Sie begannen TV-Debatte ohne Händedruck
Clinton gewinnt letztes TV-Duell vor US-Wahl
20.10.2016
Umfragen: Clinton gewinnt auch drittes TV-Duell gegen Trump.
Knapp drei Wochen vor der Präsidentenwahl in den USA haben sich Hillary Clinton und Donald Trump ihr drittes und letztes TV-Duell geliefert. Umfragen zufolge hatte die Demokratin Clinton neuerlich die Nase vorne. Trump sorgte für einen Eklat, weil er sich bei dem Streitgespräch in Las Vegas auf mehrmalige Nachfrage nicht darauf festlegen wollte, das Wählervotum zu akzeptieren.
Eine erste Umfrage des Fernsehsenders CNN unter Zuschauern ergab, dass 52 Prozent der Befragten Clinton als Siegerin der TV-Debatte sehen. 39 Prozent dagegen halten Trump für den Gewinner. Auch in den letzten Wahlumfragen hat Clinton einen deutlichen Vorsprung vor Trump.
+++ oe24.TV überträgt das TV-Duell Hillary Clinton gegen Donald Trump heute Abend um 20.15 Uhr mit deutscher Übersetzung! +++
Letzte TV-Debatte: Clinton hat die Nase vorn
Wird Trump die Wahl anfechten?
Trump wollte nicht sagen, ob er das Ergebnis der Wahl am 8. November akzeptieren werde. "Ich sage Ihnen das zu gegebener Zeit", sagte Trump dem Moderator. "Ich lasse Sie zappeln." Zur Begründung meinte er, dass die Medien parteiisch seien. Außerdem seien Millionen Menschen in den Wählerverzeichnissen registriert, die dort nicht auftauchen dürften.
Manipulationsvorwurf
Manipuliert sei die Wahl schon deswegen, weil man seiner Kontrahentin das Antreten erlaubt habe, fügte Trump mit Blick auf den E-Mail-Skandal um Clinton hinzu. In der zweiten TV-Debatte hatte er gesagt, dass seine Gegnerin "im Gefängnis" wäre, wenn es nach ihm ginge.
Clinton zeigte sich "entsetzt" von den Aussagen Trumps. Sie warf ihrem Konkurrenten vor, immer dann von Manipulation zu sprechen, wenn etwas nicht so laufe, wie er wolle. Dies sei schon bei den Vorwahlen so gewesen. "Er beschädigt unsere Demokratie", sagte Clinton. Trump sei der "gefährlichste Mann, der jemals Präsident werden wollte".
Trump schmiedet bereits Verschwörungstheorien
Trump bastelt Verschwörungstheorie
Kommentatoren werteten Trumps Aussage als Verzweiflungstat, mit der er seine Niederlage besiegelt habe. Auch aus den eigenen Reihen kam Kritik. "In dieser Debatte hat er der Partei und dem Land einen großen Bärendienst erwiesen", sagte der republikanische Senator Lindsey Graham. Laura Ingraham, eine glühende Trump-Befürworterin bei den Republikaner erklärte auf Twitter: "Er hätte sagen sollen, dass er das Ergebnis der Wahl akzeptieren wird. Es gibt keine andere Möglichkeit, wenn wir nicht eine Nachzählung haben", schrieb sie. Trumps Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway versuchte die Aussage herunterzuspielen. Trump werde das Ergebnis akzeptieren, weil er die Wahl gewinnen werde, sagte sie.
Trump hatte in den vergangenen Tagen mehrmals mit Verschwörungstheorien aufgewartet und den Eindruck erweckt, die Wahl werde unter Beteiligung des Clinton-Lagers manipuliert. Beweise oder Indizien dafür hat er jedoch nicht geliefert. Mit seiner eigenen Parteiführung steht der Kandidat seit langem auf Kriegsfuß. Sein Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence und seine Tochter Ivanka Trump hatten die Aussagen kurz vor der Fernsehdebatte relativiert und erklärt, die Manipulierungsvorwürfe bezögen sich auf die Medienberichterstattung.
Eisiger Empfang: Kein Handshake
Die abschließende Debatte der beiden Kandidaten, die neuerlich einen Handschlag zum Auftakt vermieden, war wie schon die zweite von gegenseitigen Untergriffen geprägt. Trump warf der Demokratin vor, eine "Lügnerin" zu sein und in ihrer politischen Karriere nichts zustande gebracht zu haben. "Du redest seit 30 Jahren, aber Du kriegst nichts hin", sagte Trump. "Wenn Du Präsidentin wirst, ist dieses Land im Chaos", sagte er. "Du hast viel Erfahrung, aber es ist schlechte Erfahrung." Clinton konterte: "Als ich im Situation Room saß und zusah wie Osama bin Laden unschädlich gemacht wurde, hast Du gerade die Fernsehshow Celebrity Apprentice moderiert", sagte Clinton.
Trump als Marionette Putins
Clinton bezeichnete ihren Gegner als "Marionette" des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der ihn ihm Wahlkampf unterstütze. Trump vertraue dem Kreml-Chef mehr als den US-Geheimdiensten. Trump wies die Vorwürfe zurück und sagte, dass seine Kontrahentin Putin deshalb nicht möge, weil er sie "überall ausgetrickst hat".
