Kaltblütig erschossen

US-Soldat tötet afghanische Zivilisten

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Den Angaben zufolge soll der Soldat unter psychischen Problemen gelitten haben.

Nach der Koranverbrennung durch US-Soldaten gab es blutige Proteste. Jetzt belastet ein weiterer Zwischenfall die Beziehungen Washingtons zu Kabul: Ein Soldat der US-Armee hat in der südafghanischen Provinz Kandahar möglicherweise bis zu 16 Zivilpersonen erschossen. Ein Sprecher der Provinzregierung sagte, nach ersten Informationen sei der Soldat in drei Häuser eingedrungen und habe am Sonntag früh (Ortszeit) im Distrikt Pandshwai "10 bis 15 afghanische Zivilisten" getötet.

Mehrere Tote
Fünf weitere Personen seien verletzt worden, teilte die Zentralregierung am Sonntag in Kabul mit. Die Provinzregierung hatte zunächst von mindestens sieben Zivilisten berichtet, die bei dem Vorfall in der Nacht zum Sonntag getötet worden seien. Die Internationale Schutztruppe ISAF bestätigte einen Zwischenfall mit mehreren getöteten Afghane sowie die Festnahme eines US-Soldaten. Einzelheiten nannte sie jedoch nicht.

Ein afghanischer Reporter, der anonym bleiben wollte, sprach von mindestens 16 Toten. "Es sieht so aus, als ob er (der US-Soldat) von Haus zu Haus gegangen ist und sie (die Bewohner) kaltblütig erschossen hat", sagte er nach einem Besuch des Tatorts. Nach dem Vorfall hätten sich zahlreiche Menschen vor dem US-Stützpunkt versammelt, um gegen die Ermordung der Dorfbewohner zu protestieren.

Wie aus westlichen Sicherheitskreisen verlautete, verließ der US-Soldat vor Sonnenaufgang seinen Stützpunkt. In einem Dorf sei er dann in mehrere Häuser eingedrungen und habe die Bewohner erschossen. Anschließend habe er sich gestellt. Den Angaben zufolge soll der Soldat unter psychischen Problemen gelitten haben. Die BBC berichtete, es soll sich um einen Unteroffizier einer Spezialeinheit handeln. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.

Die NATO-geführte ISAF bedauerte den Vorfall und kündigte eine gemeinsame Untersuchung mit den afghanischen Behörden an. Auch die US-Botschaft in Kabul verurteilte die Tat und versprach, den Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Der mutmaßliche Täter befinde sich in Gewahrsam der internationalen Truppen.

Die Tötung afghanischer Zivilisten durch ausländische Soldaten sorgt immer wieder für erheblichen Spannungen zwischen der Isaf und der Regierung in Kabul. In den vergangenen Wochen hatte zudem die Verbrennung von Koran-Exemplaren durch US-Soldaten auf dem Stützpunkt Bagram im ganzen Land tagelange Massenproteste ausgelöst. Dabei waren rund 30 Afghanen getötet worden.

Daraufhin wurden unter anderen zwei US-Offiziere im afghanischen Innenministerium erschossen. Die NATO zog daraufhin ihre Berater aus den Ministerien in und um Kabul ab. Großbritannien, Deutschland und Kanada folgten dem Schritt.

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