Thriller

Obama weint nach Wahl-Marathon

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In einem wahren Thriller duellierten sich die Kopf-an-Kopf-Kandidaten bis zuletzt . 

Es war ein Kampf um jede Stimme und begann mit einem klassischen Patt:: Die erbitterten Rivalen Barack Obama (51) und Mitt Romney (65) teilten sich die zehn (!) Stimmen im kleinen Nest Dixville Notch, dass traditionell die US-Wahl eröffnete: Fünf wählten Obama, fünf Romney.

Der winzige Ort in New Hampshire schien die Richtung für die Wahl vorzugeben: Ein Unentschieden drohte. Vor Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen, vor allem Frauen und Farbige wollten ihre Stimmen abgeben. In den Großstädten war die Wahlbeteiligung unerwartet hoch.

Obamas letzte Kundgebung

Im Lauf des Abends ging Obama langsam in Führung
Doch je länger der Abend dauerte, desto deutlicher schien Obama in Führung zu gehen. Auch am Ende des Wahltages lag der Präsident im Schnitt der letzten Umfragen mit 48,8 zu 48,1 Prozent knapp vorne (RealClearPolitics.com).

Obama hatte bis dahin alles gegeben: Mit Ehefrau Michelle und Rocklegende Bruce Spring­steen an seiner Seite, schwor er seine Anhänger beim letzten Wahlkampfauftritt auf Sieg ein: „Yes we can!“, rief er ihnen entgegen. Da liefen selbst dem coolen Obama Tränen über die Wangen: „Lasst uns zu Ende bringen, was wir begonnen haben.“. Und: „Alles liegt in euren Händen.“

Obama dankt seinen Helfern

Romney raste in einem wilden Sprint durch USA
Rivale Romney peitschte die Massen zur gleichen Zeit in New Hampshire auf. Seine Frau Ann schmiegte sich an den Mormonen-Millionär, Sänger Kid Rock begeisterte am Klavier: „Es geht um die Zukunft Amerikas“, flehte Romney: „Ich werde uns zur alten Größe führen.“

Romney wollte im Finale das Steuer noch herumreißen, im wilden Sprint raste er durch vier Schaukelstaaten. Selbst nach seiner Stimmabgabe in seinem Wohnort Belmont (Massachusetts) flog er noch zu zwei Auftritten nach Ohio und Pennsylvania. Doch es schien zu spät, Obama übernahm die Führung.

Angst vor Wahlbetrug: 2.500 Anwälte im Einsatz
Angst vor Wahlbetrug in Ohio: Die Firma Hart Intercivic, die die Wahlcomputer für den Schaukelstaat liefert, gehört engen Freunden von Mitt Romney, empören sich die Demokraten. Sie orten möglichen Wahlbetrug und sandten rund 2.500 Anwälte nach Ohio.

Die Anwälte sollen auch 200.000 provisorische Stimmzettel überprüfen, die die Behörden an Opfer von Supersturm „Sandy“ ausgegeben haben. Wird es knapp, soll jeder einzelne dieser Zettel von den Anwälten überprüft werden.

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Obamas letzte Kundgebung

Obama dankt seinen Helfern

Romney stärkt sich im Schnell-Imbiss

So erleben wir die Wahl in den USA

Hoffen. Ich schau mir die Wahlberichterstattung mit Freunden an der UCLA (Universität von Kalifornien) an.
Ich hoffe, dass es keine Wiederholung von 2000 gibt, als der Sieger nach Wahlmännern aber nicht nach absoluten Zahlen gewann. Das wäre für Obama und für die Legitimität seiner zweiten Amtsperiode schwierig.

Sturm-Opfer. Es ist nicht so elektrisierend, wie es 2008 war. Damals lag die Spannung spürbar in der Luft. Dieses Change-Feeling vermisse ich. Es ist ein spannender Wahlkampf, keine Frage, der aber in New York, wo ich bin, von den Auswirkungen von Sturm „Sandy“ überlagert wird. Es sind nach wie vor viele Menschen ohne Strom und es hat unter null Grad.
 

 

Disziplin. Höchst diszipliniert und „cool“ standen die New Yorker kilometerlang vor den Wahllokalen – die hier auch in Kirchen untergebracht sind. Viele waren bis zuletzt unentschlossen: Wenn man jemanden fragte, wen er denn wählen würde, bekam man zur Antwort: „… after the breakfast!“ Man entschied sich erst „nach dem Frühstück“.

On tour. Ich habe die Wahlkampf-Ralleys von Mitt Romney und Obama begleitet. Obama wirkte müde und kraftlos. Selbst sein Vorredner Ex-Präsident Bill Clinton wirkte fitter und besser als der Präsident. Mitt Romney ist bei seinen Reden viel angriffiger und emotionaler. Trotzdem würde ich Obama wählen. Denn die Republikaner leben nach der Philosophie: Wir gegen den Rest der Welt.

 

Ernüchternd. Sowohl die Demokraten als auch die Republikaner sind nicht so Feuer und Flamme wie in früheren Wahlkämpfen. Das hängt auch mit den großen Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit und massive Staatsverschuldung zusammen. Man spürt die unfassbare Polarisierung, die USA sind ein geteiltes Land. Der Präsident muss nun diesen riesigen Graben zuschütten.
 

 

Exkursion. Ich verlasse gerade ein Wahllokal, das ich mit einer 30-köpfigen Studentengruppe besichtigen konnte. Ich möchte wissen, wie eine österreichische Wahlkommission reagieren würde. Es wird wahrscheinlich nur knapp die Hälfte nicht wählen gehen. Viele interessiert das überhaupt nicht. Es gibt aber auch Schlangen vor den Wahllokalen.
 

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