Poltawa an", schrieb der Leiter der Militärverwaltung der Region, Filip Pronin, in der Nacht auf Montag auf Telegram zu den Ereignissen in Krementschuk. Es habe keine Verletzten gegeben. Am Samstag hatte eine Rakete in derselben Region ein Industriegebiet getroffen. Auch hier wurden keine Opfer gemeldet.
Russland hat nach eigenen Angaben einen Drohnenangriff auf die Öl-Raffinerie Slavneft-Yanos in der Stadt Jaroslawl nordöstlich von Moskau abgewehrt. Die Luftabwehr habe die Drohne abgefangen, teilte der Gouverneur der Region, Michail Jewrajew, mit. Es habe keine Verletzten und auch keinen Brand gegeben. Einem Insider zufolge wurde die Treibstoffauslieferung kurzzeitig unterbrochen, die Produktion sei nicht betroffen gewesen.
Die Anlage liegt etwa 250 Kilometer von der Hauptstadt Moskau entfernt und zählt zu den größten Raffinerien in Russland. Die Ukraine hatte zuletzt verstärkt die russische Energieinfrastruktur mit Drohnen attackiert, auch um die Treibstoffversorgung der russischen Invasionstruppen zu schwächen.
Einem Zeitungsbericht zufolge erwägt Russland mittlerweile ein Flugverbot über solchen Anlagen. Lediglich Flugzeuge zum Schutz dieser Anlagen oder Flugzeuge von hochrangigen russischen oder ausländischen Politikern sollten die Erlaubnis erhalten, die entsprechenden Flugräume zu nutzen, berichtete die Tageszeitung "Wedomosti" am Montag. Das russische Energieministerium äußert sich zunächst nicht dazu.
Unterdessen hat der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow nach Beschwerden des Militärs über Defizite bei Ausstattung und Versorgung Verfehlungen eingeräumt. Bei unangekündigten Kontrollen seien "viele Verstöße" registriert worden, teilte der Minister bei Facebook mit. Es seien auch Lebensmittelvorräte überprüft worden. Es fehlt demnach Proviant im Wert von mehr als 50 Millionen Hrywna (rund 1,2 Millionen Euro), der nicht geliefert worden sei.
"Wir nehmen die Verstöße auf und bearbeiten jeden Fall einzeln", schrieb Umjerow in der am Sonntag veröffentlichten Mitteilung. Für einige Militäreinheiten sei zuletzt schon der Lieferant gewechselt worden wegen der Vorkommnisse. Die unangekündigten Inspektionen, an denen auch die Geheimdienste und andere Sicherheitsorgane beteiligt seien, würden fortgesetzt, hieß es.
Aus den Streitkräften hatte es laut Verteidigungsministerium zuletzt Beschwerden über die Versorgungsdefizite in den Lagern einiger Einheiten im Osten des Landes gegeben. Dabei seien auch Mängel bei Qualität und Zahl der Lebensmitteln festgestellt worden.
Im Verteidigungsministerium und in den Streitkräften, die mit westlicher finanzieller und militärischer Hilfe gegen den russischen Angriffskrieg kämpfen, gab es zuletzt mehrere Korruptionsskandale. Verteidigungsminister Umjerow teilte mit, dass er das System säubern lasse.
Der Minister erinnerte auch daran, dass ein Betrugsskandal im Ministerium aufgedeckt worden sei, bei dem frühere und aktuelle Beamte für die Beschaffung von Artilleriemunition etwa 1,5 Milliarden Hrywna (rund 36,4 Millionen Euro) veruntreut hätten. In dem Fall wurde die Summe wieder dem Haushalt zugeführt, wie Umjerow mitteilte.