Verfahren
USA drohen BP wegen Ölkatastrophe
02.06.2010
Verfahren soll Schuldfrage klären. Ölteppich erreicht erstmals Mississippi.
Die US-Bundesbehörden haben strafrechtliche Ermittlungen wegen der gigantischen Ölpest im Golf von Mexiko eingeleitet. Sie betreffen die Explosion auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" und die dadurch ausgelöste Umweltkatastrophe. "Wir werden nicht ruhen, bis wir Gerechtigkeit haben", betonte Holder in New Orleans. Gegen wen sich die Ermittlungen richten könnten, sagte Justizminister Eric Holder nicht.
Energische Antwort
Die Handlungen aller Beteiligten würden genau
geprüft, und bei Hinweisen auf vorschriftswidriges Verhalten werde eine sehr
energische Antwort folgen, sagte Holder. Die Ermittlungen könnten sich neben
BP auch gegen den Bohrplattform-Betreiber Transocean sowie die Unternehmen
Halliburton und Cameron International richten. Halliburton führte
Zementarbeiten am Bohrloch durch, Cameron lieferte eine Vorrichtung, die das
unkontrollierte Austreten von Öl und Gas verhindern sollte.
Verantwortliche vor Gericht
Kurz davor hatte US-Präsident Barack
Obama "feierlich" versprochen, "dass wir die Verantwortlichen vor Gericht
bringen werden", sollten Gesetze gebrochen worden seien. Gesetzsänderungen
sollen verhindern, dass sich eine solche Katastrophe wiederholen könne.
Justizminister Holder betonte, "dass die Verantwortlichen der Katastrophe
sie beseitigen und die zerstörten Naturressourcen wiederherstellen oder
ersetzen müssen".
Die "Deepwater Horizon" wurde vom Ölkonzern BP betrieben, als sie am 20. April explodierte und im Golf von Mexiko versank. Die Ölpest ist die größte in der Geschichte der USA. Alle Versuche, das offene Bohrloch unter Wasser zu schließen, blieben bisher erfolglos.
Neuer Eindämmungsversuch
Der Ölkonzern BP startet am
Mittwoch einen neuen Versuch zur Eindämmung der Umweltkatastrophe.
Angesichts der am Dienstag begonnenen Hurrikan-Saison schätzen Experten die
Erfolgsaussichten allerdings als gering ein. Unterseebote sollen laut BP das
Steigrohr absägen und ein Ventil aufsetzen, so dass das austretende Öl zum
größten Teil kontrolliert an die Oberfläche gebracht werden kann.
Nach Angaben der US-Regierung hat BP verschwiegen, mit welchen Risiken der neue Versuch verbunden ist. Ein Berater des Weißen Hauses hatte am Wochenende erklärt, durch das Absägen des beschädigten Steigrohrs könnten zunächst rund 20 Prozent mehr Öl austreten als zuvor. BP erklärte, man rechne nicht mit einer signifikanten Zunahme. Bei der Äußerung des Konzerns sei ihm nicht wohl, sagte Regierungssprecher Robert Gibbs am Dienstag.
Cameron schaltet sich ein
In die Bemühungen zur Eindämmung des
Lecks schaltete sich auch der "Titanic"-Regisseur James Cameron ein. Er und
sein kanadischer Landsmann Phil Nuytten, Chef der in Vancouver ansässigen
Firma für Unterwassertechnik Nuytco nahmen am Dienstag in Washington an
Gesprächen über innovative Wege zur Schließung des Lecks teil.
Ölteppich erreicht Mississippi
Unterdessen erreichten
Ausläufer des Ölteppichs erstmals auch den Staat Mississippi. Wie Gouverneur
Haley Barbour am Dienstag mitteilte, wurde auf der vorgelagerten Insel Petit
Bois ein 3,2 Kilometer langer und ein Meter breiter Ölstreifen entdeckt.
Zuvor waren bereits die Staaten Louisiana und Alabama von der Ölpest erfasst
worden.
Börsen reagieren
Nach einem Feiertag am Montag reagierten
die Börsen von London und New York am Dienstag auf die schlechten
Nachrichten für BP. Am Vormittag sank der Kurs zeitweise um mehr als 15
Prozent, womit 23 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet wurden. BP gab
allein die bisher entstandenen Kosten der Katastrophe mit rund 990 Millionen
US-Dollar (etwa 811 Millionen Euro) an. Darin seien auch Kosten zur
Eindämmung der Umweltschäden enthalten. Nach Einschätzung des Weißen Hauses
werden die erwarteten Folgekosten in Höhe von vielen Milliarden Dollar den
britischen Ölkonzern nicht in den Ruin treiben. Der Konzern sei groß genug,
um die finanziellen Folgen der Krise auf sich nehmen zu können, sagte
Obama-Sprecher Gibbs mit Blick auf die "hohe Marktkapitalisierung" von BP.