Laut Putin
Russland testet Oreschnik-Rakete weiter in "Kampfsituationen"
22.11.2024Russland wird nach Angaben von Präsident Wladimir Putin weitere Tests der neuartigen Oreschnik-Rakete in "Kampfsituationen" vornehmen.
"Wir werden diese Tests fortsetzen, auch in Kampfsituationen, abhängig von der Situation und der Art der Bedrohungen für die Sicherheit Russlands", sagte Putin am Freitag in einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Militärvertretern. Er kündigte zudem die Serienproduktion von Oreschnik-Raketen an.
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Die als Oreschnik (deutsch: Nussstrauch) bezeichnete Rakete sei keine Modernisierung sowjetischer Technik, sondern zeuge vom technischen Fortschritt russischer Ingenieurskraft und der Stärke des Rüstungssektors, sagte ein sichtlich zufriedener Putin. "Die Resultate ihres Einsatzes sind von ihrem Effekt und ihrer Leistungsfähigkeit her vergleichbar mit dem Einsatz strategischer Waffensysteme." Dabei zähle das System Oreschnik weder zu den strategischen Waffen noch zu den Massenvernichtungswaffen, weil es auch sehr gezielt eingesetzt werden könne, fügte er hinzu.
Moskau zufolge soll die Rakete mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen und unerreichbar für Flugabwehrsysteme sein. "Ausgehend von den gestellten Aufgaben und der Reichweite dieser Waffe, kann sie Ziele auf dem ganzen Gebiet Europas angreifen, was sie vorteilhaft von anderen Arten hochpräziser Waffen großer Reichweite unterscheidet", sagte der Chef der strategischen Raketenstreitkräfte Russlands, Sergej Karakajew, laut russischen Nachrichtenagenturen bei einer Sitzung mit Putin. Das Raketensystem mit Namen Oreschnik (deutsch: Nussstrauch) könne sowohl mit konventionellen als auch mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden, sagte der hochrangige General. Seinen Angaben nach ist die Rakete von der Flugabwehr nicht aufzuhalten.
Die Ukraine entwickelt Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge indes Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue Risiken zu wappnen. Die Welt brauche eine ernsthafte Reaktion auf den Einsatz der neuen Mittelstreckenrakete durch Russland, damit Putin Angst vor einer Ausweitung des Krieges und die Konsequenzen seines Handelns zu spüren bekomme, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. An einem anderen Land "neue Terrorwaffen" zu testen, sei eindeutig ein internationales Verbrechen, so der ukrainische Präsident.
NATO-Ukraine-Rat am Dienstag
NATO-Generalsekretär Mark Rutte beruft indes nach dem Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete eine Sitzung des NATO-Ukraine-Rats ein. Bei dem Treffen am Dienstag in Brüssel soll es nach Angaben eines Bündnissprechers um den jüngsten russischen Angriff auf die ukrainische Großstadt Dnipro gehen. Dabei hatte Russland am Donnerstag in der Früh die Oreschnik-Rakete abgefeuert.
Die Beratungen in Brüssel werden nach Bündnisangaben auf Wunsch der Regierung in Kiew organisiert und finden auf Botschafterebene statt. Der NATO-Ukraine-Rat war zum ersten Mal im vergangenen Jahr beim NATO-Gipfel in Litauen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs zusammengekommen. Das relativ neue Gremium wurde für den Austausch in Krisensituationen geschaffen. Zudem soll es eine engere Zusammenarbeit ermöglichen, bis die Voraussetzungen für eine Aufnahme der Ukraine in die NATO erfüllt sind. Zu diesen zählen unter anderem ein Ende des russischen Angriffskrieges und Reformen in der Ukraine.
Neue Rakete flog mit elffacher Schallgeschwindigkeit
Einen Tag nach dem russischen Angriff mit der neuen Hyperschall-Mittelstreckenrakete legte die Ukraine Erkenntnisse über das Geschoss vor. Die Rakete habe mehr als die elffache Schallgeschwindigkeit erreicht, teilte der ukrainische Geheimdienst mit. Sie sei vom Start in der südrussischen Region Astrachan bis zum Einschlag in der Stadt Dnipro 15 Minuten lang geflogen. Die Rakete sei mit sechs Gefechtsköpfen bestückt gewesen, von denen jeder mit sechs Teilen Submunition ausgestattet gewesen sei. "Die Geschwindigkeit im letzten Abschnitt der Flugbahn lag über Mach elf", so der Geheimdienst. Ein Mach entspricht gut 1.225 Kilometern pro Stunde.
Selenskyj hatte bereits am Donnerstag von der Weltgemeinschaft eine entschiedene Reaktion auf den russischen Angriff verlangt. "Dies ist eine eindeutige und ernsthafte Ausweitung des Ausmaßes und der Brutalität dieses Krieges, eine zynische Verletzung der UNO-Charta durch Russland", schrieb der ukrainische Präsident in sozialen Netzwerken.
Die Vereinten Nationen sprachen von einer "besorgniserregenden Entwicklung". "All das geht in die falsche Richtung. Was wir sehen wollen, ist, dass alle Parteien dringend Schritte unternehmen, um die Situation zu deeskalieren", sagte UNO-Sprecher Stéphane Dujarric in New York.