Endspurt im US-Präsidentschaftswahlkampf: Einen Tag vor der Abstimmung werben Kamala Harris und Donald Trump noch einmal unter Hochdruck um die Stimmen der Wähler und Wählerinnen.
Denn beiden Kandidaten ist klar: Treffen die Umfragen zu, läuft es am Dienstag auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hinaus, bei dem es auf jede Stimme ankommt. Ob das Ergebnis noch in der Wahlnacht vorliegt, ist wegen des erwarteten knappen Ausgangs ungewiss.
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Unter Umständen wird es noch Tage oder gar Wochen dauern, bis etwa alle Briefwahlstimmen ausgezählt sind. Feststeht aber schon jetzt, dass es einen Eintrag in die Geschichtsbücher geben wird: Entweder bekommen die USA mit Harris erstmals eine Frau als Präsidentin - oder es kehrt mit Donald Trump der erste strafrechtlich verurteilte Ex-Präsident ins Weiße Haus zurück.
Wie schon am Wochenende legen Harris und Trump auch am letzten Wahlkampftag den Fokus auf die sogenannten Swing States. In diesen sieben besonders umkämpften Bundesstaaten ist völlig offen, wer am Ende die Nase vorn hat. Gleichzeitig könnte sich aber genau hier entscheiden, wer auf den scheidenden Präsidenten Joe Biden folgt. Denn in den USA wird das Staatsoberhaupt nicht direkt gewählt, sondern von den sogenannten Wahlleuten. Diese werden über die Bundesstaaten vergeben, und zwar - bis auf wenige Ausnahmen - nach dem "winner takes it all"-Prinzip. Derjenige mit den jeweils meisten Stimmen bekommt alle Wahlleute dieses Bundesstaates zugeteilt. Es kommt also nicht darauf an, landesweit die meisten Stimmen zu bekommen, sondern in den einzelnen Bundesstaaten die Oberhand zu gewinnen. Insgesamt gibt es 538 Wahlleute-Stimmen zu vergeben. Für einen Sieg sind somit mindestens 270 Wahlleute nötig.
93 Stimmen in Swing States
Je bevölkerungsreicher ein Bundesstaat ist, umso mehr Wahlleute stellt er zur Verfügung. Sollte die Wahl wie erwartet laufen, dann dürfte Harris aus den Bundesstaaten, die als Hochburgen der Demokraten gelten, 226 Wahlleute-Stimmen bekommen. Trump könnte mit 219 Stimmen rechnen. Übrig blieben dann noch die 93 Stimmen in den sieben Swing States. Den größten Preis hat Pennsylvania zu vergeben, hier lassen sich auf einen Schlag 19 Wahlleute holen. Harris wollte sich am Montag ganz auf diesen Bundesstaat konzentrieren. Auf ihrer Reiseagenda standen Stopps in Allentown, Pittsburgh und Philadelphia. Trump wiederum plant gleich in drei Swing States Auftritte: zunächst Raleigh in North Carolina, dann Reading und Pittsburgh in Pennsylvania, schließlich Grand Rapids in Michigan. Danach will er nach Palm Beach in Florida zurückkehren, um dort seine Stimme abzugeben und die Wahl zu verfolgen.
Daneben schalteten beide Wahlkampflager in den vergangenen Tagen noch einmal eine Flut an Anzeigen und Beiträgen im Fernsehen, Radio und den Sozialen Medien. Gruppen, die Trump unterstützen, setzten zudem verstärkt darauf, Stimmberechtigte zu mobilisieren, die normalerweise nicht zur Wahl gehen. Harris-Anhänger gingen wiederum scharenweise im ganzen Land klinkenputzen, um vor allem Unentschiedene von der Vizepräsidentin zu überzeugen. Kampagnenleiterin Jen O'Malley Dillon zeigte sich optimistisch, dass die Bemühungen fruchteten. Sie verwies auf interne Daten, wonach in den Swing States insbesondere Frauen, die sich noch nicht festgelegt hatten, zunehmend zu Harris tendierten. Außerdem hätten bereits viele Wähler, die der Kernanhängerschaft der Demokraten zugerechnet werden wie etwa junge Menschen, die Möglichkeit genutzt, vorzeitig ihre Stimme abzugeben.
Bis Montag hatten nach Angaben der Wahlexperten von der University of Florida bereits mehr als 78 Millionen Menschen gewählt. Bei der Wahl vor vier Jahren wurden insgesamt 160 Millionen Stimmen abgegeben, es war die höchste Wahlbeteiligung seit mehr als einem Jahrhundert. Experten werteten die Zahlen als Signal dafür, dass auch diesmal wieder mit einer hohen Beteiligung zu rechnen ist. Als Grund dafür gilt vor allem Trump, der sowohl bei seinen Anhängern als auch seinen Gegnern für ein verstärktes Interesse an der Präsidentschaftswahl sorgt. Parallel dazu sind die Amerikaner am Dienstag aber auch dazu aufgerufen, etwa ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus zu wählen. Auch hier ist der Ausgang offen.