13 Paketbomben verschickt

US-Bomber ist Hitler-Fan und Stripper

27.10.2018

Der Bomber hasste Demokraten, Juden und Schwarze. Er liebte Trump und lebte im Auto.

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© Cesar Sayoc / Twitter
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Miami. Vorsichtige Erleichterung in den  USA. Am Freitag nahmen Polizisten Cesar Sayoc (56) fest, der mutmaßlich zumindest 13 Paketbomben an bekannte demokratische Politiker oder ihre Unterstützer schickte. Darunter sehr schillernde Namen wie Barack Obama, Hillary Clinton oder Hollywood-Star Robert De Niro. Noch ist aber nicht klar, ob nicht noch weitere explosive Pakete in der Post liegen.

Er wohnte im Auto. Jetzt werden viele erschreckende Details aus Sayocs Leben bekannt. Zeugen berichten, dass er seit Jahren in seinem weißen Lieferwagen wohnte – davor lebte er mit seiner Mutter, die ihn irgendwann rausschmiss.

Aufkleber am Auto zeigen seine Gesinnung: Hillary Clinton und Barack Obama mit Fadenkreuz über ihren Gesichtern oder „CNN ist sch …“ (sie alle bekamen Bomben zugeschickt). Aber auch Trump-Fanpickerl brachte er am Wagen an.

Familienanwalt Ronald Lowy erzählte CNN, dass Trump eine Art Vaterfigur für Sayoc wurde. Sein eigener Vater verließ die Familie schon früh. Debra Gureghian, seine Ex-Chefin in einem Pizza-Restaurant: „Er verehrte Adolf Hitler, er nannte sich einen Nazi-Anhänger.“ Sayoc erzählte ihr, dass er alle hasse: „Juden, Schwarze, Schwule …“

„Cesar ist besessen von ­Bodybuilding und er arbeitete auch als männlicher Stripper“, das erzählte ein Verwandter der New York Times. Nebenbei organisierte er Tourneen von Stripshows.

Er drohte mit Sprengung, ärger als 11. September

Karriere als Krimineller. Seine Polizeiakte beginnt im Jahr 1991 und erreicht eine beachtliche Länge. Darin finden sich Drogendelikte, Diebstahl und Betrug. Schon 2002 wurde Sayoc wegen einer Bombendrohung festgenommen. Er wollte ein Elektrizitätswerk in die Luft sprengen, „das wird schlimmer als der 11. September“ meinte er damals.

„Wie ein Kind“. Anwalt Lowy über Sayoc: „Er erkennt die Wirklichkeit nicht, er lebt in einer Fantasiewelt. Wenn man mit ihm spricht, redet er wie ein 15-Jähriger, wie ein Kind.“ Jetzt drohen ihm bis zu 58 Jahre Haft.

Demokraten oder Republikaner: Wer profitiert politisch von Bombenserie?

Amerika ist kurz vor den Halbzeitwahlen völlig zerrissen: Demokratin Hillary Clinton gibt Präsident Donald  Trump indirekt die Schuld an der Bombenserie: „Wir haben einen Präsidenten, der rücksichtslose Rhetorik praktiziert.“ Viele Experten sagen deswegen einen Vorteil für die Demokraten voraus. 
 
Aber auch Trump und seine Republikaner könnten die Krise für sich nutzen. „Medien nutzen die finsteren Taten eines Einzelnen, um politische Treffer gegen mich zu landen“, sagte er gestern. Seine Fans könnten nun noch stärker zu ihrem Präsidenten stehen und in größerer Zahl zu den Urnen gehen. 

Ignoriert: TV-Reporterin warnte schon vor zwei Wochen vor Bomber 

Die Reporterin und Ex-Pressesprecherin des Kongresses Rochelle Ritchie beschwerte sich vor zwei Wochen bei dem Kurznachrichtendienst Twitter über User @hardrock2016. Er bedrohte sie mehrmals und schickte ihr Horror­fotos. Die Antwort von ­Twitter: Das verstößt nicht gegen unsere Regeln. Jetzt postet Ritchie: „Hey Twitter, erinnert ihr euch an den Mann, der mich bedroht hat? Dieser Typ schickt jetzt Bomben an die Politiker.“
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