Weihnachtsfriede? Jeder will, dass Russland den Angriffskrieg gegen die Ukraine endlich stoppt. Wie es zum Waffenstillstand kommen könnte.
Kiew/Moskau. Die Welt leidet inzwischen an einer Ukraine-Müdigkeit. Mitglieder der US-Regierung drängten zuletzt die Selenskyj-Administration in Kiew, endlich den möglichen Dialog mit Moskau aufzunehmen. Selenskyj hat dies bisher stets kategorisch abgelehnt. Nun will die internationale Staatengemeinschaft den Druck zum Einlenken abermals erhöhen.
Zumindest Moskau scheint zu Gesprächen bereit: Zuletzt wurde sogar signalisiert, dass man keinerlei Bedigungen stelle, die „Ukraine müsse aber guten Willen zeigen“. Was dies bedeutet, ist offen, es zeigt aber, dass der Schritt zum möglichen lokalen Waffenstillstand noch vor Weihnachten durchaus denkbar ist. Daraus könnten sich weitere diplomatische Schritte ergeben. Der Ukraine fehlen derzeit noch drei Erfolge zum (Teil-) Sieg, rechneten Militär-Experten in der Bild vor:
1. Rückgabe der seit Februar eroberten Zonen
Erfolge. Rückkehr zum 24. Februar. Trotz Raketen-Offensive (reiner Terror) ist Russlands Armee in der Defensive: Zuletzt musste sie aus der Großstadt Cherson flüchten, eine herbe Niederlage. Dieser Erfolg wäre nie möglich gewesen, hätte Selenskyj schon vor Monaten Friedensverhandlungen zugestimmt. Jetzt sollen alle Gebiete, die vor dem 24. Februar (Start des Überfalls) ukrainisch waren, zurückerobert werden. Als erster Schritt soll der Rest der Region Cherson in Richtung Krim erobert werden.
2. Rückgabe der Separatisten-Regionen
Jubel. „Rossija! Rossija!“, grölte Wladimir Putin im September im Großen Kremlpalast mit den Anführern der Regionen Luhansk und Donezk sowie Saporischschja und Cherson: „Sie sind russische Bürger für immer“, so Putin. Cherson ist jetzt gefallen, auch die anderen Pseudo-Republiken sollen wieder unter ukrainische Kontrolle gebracht werden, zumindest sollen sie an die „Kontaktlinien“ von 2014 zurückgedrängt werden. Selbst eine Rückeroberung der Regionen ist derzeit (militärisch) denkbar.
3. Selbst die Krim-Frage muss diskutiert werden
Risiko. 2014 wurde die Halbinsel Krim von Russland annektiert. Selenskyj beharrt auf eine völlige Rückgabe. Der Versuch einer Rückeroberung der Krim wäre aber mit enormen Risiken verbunden.
Die Frage ist somit, ob USA und EU die Ukraine beim militärischen Rückeroberungsversuch auch so unterstützen würden, wie sie es bisher bei der Invasion getan haben.
Fällt diese Unterstüzung weg, wäre Kiew zahnlos.