Die Republikaner suchen den Obama-Herausforderer. Hier alle Kandidaten.
In den USA beginnen am Dienstag die Vorwahlen für die Präsidentenwahl.
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Der Ex-Gouverneur von Massachusetts, der 2008 bei den Vorwahlen John McCain unterlag, verfügt über eine prall gefüllte Wahlkampfkasse und eine schlagkräftige Organisation. In Umfragen lag er oft vorne, kam aber nie über 30 Prozent hinaus. Viele Republikaner halten ihn für keinen echten Konservativen, weil er in der Vergangenheit bei Themen wie Abtreibung oder Waffengesetzen eher liberale Ansichten vertreten hat. In Massachusetts zeichnete Romney für ein Gesundheitssystem verantwortlich, das der an der republikanischen Basis verhassten Gesundheitsreform Obamas ähnelt. Dazu kommt der mormonische Glaube des 64-Jährigen, der vor allem evangelikalen Christen nicht geheuer ist.
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Nach einem desaströsen Wahlkampfstart kämpfte sich der 68-Jährige mit überzeugenden Auftritten in den TV-Debatten zwischenzeitlich zurück. Der Historiker führte seine Partei einst bei den Kongresswahlen 1994 zum Sieg und war vier Jahre als Chef des Repräsentantenhauses der Gegenspieler des damaligen, demokratischen Präsidenten Bill Clinton. Anschließend machte er seine Washington-Erfahrung mit einer Beratungsfirma zu Geld. Diese Verankerung in den Zirkeln der Macht ist ein großes Manko bei Wählern, die sich nach einem Außenseiter sehnen. Außerdem kommt nicht gut an, dass er bereits zum dritten Mal verheiratet ist. Die Begeisterung für Gingrich schien in Umfragen zuletzt wieder nachzulassen.
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Der texanische Gouverneur schoss nach seinem späten Einstieg ins Nominierungsrennen im August sofort an die Spitze der Umfragen, nur um nach schwachen Leistungen in den TV-Debatten wieder zurückzufallen. Legendär ist der Patzer, als ihm vor laufender Kamera der Name einer Bundesbehörde nicht mehr einfiel, die er unbedingt abschaffen will. Perry ist aber ein erfolgreicher Spendensammler. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in den USA lobt sich der 61-Jährige seiner Erfolge bei der Schaffung neuer Jobs in Texas. Den evangelikalen Wählerblock umgarnt er mit der Verteidigung traditioneller Werte.
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Der 76-Jährige steht in seiner Partei für die libertäre Strömung, die den Staat auf das Allernötigste begrenzen will. Dazu gehört eine Ablehnung von Steuern und Sozialprogrammen, außerdem plädiert Paul für den Austritt der USA aus der UNO und kritisiert die US-Militärpräsenz in anderen Weltregionen. Bereits 2008 und 1988 hatte Paul einen erfolglosen Anlauf auf das Weiße Haus gestartet.
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In ihrem Geburtsstaat Iowa konnte Bachmann bei einer symbolischen Testwahl im August triumphieren, ansonsten läuft es aber nicht rund mit der Kampagne der Kongressabgeordneten. Meinungsforscher sehen sie nach einem Zwischenhoch im Sommer am unteren Ende des Bewerberfeldes. Bachmann führt die Tea-Party-Fraktion im Repräsentantenhaus an und fiel im Streit um die Anhebung der US-Schuldengrenze durch ihre Fundamentalopposition auf. Auch bei sozialpolitischen Themen bedient die 55-Jährige die Wünsche der Parteirechten und wettert gegen Abtreibung und Homoehe.
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Der Ex-Senator aus Pennsylvania konkurriert mit Bachmann um die Gunst der Tea-Party-Bewegung und hat sich als lautstarker Verfechter christlich-konservativer Ansichten einen Namen gemacht. Nach einer gescheiterten Wiederwahl im Jahr 2006 arbeitete der 53-Jährige unter anderem als Kommentator für den konservativen Sender Fox News.
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Der Ex-Gouverneur von Utah gilt als moderater Republikaner. Vor seinem Einstieg in das Präsidentschaftsrennen arbeitete er als US-Botschafter in China für Obamas Regierung - und hat deswegen bei vielen Konservativen schlechte Karten. Wie Romney ist der 51-Jährige Mormone.
