Ukraine-Krise

Ukraine: Laut Putin läuft "alles nach Plan"

30.06.2022

Mehr als vier Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin erneut behauptet, die Kampfhandlungen liefen planmäßig.

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 "Die Arbeit läuft ruhig, rhythmisch, die Truppen bewegen sich und erreichen die Linien, die ihnen als Etappenziele vorgegeben wurden", sagte Putin am Mittwoch vor russischen Journalisten in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat. "Alles läuft nach Plan", zitierte ihn die russische Nachrichtenagentur Tass.

Russische Truppen waren am 24. Februar aus mehreren Richtungen in die Ukraine eingedrungen. Nachdem es ihnen wegen des Widerstandes ukrainischer Einheiten nicht gelang, die Hauptstadt Kiew zu erreichen, konzentrieren sie sich auf das Industriegebiet Donbass in der Ostukraine. Nach Einschätzung westlicher Experten rückt das russische Militär vor, erleidet dabei hohe Verluste und verbraucht in hohem Tempo seine Bestände von Artillerie-Geschossen.

Putin wiederholte die bisherige Darstellung zu den Zielen der "Spezialoperation", wie der Angriffskrieg von der russischen Führung genannt wird. Es gehe darum, den Donbass "zu befreien", die dortigen Einwohner "zu schützen" und "Bedingungen zu schaffen, die die Sicherheit Russlands garantieren würden", sagte der russische Präsident. Die NATO habe die Ukraine in einen "antirussischen Brückenkopf" verwandeln wollen, bekräftigte Putin frühere Rechtfertigungen des Angriffs.

Putin wollte sich nicht dazu äußern, wie lange die Kampfhandlungen noch andauern könnten. "Es wäre falsch, irgendwelche Fristen zu setzen", sagte er. Intensivere Kampfhandlungen würden höhere Verluste bedeuten und "wir müssen vor allem daran denken, wie wir das Leben unserer Burschen erhalten können". Die russischen Soldaten bezeichnete Putin als "Helden". Über sie müssten Lieder und Gedichte geschrieben werden und sie sollten Denkmäler bekommen, sagte er. Ukrainische und internationale Experten haben zahlreiche Fälle von Gewalt gegen Zivilisten durch russische Soldaten dokumentiert, wie etwa die Ermordung von Einwohnern im Kiewer Vorort Butscha. Moskau behauptet, die Gräueltaten seien Inszenierungen.

Der ukrainische Generalstab teilte am Donnerstag in der Früh mit, dass die schweren Kämpfe um die strategisch bedeutende Stadt Lyssytschansk andeuerten. Der Feind versuche, mit Unterstützung der Artillerie die Stadt zu blockieren. Angriffe gebe es rund um die Ölraffinerie der Stadt. "Die Kämpfe gehen weiter." Der Vertreter der Luhansker Separatisten in Moskau, Rodion Miroschnik, schrieb bei Telegram, das Gebiet rund um das Werk sei unter eigener Kontrolle. Im Gebiet Luhansk kontrollieren ukrainische Truppen nur noch Lyssytschansk. Allerdings sind russische Soldaten bereits bis an den Stadtrand vorgedrungen.

Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, bezeichnete die jüngsten russischen Angriffe auf die Stadt Lyssytschansk als "gewaltig". Die Stadt werde "dauerhaft mit großen Kalibern bombardiert", sagte Hajdaj im ukrainischen Fernsehen. Lyssytschansk ist das nächste wichtige Ziel der russischen Truppen, nachdem sie die Nachbarstadt Sjewjerodonezk nach wochenlangen Gefechten am Wochenende gänzlich eingenommen hatten.

Laut ukrainischem Militär gab es Angriffe nordöstlich von Bachmut. Weiter südlich sei es ukrainischen Truppen gelungen, die russische Offensive zu stoppen. Den Besatzern seien "erhebliche Verluste" zugefügt worden. Nähere Angaben wurden nicht gemacht. Kämpfe gab es demnach auch im Gebiet Donezk im Osten. Rund um die Stadt Charkiw im Nordosten verteidige der "Feind zuvor besetzte Stellungen". Die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform berichtete, dass am Mittwoch bis zu 20 Luftangriffe auf russische Ziele geflogen worden seien, insbesondere in der Region Luhansk. Dabei seien ein Kommandoposten, zwei Munitionsdepots sowie ein Raketen- und Artilleriedepot getroffen worden.

Unterdessen weitete Großbritannien seine Militärhilfen für die Ukraine massiv aus. Die britische Regierung kündigte am Mittwochabend an, die Hilfen um eine Milliarde Pfund (knapp 1,2 Milliarden Euro) zu erhöhen und damit fast zu verdoppeln. Insgesamt hat Großbritannien der Ukraine damit Militärhilfen im Umfang von 2,3 Milliarden Pfund zugesagt, wie die Regierung erklärte. Geliefert werden sollen unter anderem Luftabwehrsysteme, Drohnen und Ausrüstung zur elektronischen Kriegsführung.

Premierminister Boris Johnson erklärte, Russlands Angriffe gegen die Ukraine seien "zunehmend barbarisch", nachdem die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin erhofften militärischen Erfolge ausblieben. "Britische Waffen, Ausrüstung und Ausbildung transformieren die ukrainische Verteidigung gegen diesen Ansturm." Großbritannien werde weiter hinter der Ukraine stehen, "um sicherzustellen, dass Putin in der Ukraine scheitert", betonte Johnson.
 

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