Im Countdown zur 2. Republikaner-Vorwahl heute eskaliert die Schlammschlacht.
Wer ist der Mann, der die Republikaner-Vorwahlen gewinnen und nächster US-Präsident werden könnte? Mitt Romney (64) hat sicherlich mit seinem energischen Kinn und der schwungvollen, grau melierten Frisur das telegene Aussehen und die Tüchtigkeit für den härtesten Politjob der Erde im Oval Office: Der Mormone, der als junger Missionar in Frankreich an Türen klopfte (er spricht fließend französisch) und mit Frau Ann Davis fünf Söhne großzog, organisierte 2002 gekonnt die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City. Dann wurde er Gouverneur des liberalen US-Staates Massachusetts (2003–2007). Was er damals als Erfolge verkaufen konnte, wird im Vorwahlkampf von seinen Rivalen massiv kritisiert: Romney hob die Steuern an, setzte ein universelles Gesundheitssystem durch. Alles Maßnahmen, die er nun selbst an Obama kritisiert. Er gilt deshalb als rückgratloser Wendehals.
Wall-Street-Fan.
Doch im Kreuzfeuer der Kritik steht die „Wall-Street-Vergangenheit“ des Harvard-Absolventen: Als Chef der Investmentfirma Bain Capital kaufte er mit geborgtem Geld Firmen, die er durch Kündigungen „abspeckte“ und profitabel weiterverkaufte. Romney gilt als vehementer Befürworter der freien Marktkräfte. Seine Vergangenheit als „gieriger Job-Killer“, so Kritiker, ist aber seine größte Achillesferse im möglichen Wahlkampf gegen Obama.
Primary in New Hampshire
Mitt Romneys Rivalen wollen eine frühe Vorentscheidung vereiteln: Dem Ex-Massachusetts-Gouverneur könnte bei der New-Hampshire-Primary ein historischer Doppelschlag gelingen. Noch nie schaffte ein nicht als Präsident amtierender Republikaner Siege in Iowa und New Hampshire in Serie. Romney könnte bei der erhofften Kür zum Gegner von Barack Obama bei den Präsidentschaftswahlen am 6. November entscheidenden Schwung erhalten.
Der Mormone, der Millionen in den Wahlkampf hier investierte, führt noch mit 15 Prozent Vorsprung. Da der zuletzt aber um acht Prozent schmolz, lecken seine Rivalen Blut, orten die letzte Chance, den „Romney-Express“ noch zum Entgleisen bringen zu können – wenn nicht in New Hampshire, dann im konservativen South Carolina (21. Jänner).
„Lügner“
Ex-Speaker Newt Gingrich führt die konservativen Anti-Romney-Krieger an, verdammt den Favoriten als „Lügner“, als „unwählbaren Wendehals“, der seinen Konservatismus nur vorgaukle. Lachender Dritter ist weiter Obama: Selbst wenn sich Romney in der Schlammschlacht durchsetzt, ginge er demoliert in den Wahlkampf gegen den Amtsinhaber.