Schlacht der Vizes

Trump-Vize Vance punktet gegen "nervösen" Harris-"Running Mate"

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Die große Schlacht der Vizes in New York ist geschlagen – fünf Wochen vor dem Wahltag.

Beim einzigen TV-Duell zwischen Tim Walz und J.D. Vance (R, 40) wollten die Vizepräsidentschaftskandidaten eine Vorentscheidung erreichen.

Millionen sahen bei diesem wahrscheinlich letzten Höhepunkt des Wahldramas zu. Die wichtigsten Zuschauer jedoch: Ihre Chefs, Kamala Harris und Donald Trump. Erkennbar war daher auch, dass beide keine groben Patzer oder negative virale Momente liefern wollten.

Brandaktuell gleich das erste Thema: der Krieg im Nahen Osten. In einer explosiven Welt wie jetzt sei eine stete Hand gefragt und nicht ein fast 80 Jahre alter wankelmütiger Mann, vor dem selbst seine Ex-Berater warnen. „Donald Trump wird denjenigen folgen, die ihm am meisten umschmeicheln“, feuerte Walz. Vance verwies, dass es mit Trump im Weißen Haus „durch Stärke“ eine friedliche Welt gab. Ob sie einen Militärschlag Israels gegen den Iran unterstützen, wollten beide nicht beantworten.

Verheerung durch Horrorsturm "Helene"

Angesprochen auf die Klima-Katastrophe, auch nach der Verheerung durch Horrorsturm „Helene“, behauptete, die USA sei ohnehin ein Vorbild bei der „sauberen Luft“. Er argumentierte, dass zuerst andere Staaten aufholen sollten. Um die Hurrikan-Opfer müsse man sich kümmern. Walz erinnerte daran, dass Trump den Klimawandel einen „Scherz“ nannte.

Walz wollte seine wichtigste Rolle in dieser Wahlschlacht hervorkehren: Ein volkstümlicher ehemaliger Schul-Coach, Nationalgardist und passionierter Jäger, der den Draht zu Harris-skeptischen Wechselwählern in Amerikas Kernland herstellen soll. Ähnlich die Aufgaben auch für Vance. Aber der Autor des Bestseller-Bio „Hillbilly Elegy“ (über seine triste Jugend im Ohio-Industriefriedhof des „Rostgürtels“) wurde vor allem als forscher Angreifer für seinen Boss Trump installiert: Dabei hatte er bisher mitunter über die Stränge gehaut, etwa als er Gerüchte über Katzen fressende Haitianer in der Ohio-Stadt Springfield streute.

Krisenthema Nr. 1: Löchrige Grenze und Rekord-Migration

Stark argumentierte Vance beim Krisenthema Nr. 1, der löchrigen Grenze und Rekord-Migration: „Wir müssen zuerst die Blutung stoppen, die Grenze sicher machen!“ Er nannte Harris als Hauptschuldige des Chaos, wie er meinte. Walz verwies, dass Trump selbst einen Kongress-Kompromiss für eine sichere Grenze torpediert hatte: Er wollte damit ein für ihn griffiges Wahlkampfthema nicht gefährden. Harris habe drei Jahre lang geprahlt, dass sie Trumps strenge Gesetze aufgehoben habe. Sie sei schuld an der Krise, vor allem auch, weil sie als „Grenzbeauftragte“ versagt habe. In Sachen über die Grenze geschmuggelte Drogen vermischte Vance geschickt politisches und privates: „Meine Mutter kämpfte mit Opioid-Abhängigkeit und wurde clean – ich möchte nicht, dass Süchtige ihrer zweiten Chance beraubt werden, weil Kamala Harris Fentanyl in Rekordmengen in unsere Gemeinden einschleusen lässt“.

Walz warf den Duellanten hingegen vor, Migranten zu „dämonisieren“. Wie eben bei den Tier-Horrorstorys in Springfield. Man könne Einwanderer nicht für „alles verantwortlich machen“, sagt der Minnesota-Gouverneur. Festgestellt wurde, dass besonders bei Walz die Körpersprache Bände spreche: Er fühle sich „unbehaglich“. Er ratterte Argumente runter, der Blick streng, das Gesicht verkrampft. Hektisch machte er Notizen. Vance wirkte da entspannter.

