Von Gangster-Freunden zu Bluts-Feinden. Putin und sein ''Koch'' verbindet eine lange Geschichte.
Jewgeni Prigoschin dürfte in Russland spätestens jetzt wohl zum Staatsfeind Nummer eins aufgestiegen sein. Dabei sind Männer wie er - brutale Hunde, Draufgänger - im Kreml gefragter denn je. Doch das Verhältnis des Chefs der Söldnerarmee Wagner PMC - Spitzname "Putins Koch" - und Putin selbst, ist mehr als angespannt. Eine regelrechte Feindschaft.
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Ein Grund für den Riss in der Freundschaft der beiden dürfte das bröckelnde "System Putin" sein, wie die "Bild"-Zeitung berichtet. Es hält nicht mehr das, was es verspricht: Reichtum und Macht.
Prigoschin wurde - wie übrigens auch Putin - im damaligen Leningrad (heute Sankt Petersburg) geboren. In seinen Jugend war er alles andere als eine vorbildlicher Sohn. Mit 18 wurde er laut "Bild" wegen Diebstahl verurteilt, wenig später wegen Raub, Erpressung und wohl auch wegen Kinderprostitution.
So lernten sich Putin und Prigoschin kennen
Nach dem Zerfall der Sowjetunion eröffnete er Mitte der 90er-Jahre eine Hotdog-Bude. Für eine Restaurant-Lizenz machte er sich auf den Weg ins Sankt Petersburger Rathaus. Dort soll, so zumindest die Erzählung, die erste Begegnung mit Putin stattgefunden haben. Putin war damals die rechte Hand des Oberbürgermeisters und unter anderem für Lizenzen zuständig.
Die Begegnung mit Putin war für Prigoschin der Knackpunkt. Er eröffnete zwei Nobel-Restaurants, während Putin im internationale Gäste verschaffte. Auch öffentliche Aufträge gab es zur Genüge. Immer wieder beauftragt das Rathaus Prigoschin für Caterings und Banketten.
Putin geht nach Moskau - und nimmt Prigoschin mit
Ende der 90er-Jahre verschlug es Putin dann nach Moskau. Er kommt ins Präsidentenbüro von Jelzin und wird Chef vom KGB-Nachfolger FSB - Prigoschin zieht er natürlich mit. Statt kleinen Caterings für das Rathaus, gibt es für "Putins Koch" jetzt Staatsbanketts, Fertigessen für die Armee, Schulen und Kitas - Milliarden-Aufträge.
Natürlich gibt es auch eine Gegenleistung. Mit den Trollfabriken hetzt Prigoschin gegen den Westen und Oppositionelle und verbreitet zugleich pro-russische Propaganda in anderen Ländern. Er betreibt und finanziert diese Internet-Agenturen, damit Putin - und somit der Staat - sich die Hände nicht schmutzig machen müssen. In den USA wird sogar gegen Prigoschin wegen Einmischung in die US-Wahlen ermittelt.
Die Wagner-Gruppe
Eine weitere Gegenleistung für die üppigen Aufträge von Putin ist natürlich die Wagner-Gruppe. Sie wurde offiziell von Dmitri Utkin gegründet. Utkin ist ein ehemaliger Geheimdienstler und Soldat mit einer Schwäche für SS-Tattoos - ein Faschist und Hitler-Fan. Daher benannte Utkin die Söldner-Gruppe auch nach Richard Wagner, dem Lieblings-Komponisten von Hitler. Prigoschin leitet die Truppe.
Die Privatarmee erledigt für Putin "dreckige" Arbeit, damit dieser eine reine Weste behält. Sie greifen in Syrien ein, überwachen Ölfelder, bekommen große Anteile. Viele der Wagner-Söldner sind ehemalige Gefangene.
Kritik an Kreml-Chef wuchs
Doch mit der planlosen Kriegsführung und den demütigen Niederlagen wuchs die Kritik von "Putins Koch" über die russische Führung. Zudem wurden die Leistungen der Wagner-Gruppe wohl nicht genügend gewürdigt. Prigoschins Truppen eroberten Soledar, während sich die Kreml-Soldaten den Erfolg zuschrieben. Die Wagner-Gruppe war auch für die Eroberung von Bachmut zuständig, musste sie dann aber an Putins Soldaten übergeben.
Prigoschin wollte mit den eroberten Gebieten eigentlich das große Geschäft machen. Salzabbau in Soledar, Gips-Minen in Bachmut. Doch die rohstoffreichen Regionen im Donbass drohen an die Ukraine zu gehen. Somit ist für Prigoschin weniger Profit drinnen, also auch weniger Geduld.
Der endgültige Bruch
Dann, erst vor wenigen Tagen, sagte Prigoschin etwas, dass den endgültigen Bruch einleitete. In der Ukraine habe es nie die angeblichen Nazis gegeben, die Armee stehe vor einer Niederlage und auch die Bedrohung von der Nato und dem Weste sei reiner Irrsinn. Hochverrat!