Mehrere Orte unter Beschuss
Russland verstärkt Angriffe im Osten der Ukraine
02.02.2023Die Stadt Bachmut und zehn umliegende Ort stünden unter russischem Beschuss, teilte das ukrainische Militär mit.
Kiew (Kyjiw)/Moskau. Russland treibt im Osten der Ukraine nach Darstellung beider Kriegsparteien seine Offensive voran. Die Stadt Bachmut und zehn umliegende Ort stünden unter russischem Beschuss, teilte das ukrainische Militär mit. Russland meldete seinerseits am Donnerstag Erfolge im Norden und Süden von Bachmut. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, Russland wolle vor dem Jahrestag der Invasion am 24. Februar unbedingt Fortschritte vorweisen.
Zudem wolle die Regierung in Moskau offenbar Geländegewinne erzielen, bevor die Ukraine die zugesagten westlichen Kampfpanzer einsetzen könne. Insbesondere der deutsche Leopard gilt als den russischen Panzern überlegen. Zudem dürfte die Ukraine in den kommenden Monaten neue US-Waffensysteme erhalten, die die Reichweite ihrer Raketenangriffe verdoppeln dürften.
Vorbereitung eines neuen Schlags
Nach Ansicht ukrainischer Militärs bereitet Russland auch einen neuen schweren Raketenangriff auf die Ukraine vor. Die meisten Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte seien in ihre Stützpunkte zurückgekehrt, was auf die Vorbereitung eines neuen Schlags hindeute, sagte eine Sprecherin der ukrainischen Streitkräften am Donnerstag im Fernsehen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow kündigte indes im russischen Fernsehen an, die ukrainische Armee weiter zurückzudrängen.
Russland überzieht seit Oktober ukrainische Städte und Infrastruktur mit schweren Raketenangriffen. Die meisten Marschflugkörper werden von Schiffen aus dem Schwarzen oder Kaspischen Meer und von strategischen Bombern abgefeuert. Nach Angaben der Sprecherin der Kommandostelle Süd in den ukrainischen Streitkräften, Natalja Humenjuk, sind nur noch zehn Schiffe auf dem offenen Meer, die meisten davon U-Boote. Normalerweise seien es deutlich mehr. "Sie lassen für einige Zeit ihre Muskeln im Meer spielen, demonstrieren ihre Präsenz und Kontrolle über die Situation und fahren dann zu den Stützpunkten, wo sie sich normalerweise auf Manöver für einen massiven Raketenangriff vorbereiten", begründete sie ihren Verdacht auf eine bevorstehende Attacke mit Erfahrungen früherer Angriffe.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow kündigte am Donnerstag in einem ausführlichen Studiointerview auf Russia Today an, auf die Lieferung westlicher Waffen mit größerer Reichweite an die Ukraine mit einer Verschiebung der Fronten zu reagieren. Die ukrainische Armee würde aus dem Grenzgebiet zu Russland verdrängt werden, so Lawrow. Dadurch solle eine Art Sicherheitskorridor geschaffen werden.
Raketeneinschlag in ein vierstöckiges Gebäude
Bei einem Raketeneinschlag in ein vierstöckiges Gebäude in Kramatorsk gab es drei Tote und 20 Verletzte. "Acht Wohnhäuser wurden beschädigt, eines davon wurde vollständig zerstört", schrieb die Polizei auf Facebook. "Möglicherweise befinden sich noch Menschen unter den Trümmern." Die Suche nach Überlebenden und Bergungsarbeiten dauerten am Donnerstag noch an.
Die US-Datenanalysefirma Palantir räumt laut der Nachrichtenagentur Reuters erstmals eine umfassende Beteiligung an den Kriegsanstrengungen der Ukraine ein. Nach den Worten von Firmenchef Alex Karp ist das US-Unternehmen "für den größten Teil der Zielerfassung in der Ukraine verantwortlich". Auf die Frage zum Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) erklärt Karp, dass bei Software, die eigenständig handeln kann, ethische Aspekte berücksichtigt werden müssen. "Es gibt enorme ethische Probleme auf dem Schlachtfeld", sagt der Vorstandschef. "Wenn man einen Algorithmus verwendet, um eine militärische Entscheidung zu treffen, und es geht schief, wer ist dann verantwortlich?" Die Software von Palantier kann mithilfe von Satellitenbildern und sozialen Medien die Positionen einer Armee visualisieren und damit schnell die einzusetzenden Ressourcen ermitteln.