Vance mit einem "Faktencheck" unterbrochen

Als Vance feststellte, dass die große Zahl an Migranten die Stadt überforderte, wurde er mit einem „Faktencheck“ von den beiden CBS-Moderatorinnen unterbrochen. Brutal wurde ihm dann das Mikrofon abgedreht. Der Ohio-Senator wurde konfrontiert, dass er Trump früher mit „Hitler“ verglich. Er argumentierte, dass ihn die Leistungen seines jetzigen Bosses im Oval Office „umgestimmt“ hätten. Vance: „Ich habe mich geirrt ... weil ich einige der unehrlichen Medienberichte geglaubt habe.“ Er gab zu, dass vieles „besser laufen“ hätte können, doch schob die Schuld dem Kongress in die Schuhe.

Vance wollte jedenfalls hinter der Volkstribun-Fassade seines Gegenübers einen Ultraliberalen enthüllen. Angriffsflächen boten auch glatte Lügen von Walz, als er etwa erzählte, er habe Waffen in den Krieg getragen, obwohl er nie im Krieg war. Er behauptet zuletzt fälschlich, sich während des Tiananmen-Massakers 1989 in Hongkong aufgehalten zu haben. Und wurde darauf angesprochen: Er habe sich „versprochen“, sei im „gleichen Jahr“ in China gewesen. Überzeugend wirkte er nicht.

Reizthema Abtreibung

Hart war der Schlagabtausch beim Reizthema Abtreibung: Trump sei für die jüngsten Abtreibungsverbote verantwortlich, klagte Walz an. Damit sei das Leben von Schwangeren gefährdet. Die Frage, warum in seinem Bundesstaat Abtreibungen bis zum Zeitpunkt der Geburt erlaubt ist, wollte er nicht beantworten. Vance nannte die Praxis „barbarisch“.

Vance ging jedenfalls laut Umfragen als Minusmann ins Duell! Seine Popularität: 32 Prozent. Der schlechteste Wert für einen Vizekandidaten seit 30 Jahren. Walz kommt auf 44 Prozent.

 "Wir schulden es unseren Kindern, etwas zu tun" 

Beim Thema Waffen-Gewalt wurde entlang der politischen Demarkationslinien diskutiert: Vance verlangte verstärkten Schutz von Schulen, Walz strengere Waffengesetze. „Wir schulden es unseren Kindern, etwas zu tun“, argumentierte er. Der ehemalige Lehrer sagte, sein 17 Jahre alter Sohn sei Zeuge einer Schießerei geworden. Vance blickte verwundert, sagte aber dann: „Das tut mir leid für ihn“. Walz lieferte jedoch einen Versprecher, der viral abgehen könnte: „Ich bin befreundet mit Schulschießern“, sagte er. Gemeint waren Hinterbliebene von Opfern.

Der Harris-Vize konnte punkten, als der Sturm auf Kapitol durch Trump-Anhänger zur Sprache kam. Man müsse wieder dorthin zurückkehren, als Verlierer „einfach die Hand zu schütteln“ und die Macht zu übergeben. Vance spielte die Gewalt an diesem Tag herunter und wollte trotz mehrfachen Nachhakens nicht sagen, ob Trump die 2020-Wahl verloren hatte.

Mikro abgedreht

Kontroverse Momente gab es auch bei der Moderation: Als Vance feststellte, dass großer Zuzug an Migranten Städte überfordern, wurde er mit einem „Faktencheck“ von den CBS-Moderatorinnen unterbrochen, das Mikro kalt abgedreht.

Zu einer Flut an Kommentaren führte die Körpersprache des Minnesota-Gouverneurs: Er fühle sichtlich „unbehaglich“, hieß es, ratterte Argumente runter, der Blick streng, das Gesicht verkrampft. Hektisch machte er Notizen. Vance wirkte entspannter. Was aber für beide galt: Das Rededuell geriet konstruktiver als jenes ihrer Chefs.

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