Dienstag Start für die Vorwahlen: Bundesstaat Iowa kürt den Obama-Gegner.
Viele Amerikaner sind von US-Präsident Barack Obama enttäuscht. Statt „Yes we can“-Dynamik gab es Politlähmung und Wirtschaftsdauerkrise. Deshalb hoffen die Republikaner auf einen Machtwechsel im Oval Office im November. Heute, Dienstag, beginnt mit dem Iowa-„Caucus“ die Vorwahl-Saison zur Kür des rechten Obama-Rivalen.
Iowa, wo sich Bürger in 1784 Lokalitäten zur Abstimmung treffen, gilt als erstes Stimmungsbarometer. Ein Doppelsieg in Iowa und New Hampshire (10. Jänner) kann zur „frühen Krönung führen“, so NBC-Politexperte Chuck Todd.
Griesgrämig schart sich Parteibasis hinter Romney
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Der Ex-Gouverneur von Massachusetts, der 2008 bei den Vorwahlen John McCain unterlag, verfügt über eine prall gefüllte Wahlkampfkasse und eine schlagkräftige Organisation. In Umfragen lag er oft vorne, kam aber nie über 30 Prozent hinaus. Viele Republikaner halten ihn für keinen echten Konservativen, weil er in der Vergangenheit bei Themen wie Abtreibung oder Waffengesetzen eher liberale Ansichten vertreten hat. In Massachusetts zeichnete Romney für ein Gesundheitssystem verantwortlich, das der an der republikanischen Basis verhassten Gesundheitsreform Obamas ähnelt. Dazu kommt der mormonische Glaube des 64-Jährigen, der vor allem evangelikalen Christen nicht geheuer ist.
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Nach einem desaströsen Wahlkampfstart kämpfte sich der 68-Jährige mit überzeugenden Auftritten in den TV-Debatten zwischenzeitlich zurück. Der Historiker führte seine Partei einst bei den Kongresswahlen 1994 zum Sieg und war vier Jahre als Chef des Repräsentantenhauses der Gegenspieler des damaligen, demokratischen Präsidenten Bill Clinton. Anschließend machte er seine Washington-Erfahrung mit einer Beratungsfirma zu Geld. Diese Verankerung in den Zirkeln der Macht ist ein großes Manko bei Wählern, die sich nach einem Außenseiter sehnen. Außerdem kommt nicht gut an, dass er bereits zum dritten Mal verheiratet ist. Die Begeisterung für Gingrich schien in Umfragen zuletzt wieder nachzulassen.
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Der texanische Gouverneur schoss nach seinem späten Einstieg ins Nominierungsrennen im August sofort an die Spitze der Umfragen, nur um nach schwachen Leistungen in den TV-Debatten wieder zurückzufallen. Legendär ist der Patzer, als ihm vor laufender Kamera der Name einer Bundesbehörde nicht mehr einfiel, die er unbedingt abschaffen will. Perry ist aber ein erfolgreicher Spendensammler. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in den USA lobt sich der 61-Jährige seiner Erfolge bei der Schaffung neuer Jobs in Texas. Den evangelikalen Wählerblock umgarnt er mit der Verteidigung traditioneller Werte.
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Der 76-Jährige steht in seiner Partei für die libertäre Strömung, die den Staat auf das Allernötigste begrenzen will. Dazu gehört eine Ablehnung von Steuern und Sozialprogrammen, außerdem plädiert Paul für den Austritt der USA aus der UNO und kritisiert die US-Militärpräsenz in anderen Weltregionen. Bereits 2008 und 1988 hatte Paul einen erfolglosen Anlauf auf das Weiße Haus gestartet.
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In ihrem Geburtsstaat Iowa konnte Bachmann bei einer symbolischen Testwahl im August triumphieren, ansonsten läuft es aber nicht rund mit der Kampagne der Kongressabgeordneten. Meinungsforscher sehen sie nach einem Zwischenhoch im Sommer am unteren Ende des Bewerberfeldes. Bachmann führt die Tea-Party-Fraktion im Repräsentantenhaus an und fiel im Streit um die Anhebung der US-Schuldengrenze durch ihre Fundamentalopposition auf. Auch bei sozialpolitischen Themen bedient die 55-Jährige die Wünsche der Parteirechten und wettert gegen Abtreibung und Homoehe.
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Der Ex-Senator aus Pennsylvania konkurriert mit Bachmann um die Gunst der Tea-Party-Bewegung und hat sich als lautstarker Verfechter christlich-konservativer Ansichten einen Namen gemacht. Nach einer gescheiterten Wiederwahl im Jahr 2006 arbeitete der 53-Jährige unter anderem als Kommentator für den konservativen Sender Fox News.
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Der Ex-Gouverneur von Utah gilt als moderater Republikaner. Vor seinem Einstieg in das Präsidentschaftsrennen arbeitete er als US-Botschafter in China für Obamas Regierung - und hat deswegen bei vielen Konservativen schlechte Karten. Wie Romney ist der 51-Jährige Mormone.
Hier die chancenreichsten Kandidaten:
- Auf einen entscheidenden Doppelschlag hofft Favorit Mitt Romney. Die Basis kann den Mormonen zwar nicht ausstehen: Als Ex-Gouverneur des „liberalen“ Massachusetts gilt er als „zu moderat“, ist verschrien als Wendehals. Doch Romney wirkt mit grauen Schläfen, kantigem Gesicht und eloquenter Rhetorik präsidial. Für 48 Prozent hat er von allen Kandidaten die besten Siegeschancen. Es gefallen Versprechungen eines neuen „Wirtschaftswunder“. Er führte zuletzt in Iowa.
- Verglüht ist Polit-Dinosaurier Newt Gingrich: Der Ex-„Speaker“ während des Kongress-Krieges gegen Bill Clinton in den 90igern stürzte nach einer von Romney inszenierten Rufmordkampagne ab. Gingrich ist zwar schlagfertig, doch viele halten ihn wegen seinem losem Mundwerk und glatter Bösartigkeit für „unwählbar“. Dazu vergrämte er Moralapostel mit zwei Scheidungen.
- Für Überraschungen in Iowa könnten die Außenseiter Ron Paul und Rick Santorum sorgen: Texas-Abgeordneter Paul genießt als Parteiprovokateur (für Drogenfreigabe, gegen Kriege) bei rechten Jungwählern Kultstatus: Er lag zuletzt in Iowa knapp hinter Romney. Die Sensation könnte Pennsylvania-Politiker Santorum gelingen: Der Frömmler wurde in Iowa zum Liebling der Evangelisten.
- Abgeschlagen scheinen frühere Favoriten: Der telegene Texas-Gouverneur Rick Perry manövrierte sich mit Patzern in den TV-Debatten ins Abseits. Hardlinerin Michele Bachmann, einst Ikone der ultrarechten Tea Party, sprach zuletzt vor leeren Sälen.
Trotz der Schlammschlacht eint die Rechten die beißende Kritik an Obama: Alle wollen „Amerika vor ihm retten“. Obama spannte mit der Familie in Hawaii vor dem harten Wahljahr aus. Er will als Kämpfer für die Mittelklasse die Wiederwahl schaffen.