Der unberechenbare Donald Trump geht plötzlich auf Kritiker zu.
Dem nächsten US-Präsidenten Donald Trump wird zu wenig Politikerfahrung vorgeworfen. Er lehne sich gegen die alte republikanische Linie auf und habe in seinem Team aggressive Berater. Doch in den Tagen nach der Wahl hat der Republikaner immer wieder mit versöhnlicheren Tönen überrascht. Auch auf Kritiker ist er zuletzt zugegangen.
Überraschender Schritt
Vor allem seine eigene Partei dürfte seit seinem nächsten Schritt wieder aufatmen dürfen. Denn Trump will sich anscheinend den Rat des geschätzten Ex-Außenministers Henry Kissinger (93) einholen.
Am Donnerstag pausierte Trump schließlich die Beratungen über die Zusammensetzungen seines Regierungsteams. Der politisch wenig erfahrene Geschäftsmann wollte sich mit dem 93-jährigen politischen Schwergewicht treffen.
Traditioneller Republikaner
Kissinger, der bereits unter Nixon, Ford, Reagan und George W. Bush als Berater und Außenminister tätig war, steht für den traditionellen politischen Kurs der Republikaner. Er wird international geschätzt und kennt die Politik besser als seine Westentasche.
Wie Trump erklärte, habe er "enormen Respekt" vor dem Ex-Außenminister. Er wisse es sehr zu schätzen, dass dieser zu dem Gespräch, in dem es um China, Europa, den Iran, Russland und weitere weltpolitische Themen ging, bereit war.
Im Wahlkampf hielt sich Kissinger immer auf kritischer Distanz von Trump.
Ärgster Kritiker als Außenminister?
Doch auch einen weiteren Kritiker will der 70-Jährige scheinbar ins Boot holen: Den früheren Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Mitt Romney (69). Laut Informationen der TV-Sender CNN und NBC wolle Trump ihn am Wochenende zu einem Gespräch treffen. Romney, der im Wahlkampf Trumps ärgster Kritiker war, könnte als künftiger Außenminister fungieren.
Doch auch der frühere New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani oder die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley zählen zu den Anwärtern für den Außenminister-Posten.
Der erzkonservative Senator und Verbündete Trumps Jeff Sessions äußerte sich zuletzt äußerst positiv über Romney: "Ich denke, Herr Romney könnte eine ganze Menge Dinge machen."
Positiver erster "Staatsbesuch"
Der designierte US-Präsident hat schon acht Tage nach seiner Wahl Japans Ministerpräsident Shinzo Abe in New York getroffen. Dieser zog nach einem 90-minütigen Gespräch ein positives Fazit. "Ich bin überzeugt, dass Herr Trump eine Führungspersönlichkeit ist, zu der ich großes Vertrauen haben kann", so Abe.
Am Donnerstag traf Trump den Israelischen Botschafter in den USA, Ron Dermer. Auch dieser äußerte sich positiv über den Republikaner. Trump sei ein "wahrer Freund Israels".
Trump als Chance für Europa
Donald Trump als US-Präsident ist aus Sicht des Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, auch eine Chance für Europa. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass von uns mehr verlangt wird", sagte Ischinger am Freitag dem deutschen Sender RBB-Inforadio.
"Wir müssen uns darauf einstellen, dass Europa sicherheitspolitisch endlich erwachsen wird. Wir haben uns über ein halbes Jahrhundert gemütlich eingerichtet darin, dass - wenn es irgendwie kracht und knallt und schwierig wird -, dass dann immer die USA da sind, um die Westeuropäer zu schützen."
Er finde es gar nicht so schlecht, dass Europa auf diese Weise ermahnt werde, mehr für die eigene Sicherheit zu tun, sagte Ischinger. "Das ist keine völlig falsche Richtung."
Die Münchner Sicherheitskonferenz ist eine Tagung internationaler Sicherheitspolitiker, Armeeangehöriger und Rüstungsindustrieller. Sie kommt jährlich im süddeutschen München zusammen.