Clintons Team wie auch die US-Regierung machen Russland für die jüngste Cyberattacke auf das E-Mail-Konto von Clintons Wahlkampfmanager verantwortlich. Aus ihrer Sicht stellt dies eine Einmischung in den US-Wahlkampf zugunsten von Trump dar. Veröffentlicht wurden die Unterlagen unter anderem mit Reden Clintons bei der Investmentbank Goldman Sachs durch die Enthüllungsplattform Wikileaks.
Clinton: Trump ist eine Marionette Putins
Clinton will keine Soldaten im Irak und Syrien
Beim Thema internationale Sicherheitspolitik erklärte Clinton, sie würde keine US-Soldaten in den Irak oder nach Syrien schicken. Sie sprach sich zudem für eine Flugverbotszone über Syrien aus. Allerdings müssten dem Verhandlungen mit Russland vorausgehen. Trump sorgte für Irritationen mit der Aussage, die laufende Offensive auf Mosul sei nur gestartet worden, um Clinton im Wahlkampfendspurt zu nutzen. "Sie machen das nur, weil sie sich für das Präsidentschaftsamt bewirbt, und sie tough wirken wollen. Sie wollen gut aussehen."
Trump: "Ich respektiere Frauen"
Trump beschuldigte seine Gegnerin, hinter den Sexvorwürfen gegen ihn zu stehen. Clinton verbreite Lügen über sexuelle Übergriffe, sagte Trump zu den Berichten mehrerer Frauen, die den Republikaner belastet hatten. Er kenne diese Frauen nicht. "Niemand hat mehr Respekt vor Frauen als ich. Niemand." Clinton warf dem 70-Jährigen daraufhin vor, Frauen zu verachten. "Donald Trump denkt, dass es ihn groß macht, wenn er Frauen erniedrigt. Es macht ihn nur zu einem Rüpel."
Trump fordert Mauer zu Mexiko
Trump bekräftigte in der Debatte auch seine Forderung nach einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Schließlich habe Clinton selbst einst eine Mauer gewollt, nun sei sie für eine Politik der offenen Grenzen. Die Demokratin wies dies zurück. Sie wolle alle Gewalttäter ausweisen, aber keine Familien auseinanderreißen. Ihrerseits hielt sie Trump vor, auf seinen Baustellen illegale Migranten beschäftigt zu haben.
Donald Trump will eine Mauer an der Grenze zu Mexiko
Heftige Debatte um Waffen und Abtreibung
Hitzig debattierten die beiden auch über das Waffenrecht und Abtreibungen. Trump kündigte an, als Präsident Höchstrichter ernennen zu wollen, die die Legalisierung der Abtreibung wieder aufheben werden. Es sei "inakzeptabel", dass nach geltendem Recht "sogar im neunten Monat Babys aus dem Bauch herausgerissen werden können". Clinton betonte, sie wolle keine Einmischung der Regierung in diese Frage. Weder sollen Frauen zu Abtreibungen gezwungen werden wie in China, noch dazu, Kinder auszutragen, wie dies im kommunistischen Rumänien der Fall gewesen sei.
Trump: Frauen, die abtreiben sollen bestraft werden
Stärken, Schwächen, Höhepunkte: Das war das dritte TV-Duell
Es war ihr letzter Schlagabtausch, bevor es am 8. November ernst wird. In Las Vegas gerieten Hillary Clinton und Donald Trump erneut heftig aneinander. Was war bemerkenswert?
TABUBRUCH: Es war das Thema des Abends: Donald Trump weigerte sich, zu sagen, ob er das Wahlergebnis anerkennen wird.
DAS AUFTRETEN: Trump war besser vorbereitet, er wirkte besonders zu Beginn stark. Vergleicht man alle drei Debatten, hatte er in Las Vegas wohl seinen besten Auftritt. Aber auch Clinton war sehr gut. Sie hatte ihre Balance gefunden, griff ihn mal hart an, ignorierte ihn an anderer Stelle.
REDEANTEIL: Diesmal war die Demokratin ihrem Konkurrenten voraus: Laut einer Rechnung des Senders CNN kam der Republikaner auf 35,41 Minuten Redezeit, Clinton auf 41,46 Minuten.
FEHLENDE FAKTENTREUE: Trump nahm es mit den Fakten erneut nicht sehr genau. Er behauptete, die Offensive zur Rückeroberung der irakischen Stadt Mossul habe nur begonnen, weil Clinton sich um das Präsidentschaftsamt bewerbe. Das stimmt nicht. Die Operation wurde seit Monaten vorbereitet. Irakische Streitkräfte haben dabei die Führung.
GESTEN: Sie wollten sich einfach nicht mehr die Hände reichen, weder Bill Clinton und Melania Trump, noch die beiden Präsidentschaftskandidaten. Hillary Clinton verabschiedete sich nach der Debatte demonstrativ von Moderator Chris Wallace, Trump ignorierte sie auf der Bühne.
WEISSES GEWAND: Clinton erschien in einem weißen Hosenanzug - wie schon nach dem Wahlsieg in Kalifornien, als sie genügend Stimmen für die Nominierung beisammen hatte. Bei der ersten Debatte trug sie Rot, bei der zweiten Blau. Legt man alle drei Outfits zusammen, hat man Amerikas Nationalfarben.
(c) Fotocredit: Reuters / AFP / APA