US-Außenminister Antony Blinken ist am Dienstag zu Gesprächen über eine mögliche Waffenruhe in Israel eingetroffen.
Auf seiner Agenda standen Treffen mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant. Zuvor gab es Luftalarm in der israelischen Stadt Tel Aviv. Die Hisbollah-Miliz im Libanon erklärte, sie habe das Gebiet Nirit am Stadtrand mit Raketen beschossen. Israel griff seinerseits erneut südliche Vororte von Beirut an.
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Bei einem israelischen Luftangriff in der Nähe des Hariri-Krankenhauses in Beirut sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens 13 Menschen getötet worden. Weitere 57 Menschen seien verletzt worden, teilte das Ministerium weiter mit. Die israelische Armee sprach davon, bei Angriffen in den südlichen Vororten Beiruts auch auf eine Marine-Einrichtung der libanesischen Hisbollah-Miliz abgezielt zu haben. Es hätten sich dort unter anderem militärische Schnellboote und ein Trainingszentrum befunden, teilte die Armee mit. Bei den Angriffen südlich von Beirut seien zudem Waffenlager und Kommandozentren der Hisbollah angegriffen worden.
Bargeld und Gold unter Spital versteckt
In einem Bunker unter einem anderen Spital im Süden der libanesischen Hauptstadt habe die vom Iran unterstützte Schiiten-Miliz Bargeld und Gold im Wert von Hunderten Millionen Dollar versteckt, hatte Armeesprecher Daniel Hagari am Montagabend erklärt. Hagari forderte die libanesische Regierung und internationale Organisationen auf, nicht zuzulassen, dass die Hisbollah das unter der Al-Sahel-Klinik im Süden Beiruts gebunkerte Vermögen für Terrorzwecke und Angriffe auf Israel nutzt. Die Luftwaffe beobachte das Gelände, warnte er. Man werde das Krankenhaus selbst aber nicht angreifen. "Ich möchte betonen: Wir sind nicht im Krieg mit dem libanesischen Volk", sagte Hagari.
Der Direktor des Krankenhauses, Fadi Alameh, bestritt die Vorwürfe und kündigte in einem Interview im libanesischen Fernsehen an, das Krankenhaus vorsorglich evakuieren zu lassen. Die Klinik habe keinerlei Verbindungen zu politischen Parteien, beteuerte er. Alameh rief die libanesische Armee und die Behörden auf, das Gebäude zu durchsuchen.
Mehrere Explosionen in Tel Aviv zu hören
Im Zentrum der israelischen Küstenstadt Tel Aviv seien mehrere dumpfe Explosionen zu hören gewesen, schilderte eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur vor Ort. Nach dem Ertönen der Sirenen seien im Zentrum des Landes fünf Geschoße identifiziert worden, die aus dem Libanon abgefeuert worden seien, teilte die israelische Armee am Dienstag in der Früh mit. Die meisten Geschoße wurden demnach abgefangen. Ein Projektil sei in offenem Gelände niedergegangen. Ziel des Angriffs sei der Stützpunkt Glilot der Einheit 8200 des israelischen Militärgeheimdienstes, hieß es von Seiten der Hisbollah. Auch auf den Norden Israels und die nördlichen Golanhöhen seien etwa 15 Geschoße aus dem Libanon abgefeuert worden, hieß es. Einige von ihnen seien abgefangen worden, die übrigen in offene Gebiete gefallen.
Bei israelischen Angriffen im Norden des Gazastreifens wurden unterdessen nach Angaben von Sanitätern mindestens fünf Menschen getötet. Der palästinensische Rote Halbmond berichtete von "schrecklichen Szenen" beim Transport der Leichen, unter denen auch Kinder seien. 27 weitere Menschen hätten bei Artilleriebeschuss in der Gegend von Jabaliya Verletzungen erlitten. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.
Flugblätter der israelischen Armee
Einwohner des benachbarten Ortes Beit Lahia berichteten, sie seien in Flugblättern der israelischen Armee dazu aufgerufen worden, sofort ihre Häuser zu verlassen. Sie sollten sich in Richtung des Indonesischen Krankenhauses bewegen. Bei Beschuss seien mehrere Binnenflüchtlinge getötet worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Es gab auch zunächst keine Informationen der von der palästinensischen Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde.
Auslöser des Kriegs war das Massaker der Hamas und anderer Extremisten aus Gaza in Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres, bei dem 1.200 Menschen getötet und 250 als Geiseln genommen wurden. Israel will die Hamas, die den abgeriegelten Gazastreifen seit Jahren beherrschte, deshalb vernichten. Seit Kriegsbeginn kamen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 42.700 Menschen ums Leben. Wie viele von ihnen Zivilisten sind, geht daraus nicht hervor, zudem lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen. Nach Einschätzung der UNO sind die Zahlen aber weithin glaubwürdig und die meisten der Getöteten Frauen und Kinder. Die auch mit der Hamas im Gazastreifen verbündete Hisbollah greift Israel seit Beginn des Gazakriegs im Oktober vergangenen Jahres fast täglich mit Raketen und Drohnen an.
Tötung von Hamas-Chef Yahya Sinwar
Die Hisbollah-Miliz will ihre Angriffe auf Israel erklärtermaßen erst einstellen, wenn eine Waffenruhe für Gaza vereinbart wurde. Die unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars geführten Gespräche über ein Ende der Kämpfe kommen jedoch seit Monaten nicht vom Fleck. Daran änderte auch die jüngste Tötung von Hamas-Chef Yahya Sinwar nichts. Ob die erneute Nahost-Reise von US-Außenminister Blinken etwas bewirkt, bleibt abzuwarten.
Die USA als wichtigster Verbündeter hatten Israel vergangene Woche eine Frist von 30 Tagen gesetzt, um die Versorgung der Menschen im Gazastreifen zu verbessern. Sonst könnten US-Waffenlieferungen an Israel gefährdet sein.