Trump nennt Demonstrationen unfair und Wahl erfolgreich. Vermehrt Angriffe auf Muslime.
In den USA reißen die Proteste gegen den künftigen US-Präsidenten Donald Trump nicht ab. In mehreren Städten des Landes trugen Demonstranten bis in die Nacht zum Freitag ihre Wut auf den Immobilien-Milliardär auf die Straße. Am zweiten Tag nach seiner überraschenden Wahl stand bei den Kundgebungen die Sorge im Mittelpunkt, dass Trump die Bürgerrechte beschneiden könnte.
Das designierte Staatsoberhaupt bezeichnete die Proteste als unfair und machte die Medien dafür mit verantwortlich. Trump hat nicht zuletzt mit rassistischen Äußerungen polarisiert, und trotz versöhnlicherer Töne seit seinem Sieg bleibt das Land tief gespalten. Das zeigt sich auch in Übergriffen auf Muslime, die Menschenrechtsgruppen zufolge zuletzt zunahmen. Aber auch Trump-Anhänger wurden angegriffen.
Polizei setzte Pfefferspray und Gummigeschosse ein
In Portland im Westküsten-Staat Oregon ging die Polizei nach eigenen Angaben mit Pfefferspray und Gummigeschossen gegen Demonstranten vor. Es kam zu Festnahmen, nachdem Fensterscheiben eingeworfen und Autos beschädigt worden waren. In anderen Städten wie Washington, New York, Los Angeles und San Francisco blieben die Demonstrationen weitgehend friedlich. Auch war die Stimmung insgesamt nicht mehr so aufgeheizt wie am Mittwoch, als noch mehr Menschen protestiert hatten. Für das Wochenende sind aber weitere Demonstrationen angekündigt.
Skandal nach Skandal
Trump hatte im Wahlkampf vielfach für Empörung gesorgt - unter anderem mit sexistischen Äußerungen sowie der Ankündigung, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen, um die illegale Einwanderung einzudämmen. Er hatte zudem verlangt, Muslimen aus Sicherheitsgründen die Einreise in die USA zu verweigern. Sein Versprechen, Amerika wieder zu alter Stärke zu verhelfen, brachte ihm aber viele Stimmen ein. Nach seinem Wahlsieg betonte Trump versöhnlich, er wolle Präsident aller US-Amerikaner sein. Doch der Slogan "Not my president!" ("Nicht mein Präsident!") blieb der zentrale Schlachtruf der Demonstranten.
Trump bezeichnet Demonstranten als "Profis"
Trump kritisierte die Proteste und bezeichnete die Demonstranten als "Profis", die von den Medien angestachelt worden seien. Das sei "sehr unfair", schließlich habe das Land gerade eine "sehr offene und erfolgreiche Präsidentenwahl" erlebt, schrieb er auf Twitter.
Der Amerikanisch-Islamische Rat meldete zwei Übergriffe auf verschleierte Frauen. In den sozialen Medien berichteten zudem Angehörige von Minderheiten, Trump-Anhänger hätten sie bedroht. Es kursierten aber auch Aufnahmen von einem Überfall auf einen Mann, der beschimpft wurde, weil er Trump gewählt hat.
Just had a very open and successful presidential election. Now professional protesters, incited by the media, are protesting. Very unfair!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. November 2016
Papst äußert sich nicht
Papst Franziskus lehnte es ab, eine persönliche Meinung zu Trump abzugeben. Ihm sei wichtig zu verstehen, welche Auswirkungen das Verhalten von Politikern auf "die Armen und Ausgeschlossenen" habe.
Neben der Einwanderungs- gilt auch die Außen- und Verteidigungspolitik als Feld potenziell großer Veränderungen unter Trump. Deutschlands Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mahnte Trump zur Bündnistreue in der NATO und zu einer harten Haltung gegenüber Russland.