Im Blickpunkt stehen die Republikaner, die einen Herausforderer für Amtsinhaber Barack Obama suchen, der für die Demokraten erneut kandidiert. Hier finden Sie den Terminplan:
IOWA (3. Jänner):
Seit 1972 findet hier der erste Termin im Vorwahlkampf statt. Die Abstimmungen von lokalen Parteienversammlungen ("Caucuses") rückten erstmals 1976 in den Blickpunkt, als der Demokrat Jimmy Carter unerwartet gut abschnitt und später Präsident wurde. Fast kein Kandidat hat seit 1972 die Nominierung seiner Partei gewonnen, ohne in Iowa zumindest Dritter zu werden. Das hat zu dem Spruch "Three tickets out of Iowa" ("Drei Fahrkarten aus Iowa") geführt. An den Caucuses nehmen durchschnittlich nur sechs Prozent der Wahlberechtigten teil. Bei der Wahl 2008 stieg der Anteil auf 16,1 Prozent.
Wirtschaftlich dominiert in Iowa der Agrarsektor. In dem Staat wachsen ein Fünftel der US-Maisernte und ein Sechstel der Sojaproduktion. In den Ställen werden geschätzte 16 Millionen Schweine zur Schlachtreife gemästet. Auf den Weiden grasen rund vier Millionen Rinder. Iowa misst 144.000 Quadratkilometer, die sich zwischen dem Mississippi im Osten und dem Missouri im Westen erstrecken. Das Gebiet zählt zur großen Prärie im Mittleren Westen der USA, es ist weitgehend flach und nur sehr dünn besiedelt.
Nur rund drei Millionen Menschen leben in Iowa, etwa ein Prozent der US-Bevölkerung. Laut US-Zensusbehörde sind 91 Prozent der drei Millionen Bewohner des Staates im Herzen der Vereinigten Staaten weiß, verglichen mit 72 Prozent in den ganzen USA. Die Arbeitslosenquote beträgt sechs Prozent, verglichen mit 8,6 Prozent landesweit.
Iowa ist also demografisch nicht unbedingt repräsentativ für die gesamten USA. Kritiker bemängeln seit langem, dass Iowa seinen großen Einfluss auf die Kandidaten-Auslese nicht verdiene, weil es nicht einmal annähernd die Bevölkerung und die Wirtschaft der Gesamt-USA widerspiegele. Der Staat hält aber beharrlich an seiner Vorreiterrolle - viele Bewerber werfen nach verlorenen ersten Vorwahlen das Handtuch - fest.
Ab 19.00 Uhr (02.00 Uhr MEZ) treffen sich die Anhänger der Republikaner am Dienstag in Schulen, Kirchen und Bibliotheken zu den Wahlversammlungen, die eineinhalb bis zwei Stunden dauern. Insgesamt halten in Iowa 1.774 Stimmbezirke einen Caucus ab. In den Städten nehmen nicht selten mehrere hundert Menschen an einer Wahlversammlung teil, auf dem Land treffen sich oft nur je zwei Dutzend Parteianhänger.
NEW HAMPSHIRE (10. Jänner):
Der Ostküstenstaat mit 1,3 Millionen Einwohnern ist für seine Überraschungen bei den Vorwahlen bekannt, seitdem Dwight D. Eisenhower 1952 den Senator Robert Taft besiegte und später Präsident wurde. Die Sieger in New Hampshire haben gemischten Erfolg im weiteren Vorwahlkampf gehabt. Zwar gewann 2000 John McCain die Abstimmung, aber die republikanische Nominierung ging an George W. Bush. Vor vier Jahren gewann bei den Demokraten Hillary Clinton, aber nominiert wurde der heutige Präsident Barack Obama.
Der Staat mit dem Motto "Live Free or Die" ("Lebe in Freiheit oder stirb") ist konservativer als die anderen der Region. Seit 1984 haben nur zwei später auch gekürte Kandidaten alle zwei Vorwahlen in Iowa und New Hampshire gewonnen.
SOUTH CAROLINA (21. Jänner):
Der Staat gilt als sicherer Hafen für Kandidaten des Establishments, die sich gegen Überraschungssieger aus den ersten beiden Abstimmungen wehren müssen. Seit 1980 wurde jeder Republikaner, der die Vorwahl in South Carolina gewonnen hat, auch der Kandidat seiner Partei. Religion gilt als wichtiges Thema für die Wähler in South Carolina. Die Arbeitslosenquote beträgt 10,5 Prozent, sie zählt zu den höchsten in den USA.
In New Hampshire und South Carolina finden keine Caucuses statt sondern Primaries. Bei dieser üblicheren Form der Vorwahl können registrierte Parteimitglieder (closed primary) oder alle Stimmberechtigten (open primary) ohne vorherige Debatten oder Reden wie bei einer normalen Wahl in einem öffentlichen Wahllokal für einen Bewerber votieren.