Angeblich mehrere Dutzend Russen getötet

Ukrainer greifen Ziele in russisch besetzten Gebieten an

08.07.2022

In der Nacht auf Freitag detonierte demnach bei Schachtarsk im ostukrainischen Donezker Gebiet ein russisches Waffenlager. Später soll ein weiteres Arsenal im südukrainischen Gebiet Cherson bei Nowa Kachowka explodiert sein.

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© AFP/APA (Archivbild)
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Moskau/Kiew (Kyjiw). Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge mehrere Ziele in den von russischen Truppen kontrollierten Gebieten erfolgreich angegriffen. In der Nacht auf Freitag detonierte demnach bei Schachtarsk im ostukrainischen Donezker Gebiet ein russisches Waffenlager. Später soll ein weiteres Arsenal im südukrainischen Gebiet Cherson bei Nowa Kachowka explodiert sein. Dabei sollen mehrere Dutzend Russen getötet worden sein.

Die von Russland eingesetzten Behörden hingegen sprachen von einem gescheiterten ukrainischen Angriff auf das Wasserkraftwerk am Fluss Dnipro. Die Angaben beider Seiten ließen sich nicht unabhängig prüfen. Zuletzt mehrten sich Berichte über angeblich erfolgreiche ukrainische Angriffe auf Ziele teils weit hinter der Frontlinie. Zurückgeführt wird das auf den Einsatz von Raketenwerfern und Haubitzen, die aus dem Westen geliefert wurden.

Umgruppierung der russischen Truppen

Experten rechnen unterdessen nach der weitgehenden Eroberung der Region Luhansk im Osten der Ukraine mit einer Umgruppierung der russischen Truppen. Die russischen Streitkräfte würden wahrscheinlich ihre Einheiten neu aufzustellen bevor sie neue Angriffe im Gebiet Donezk starten, twitterte das britische Verteidigungsministerium am Freitag. Russland werde seine Kräfte wahrscheinlich in Richtung der Stadt Siwersk konzentrieren und versuchen, auf Slawjansk und Kramatorsk vorzurücken.

Nach Angaben seines Botschafters in Großbritannien hält Russland jedenfalls an seinem Ziel einer Eroberung des gesamten Donbass fest. Zudem sei ein Rückzug russischer Truppen aus der Südukraine unwahrscheinlich, sagt Botschafter Andrej Kelin der Nachrichtenagentur Reuters in London. Zur Begründung gibt Kelin an, nach einem russischen Rückzug würde es in den jeweiligen Gebieten zu Provokationen und zur Erschießung von Menschen kommen. Die Ukraine werde sich früher oder später entscheiden müssen, ob sie einem Friedensabkommen mit Russland zustimme oder die Kämpfe bis zum Zusammenbruch fortsetze, sagt der Botschafter.

Sowohl der russische Präsident Wladimir Putin als auch der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj schworen ihre Länder bereits auf eine entschlossene Haltung ein. Selenskyj sagte in seiner nächtlichen Ansprache, dass das Hissen der ukrainischen Flagge auf der Schlangeninsel im Schwarzen Meer ein Zeichen dafür sei, dass sein Land nicht gebrochen sei. Die zweimonatige Operation zur Rückeroberung der Schlangeninsel sei eine Warnung an alle russischen Streitkräfte.

Gespräche zwischen Kiew und Moskau erneut abgebrochen

"Jeder sollte wissen, dass wir im Großen und Ganzen noch nicht richtig losgelegt haben", hatte Putin am Donnerstag in einer kämpferischen Rede vor hochrangigen Abgeordneten gesagt. Allerdings sprach er auch zum ersten Mal seit Wochen die Möglichkeit von Verhandlungen an. "Aber diejenigen, die diese ablehnen, sollten wissen, dass es schwieriger für sie wird mit uns zu verhandeln, je länger es dauert", sagte Putin. Die Regierungen in Moskau und Kiew haben zuletzt erklärt, die Gespräche seien abgebrochen worden.

Die prorussischen Separatisten in der Kriegsregion Donezk schufen indes die rechtliche Grundlage für die Hinrichtung von drei zum Tode verurteilten Ausländern. Ein Moratorium zur Vollstreckung der Todesstrafe wurde am Freitag von dem international nicht anerkannten Parlament der abtrünnigen Region aufgehoben. Das Moratorium, also das Aussetzen der Todesstrafe, hätte aufgrund einer zum 1. Juli in Kraft getretenen neuen Strafprozessordnung eigentlich noch bis 2025 gegolten. Die Möglichkeit der Vollstreckung der Todesstrafe diene zur Abschreckung bei Schwerstverbrechen, hieß es auf der Parlamentsseite. Im Juni waren zwei britische und ein marokkanischer Staatsbürger zum Tode verurteilt worden, die aufseiten der Ukraine gegen die Separatisten gekämpft hatten.

Die ukrainischen Behörden ließen am Freitag von elf russischen Firmen Unternehmensrechte und Immobilien beschlagnahmen. Es gehe um einen Gesamtwert von umgerechnet rund 57 Millionen Euro, teilte der Geheimdienst SBU am Freitag in Kiew mit. Insgesamt sollen 46 Immobilien dem ukrainischen Staat überschrieben worden sein. Bei den Unternehmen handelt es sich demnach unter anderem um Gazprom, Rosneft und Rosatom. Der Vorwurf lautet auf Finanzierung des seit Februar laufenden russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Den Verlautbarungen nach sei der Versuch unternommen worden, die Unternehmenswerte zu überschreiben. Details wurden nicht genannt.

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