Präsidentschaftskandidatin begeistert beim großen Finale des Demokraten-Parteitags
So eine Euphorie hatten die Demokraten seit dem Obama-Zauber vor 16 Jahren nicht mehr: Die Partei – gerade erst mit Tattergreis-Präsidenten Joe Biden als Kandidat im Koma – ist seit der Übernahme von Vizepräsidentin Kamala Harris plötzlich in Partylaune. Zehntausende Parteigänger packte beim viertägigen Parteikonvent in der Sportarena „United Center“ in Chicago das Kamala-Fieber.
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Die Halle kochte, als Harris das Podium betrat. Sie versprach, Präsidentin für alle Amerikaner sein zu wollen – ein Versprechen, das einst auch Biden machte, aber kaum einhielt. Bei dieser Wahl habe Amerika die „flüchtige Chance“, so Harris, „die Bitterkeit, den Zynismus und die Klüfte der Vergangenheit hinter sich zu lassen – eine Chance, einen neuen Weg nach vorne zu gehen, gemeinsam, als Amerikaner“.
In vielerlei Hinsicht sei Trump ein „unseriöser Mann“, ging sie auf ihren Rivalen los: „Aber die Konsequenzen sind extrem ernst, sollte er wiedergewählt werden“.
Sie fand, dass Trump und die Republikaner „den Verstand verloren haben“.
Harris riss Konturen an, was sie im Oval Office plane:
- Steuersenkungen für die Mittelklasse und eine Offensive beim Häuserbau.
- Umweltschutz, Wählerrechte, Immigrations-Reform – für all das werde sie sich einsetzen.
- Zum Ukraine-Krieg versprach sie: „Ich stehe mit der Ukraine und mit der Nato!“
- Im Nahen Osten wolle sie die Sicherheit Israels gewährleisten – aber auch die Würde palästinensischer Zivilsten herstellen.
Harris kämpft mit Beyonce um Freiheit
Mit „Yes she can“ hatte ihr Partei-Ikone Barack Obama praktisch den Mantel seiner legendären „Hope“-Bewegung umgehängt. Auch wenn Harris auf den Slogan „Freedom“ (Freiheit) setzt, eine Wahlkampfhymne von Superstar Beyoncé inklusive. Der Harris-Hype, wie ÖSTERREICH vor Ort erlebte, wirkte ansteckend. Die Choreografie war perfekt. Ein XXL-Aufgebot an Stars (John Legend, Stevie Wonder, Oprah Winfrey) lockerte die Litanei an Lobpreisungen für Harris auf. Die Vita der Ex-Staatsanwältin mit indischen und jamaikanischen Wurzeln wurde inszeniert.
Harris habe das Zeug zur Präsidentin, betonten Schwergewichte der Partei in allen Facetten: Sie sei bereit – ab dem „ersten Tag“ im Oval Office, wurde versichert. Und durch ihre Wahl würden die USA in eine neue progressive Ära gepuscht werden. Gleichzeit hagelte es Verbalangriffe gegen Rivalen Donald Trump. Die Attacken („Narzisst“, „Diktator“, „Hampelmann der Reichen“ etc.) gerieten geifernd. Obama liefert sogar Penis-Untergriffe. Das Ziel: Der Gegner sollte demontiert werden.
Trotz des „Trump-Ba-shing“ wollten Harris’ Demokraten sonst mit positiven Perspektiven, mit einem Schuss „Freude“ auch einen Kontrast zu Trumps ständigem Weltuntergangsgerede setzen. Es sollte ein Blick in die Zukunft sein. „Cheferklärer“ Bill Clinton erklärte, wenn auch leicht zittrig, dass sich die Wähler entscheiden müssten: zwischen „Wir, das Volk versus ich, ich und ich“, wie auch er gegen Trump lästerte.
Jetzt geht der US-Wahlkampf richtig los
Auf der Strecke blieb die politische Substanz: Abgesehen von vagen Plänen zur Stärkung der Mittelklasse war bei den Reden wenig Konkretes herauszuhören – obwohl die Partei ein 92 Seiten dickes Polit-Programm veröffentlicht hatte.
Hinterfragt wurde auch das ständige Verteufeln von Trump. Das erinnerte an den Parteitag 2016, als der Republikaner trotzdem die Wahlen gegen die damalige Kandidatin Hillary Clinton gewann. Der abservierte Biden spielte bei dem Jubel-Konvent außer einer „Abschiedsrede“ am Montag keine Rolle mehr – demonstrativ flog er in den Urlaub nach Kalifornien. Harris startet nach dem Bad in Ballonen zum Schlusssprint im US-Wahlfinale.