Proteste in Thailand

Unruhen fordern erste Todesopfer

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Rund 500 Menschen wurden bei massiven Ausschreitungen verletzt.

Die Massenproteste in Thailand sind am Samstag eskaliert: Mit großer Härte gingen Polizei und Soldaten gegen Oppositionelle vor, die seit Wochen für einen Rücktritt der Regierung demonstrieren. Mindestens fünf Menschen sollen bei den Straßenkämpfen getötet worden sein, andere Quellen sprachen von mindestens zehn Toten. Die Zahl der Verletzten schwankte zwischen 300 und rund 500. Unter den Toten sind laut Behörden mindestens zwei Soldaten und ein japanischer Journalist, der als Kameramann für die Nachrichtenagentur Thomson Reuters arbeitete. Am Abend zogen sich die Soldaten zurück, während die Regierungsgegner auf Neuwahlen beharrten.

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und der Armee waren im Laufe des Nachmittags eskaliert. Es waren die schwersten Ausschreitungen seit Beginn der Unruhen vor etwa einem Monat. Bis gegen 22.00 Uhr (17.00 Uhr MESZ) stieg die Zahl der Verletzten nach Klinikangaben auf 486. Die Regierung von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva hatte Zehntausende Polizisten und Soldaten mobilisiert, um gegen die seit Wochen protestierenden Rothemden vorzugehen. An mehreren Orten der Hauptstadt bezogen Soldaten in gepanzerten Fahrzeugen Stellung. Die Sicherheitskräfte gingen mit Waffengewalt gegen Oppositionelle vor. Sie feuerten Gummigeschoße und Rauchbomben auf Regierungsgegner und setzten Tränengas ein. Die Demonstranten antworteten ihrerseits mit Molotow-Cocktails, Steinen, dem Einsatz von Speeren und Tränengaspatronen. Unter den Verletzten sind nach Militärangaben rund 60 Sicherheitskräfte. Erstmals kam es auch zu Unruhen außerhalb der Hauptstadt.

Berichten zufolge wurde bei den Straßenkämpfen auch scharf geschossen. Die Armee sprach allerdings von Warnschüssen in die Luft. Ein Reporter des thailändischen Fernsehsenders TPBS zeigte Geschoßhülsen und Einschüsse an einem Auto. Die Sicherheitskräfte kündigten an, sie würden einen der größten Versammlungsorte der sogenannten Rothemden in der Hauptstadt räumen. Außerdem wollte die Armee eine ihrer Kasernen in Bangkok bis Einbruch der Nacht von den Demonstranten räumen. Dieser Versuch löste nach Angaben eines AP-Fotografen schwere Straßenkämpfe aus. Nach zwei Stunden heftiger Zusammenstöße hätten sich die Soldaten zurückgezogen.

Die Sicherheitskräfte hatten Order, die Straßen bis zum Abend zu räumen. "Wir stellen Gesetz und Ordnung wieder her", sagte Regierungssprecher Panitan Wattanayakorn - doch gelang das nicht. Die Demonstranten blieben auf den Straßen. "Dies ist eine Volksrevolution", rief einer der Anführer der Protestbewegung UDD, Veera Muksikpong.

Als deutlich wurde, dass der Militäreinsatz nicht den erwünschten Erfolg haben würde, setzte die Regierung - wie in den vergangenen Wochen mehrfach und erfolglos - erneut auf Dialog. "Wir glauben, das jetzt Verhandlungen nötig sind, um Gebäudeschäden zu verhindern und Leben auf beiden Seiten zu schützen", sagte ein Armeesprecher. Zuvor hatte die Regierung allerdings Haftbefehle gegen 25 führende Mitglieder des Oppositionsbündnisses UDD erwirkt. Verhaftet wurde niemand.

Armeesprecher Oberst Sansern Kaewkamned rief die Demonstranten in einer Fernsehansprache ebenfalls zum Rückzug auf. Ein hoher Regierungsvertreter wolle mit den Oppositionellen verhandeln, um den Frieden wiederherzustellen. Die Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt. Weitere Kundgebungen wurden damit verboten.

Der Oppositionspolitiker Nattawut Saikua sagte am Samstag, die Proteste würden in der kommenden Woche so lange fortgesetzt, bis das Parlament aufgelöst sei. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva sagte am Freitagabend in einer Fernsehansprache, er werde sich dem Druck der Straße nicht beugen und das Parlament nicht auflösen.

Die Regierungsgegner demonstrieren seit Wochen für Neuwahlen. Es handelt sich zumeist um Anhänger des früheren Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, der 2006 bei einem Militärputsch gestürzt wurde. Wegen ihrer roten Kleidung werden die Demonstranten auch Rothemden genannt. Rund 60.000 Menschen hatten sich nach Schätzungen der Polizei am Vorabend erneut versammelt, um die Regierung zum Rücktritt zu zwingen.

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