Die USA ziehen das Kopfgeld zurück, das auf den Chef der Islamistenmiliz HTS in Syrien ausgesetzt war.
Nach einem Treffen mit HTS-Chef Ahmed al-Sharaa in Damaskus sagte die US-Nahostbeauftragte Barbara Leaf am Freitag, sie habe in dem Gespräche "positive Botschaften" erhalten. "Auf der Grundlage unseres Gesprächs habe ich ihm gesagt, dass wir die Belohnung abschaffen (...), die seit einigen Jahren ausgesetzt war", sagte Leaf.
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Leaf war mit anderen US-Diplomaten am Freitag in die syrische Hauptstadt gereist, um dort den Anführer der islamistischen Miliz Hayat Tahrir al-Shams (HTS), Mohammed al-Golani, zu treffen, der inzwischen unter seinem bürgerlichen Namen Ahmed al-Sharaa auftritt. Die USA und weitere westliche Staaten führen die HTS offiziell nach wie vor als Terrororganisation.
Pressekonferenz abgesagt, aber nicht aus Sicherheitsgründen
Eine für Freitag in Damaskus geplante Pressekonferenz wurde abgesagt. Leaf bestritt, dass dies wegen Sicherheitsbedenken geschehen sei. "Ich möchte klarstellen, dass es kein Sicherheitsproblem als solches gab", sagte Leaf. "Wir konnten nur nicht mehr rechtzeitig zum Veranstaltungsort gelangen, bevor wir die Stadt verlassen mussten."
Das US-Außenministerium hatte im Vorfeld der Syrien-Reise erklärt, die Diplomaten würden sich im Land auch mit Aktivisten, Angehörigen von Minderheiten und Vertretern der Zivilgesellschaft treffen. Die amerikanische Seite hatte betont, dass ein gerechter Umgang mit ethnischen und religiösen Minderheiten, einschließlich Christen, zentral für die Übergangsphase sei. Wenige Tage nach dem Sturz Assads hatte US-Außenminister Antony Blinken während einer Reise durch mehrere Nachbarstaaten Syriens bereits erklärt, seine Regierung stehe in direktem Kontakt zur HTS-Miliz, die Assad zusammen mit verbündeten Gruppen gestürzt hatte.
Bemühungen um Kontaktaufnahme zur HTS-Miliz
Auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die EU bemühen sich derzeit um eine Kontaktaufnahme mit den neuen Machthabern in Syrien. Dabei geht es auch um eine Stabilisierung der Lage in dem Land und den Versuch, Klarheit über den Kurs zu bekommen, den die HTS-Miliz einschlagen will. Eine EU-Delegation soll am Montag nach Damaskus reisen.
Am 8. Dezember war der jahrzehntelangen gewaltsamen Herrschaft der Assad-Familie in Syrien durch eine Großoffensive von Kämpfern unter der Führung der HTS ein Ende gesetzt worden. Assad floh nach Russland. Die neuen Machthaber setzten eine Übergangsregierung ein, die versprach, die Rechte aller Syrer schützen zu wollen.
Ursprünglich ist die HTS aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger von Al-Kaida hervorgegangen. Allerdings hat sie nach eigenen Angaben seit 2016 keine Verbindungen mehr zu dem Terrornetzwerk und präsentiert sich inzwischen als moderat.